Fachkräftemangel bekämpfen IHK macht Arbeitgeber fit für Flüchtlinge
Die deutsche Wirtschaft sieht in der steigenden Zahl von Flüchtlingen eine Chance, denn sie beklagt sich ständig über Fachkräftemangel. Doch wie umgehen mit Flüchtlingen, wie sie integrieren? Die IHK in München schult jetzt Arbeitgeber.
Deutsche sind pünktlich, dafür sind wir bekannt. Zu spät kommen - unerwünscht. In anderen Ländern nimmt man es mit der Zeit nicht unbedingt ganz so genau. Da liegt Konfliktpotenzial, wenn man Mitarbeiter aus anderen Kulturen hat. Die Trainerin Andrea von Gleichenstein beschäftigt sich seit 25 Jahren mit fremden Kulturen.
Wie sag ich's meinem Flüchtling?
"Darum ist es besonders wichtig dass wenn die jungen Flüchtlinge in die Betriebe kommen, dass ihnen auch klar ist. dass wenn man fünf Minuten zu spät ist, dass es eben als Respektlosigkeit oder Desinteresse interpretiert werden kann."
Andrea von Gleichenstein
Heute steht sie in einem Seminarraum der IHK-Akademie in München. Die 15 Teilnehmer kommen überwiegend aus Personalabteilungen, sie alle wollen wissen worauf es ankommt, wenn sie Flüchtlinge einstellen oder ausbilden.
"Sie als Ausbilder sind nicht nur zuständig, dass die Wissen bekommen, sie sind auch so etwas wie jetzt erschrecken sie nicht, so etwas wie eine Vaterfigur, eine Mutterfigur, wie ein zu Hause."
Andrea von Gleichenstein
Arbeitgeber tragen also eine große Verantwortung. Ob man einen Flüchtling einstellen darf oder nicht hängt von seinem Aufenthaltsstatus ab. Mit Aufenthaltserlaubnis haben sie uneingeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt. Bei einer Duldung und bei Asylbewerbern sieht es anders aus. Da es hier viele Dinge zu beachten gilt, haben Bundesagentur für Arbeit und Industrie- und Handelskammern Hotlines für Firmen eingerichtet. Aber warum setzen sich die Unternehmen mit diesem komplexen Thema auseinander? Andreas Zacherl ist beim Babynahrungshersteller Hipp für die Ausbildung in der Produktion zuständig. Er will in Zukunft auch Flüchtlinge ausbilden.
"Ich sehe das schon als soziale Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und gegenüber den jungen Leuten die da aus Kriegsgebieten kommen und von zu Hause geflohen sind. Und denen man dann hier die Möglichkeit gibt sich zu integrieren."
Andreas Zacherl
Besonders Handwerker rechnen sich was aus
In vielen Betrieben dürfte aber auch der Fachkräftemangel eine große Rolle spielen. Immerhin sind vergangenes Jahr in Bayern knapp 11 000 Lehrstellen offen geblieben. Der Garten- und Landschaftsbauer Bastian Rohrhuber hat derzeit drei Mitarbeiter und will weiter wachsen. Er sieht in den Flüchtlingen eine große Chance.
"Ich denke aus den Herkunftsländern wo die Flüchtlinge herkommen ist es noch üblicher viel mehr mit der Hand zu machen und selber zu ahndweken als das vielleicht bei uns üblich ist und deswegen denke ich, dass dort viele Fähigkeiten auch liegen."
Bastian Rohrhuber
Gebetszeiten gehen von der Arbeitszeit ab
Doch um Erfolg zu haben, müssen die Arbeitgeber im direkten Gespräch mit den Flüchtlingen viel klären. Wenn der neue Mitarbeiter am Tag zehn Minuten beten will, dann müsse klar sein, dass diese Zeit von der Arbeitszeit abgeht, sagt Andrea von Gleichenstein.
Schweinefleisch kennzeichnen und Chefinnen erklären
Und wer Muslime anstellt, der sollte in der Kantine Gerichte mit Schweinefleisch kennzeichen. Und manch einem Mitarbeiter aus ein anderen Kultur müsse man erklären, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind und Frauen auch Führungspositionen haben können. Alles lösbar, sagt die Expertin.
"Mein Eindruck ist es ist ne große Chance wenn sich beide darauf einlassen und beide darauf vorbereiten. Wenn man die Haltung hat ich bin wie ich bin und wenn es nicht passt dann geht's halt nicht dann ist die Wahrscheinlichkeit dass man mit Menschen aus nem anderen Kulturkreis erfolgreich zusammenarbeiten kann gering."
Bastian Rohrhuber
In manchen Fällen kann dabei auch ein Mentor hilfreich sein. Ein Ansprechpartner im Betrieb, der den neuen Mitarbeiter begleitet und ihm hilft, sich zurechtzufinden. Und ihn auch außerhalb des Betriebes unterstützt, zum Beispiel bei Behördengängen oder der Wohnungssuche.
