EZB beruhigt Bankenkrise in Italien lösbar
Bei Italiens Banken türmen sich faule Kredite. Das Problem wurde lange nicht erkannt. Bis der Brexit für erhebliche Verwerfungen auf den Finanzmärkten sorgte. Plötzlich war Krisenstimmung angesagt - die EZB versucht die Wogen zu glätten.
Die Zahl ist schwindelerregend: Kredite im Wert von 360 Milliarden Euro gelten bei Italiens Banken als Problemkredite. Das heißt, sie können nicht mehr oder nur noch teilweise zurückgezahlt werden.
"Das Problem der notleidenden Kredite kann bewältigt werden, sollte aber nicht unterschätzt werden."
EZB-Bankenwächter Ignazio Angeloni.
Angeloni gehört zum engeren Kreis der Mitarbeiter von Mario Draghi, dem Chef der Europäischen Zentralbank (EZB). In einem Interview mit der italienischen Wirtschaftszeitung "Il Solde 24 Ore" erklärte Angeloni, es handle sich nicht um ein landesweites Problem, betroffen seien lediglich einige Institute.
Dauerkrise als Ursache
Der Hintergrund: Nach jahrelanger Wirtschaftsflaute in Italien können viele Unternehmen ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen. Daraus ergibt sich die Summer von 360 Milliarden Euro. Das ist immerhin ein Drittel aller als faul eingestuften Kredite in der Eurozone. Nur die griechischen Banken haben im Schnitt noch mehr faule Kredite in ihren Büchern.
Brexit als Beschleuniger
Der Austritt Großbritanniens aus der EU hatte auf den Finanzmärkten regelrechte Schockwellen ausgelöst. Diese Wellen hatten die schwachen italienischen Banken besonders getroffen. Seitdem steht das Thema Bankenkrise in Italien im Focus.
Unicredit als Problemfall
Besonders betroffen ist die Großbank Unicredit. Sie soll alleine faule Kredite in Höhe von rund 80 Milliarden Euro angehäuft haben. In einem Interview hatte der Verwaltungsratschef der Bank, Giuseppe Vita, bereits eingeräumt, dass die Bank frisches Geld braucht. Unicredit ist durch den Kauf der Hypo-Vereinsbank auch in Deutschland stark vertreten.
EU gegen Rettungspaket
Die italienische