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Aron, Dienstag, 08.März 2016, 01:58 Uhr
5. Es gibt kein Fachkräftemängel
Wenn ich mir mal die Stellenbörse anschaue, dann sehe ich nur Leihfirmen die alles kaputt machen ich habe sogar 2 technische Berufe gelernt kriege kein festen Job. Entweder lande ich bei einer Leihfirma für weniger Lohn oder man wird höchstens für 1 Jahr eingestellt. Ich verstehe nicht warum Flüchtlinge Jobs kriegen sollen wo wir schon genug Arbeitlose haben.
Oliver S., Montag, 07.März 2016, 23:59 Uhr
4. Meine persönliche Befürchtung ist,
dass Flüchtlinge hier von unserer von Wachstum und Gewinn besessenen Wirtschaft künftig schlichtweg ausgenutzt werden. Denn anders als die deutschen Arbeitnehmer sind diese hinsichtlich Bezahlung und Arbeitsbedingungen wesentlich anspruchsloser.
derBÖSEwolf, Montag, 07.März 2016, 15:00 Uhr
3. Arbeitskräftemangel ???
sie Arbeitgeben sollein einfach mal anständige Löhne bezahlen, dann bekommen die auch gutes Personal....
Schorsch, Montag, 07.März 2016, 11:49 Uhr
2. Alles mit Zwangsbeiträgen finanziert
Interessant, hier werden die Arbeitgeber in die sog. Flüchtlinge integriert. Und das alles mit Zwangsbeiträgen der Arbeitgeber.
Vorschlag: Dringend die IHK abschaffen! Diesbezügliche Prozesse werden ja bereits seit Jahren ausgesessen.
Antwort von derBÖSEwolf, Montag, 07.März, 15:11 Uhr
Lustig ist ja überhaupt, das der Arbeitgeber "integriert" werden muss :)
wm, Montag, 07.März 2016, 09:15 Uhr
1. 5 Millionen Arbeitslose in D
Trotzdem Fachkräftemangel??
Wahrscheinlich ist die Fachkraft mit Eigenheim nicht flexibel,dazu noch zu teuer!
Übrigens,Nahles will von Schäuble mehr Geld um mehr 1€ Jobs zu schaffen!!
Antwort von Andrea, Montag, 07.März, 10:50 Uhr
Wir haben hier in Deutschland eine extreme Schieflage. Angefangen beim Bildungssystem, hin zum Arbeitsmarkt, bis zu den Renten. Selbst gut ausgebildete junge Menschen taumeln von einer prekären Arbeitssituation in die nächste - ohne Perspektive, ohne entsprechenden finanziellen Erlös. Unser Bildungssystem ist lieblos und Menschen werden mehr durchgeschleust als dass sie "gebildet" würden. Förderung entsprechend der individuellen Stärken, Unterstützung bei der Ausbildungs- und Studienwahl? Fehlanzeige! Dafür fehlte leider jahrzehntelang das Geld, das jetzt an anderer Stelle rausgepulvert wird. Ich kann mich Ihnen in Ihrer Einschätzung nur anschließen und vor allem kann ich die Frustration meiner Mitmenschen nachvollziehen! Schöne "soziale Marktwirtschaft"!
Antwort von wm, Montag, 07.März, 12:01 Uhr
Hi Andrea
Zitat von Schäuble:"Oberste Priorität hat die Finanzierung der Flüchtlingskrise."
Das heißt ,für die wird alles getan,für das deutsche Volk möglichst wenig oder gar nichts.
Weiter: Das deutsche Ausbidungssystem ist auf Profit ausgerichtet,zumindest im Einzelhandel gang u.gäbe.
Nach der erfolgreichen Ausbildung hat der "Mohr" seine Schuldigkeit getan,wird nicht übernommen.
Ein neuer Azubi muß her,der ist billiger als eine Fachkraft.
Eine gängige Praxis, mit der die Lohnkosten reduziert werden.
Antwort von Andrea, Montag, 07.März, 13:22 Uhr
Der werte Herr Schäuble findet ja auch, dass hier alle in Saus und Braus leben! Kann ich verstehen, wenn man Jahrzehnte in den schönsten Wohngegenden zubringt und mit dem persönlichem Chauffeur herumkutschiert wird. Das mag die Wahrnehmung verzerren!
Antwort von Oliver S., Montag, 07.März, 23:54 Uhr
"... Wahrscheinlich ist die Fachkraft mit Eigenheim nicht flexibel,dazu noch zu teuer ..."
Was soll der Quatsch? Warum sollte ich, nur um beruflich flexibel sein, auf ein Eigenheim verzichten? Damit ich denselben Betrag an Miete monatlich irgend einem in den Rachen schiebe, der eh schon genug Geld hat? Oder damit irgend eine Immobiliengesellschaft Gewinne abschöpfen und wachsen kann? Um dann mit Beginn der Rente ausziehen zu müssen, weil ich mir dann die Miete nicht mehr leisten kann?
Da ist es wesentlich besser, in ein Eigenheim zu investieren, welches mit Beginn der Rente abbezahlt ist. Würden wir mehr Menschen diese Möglichkeit geben, dann hätten wir auch weniger Probleme mit Altersarmut. Die ständig steigenden Mieten sind das Problem.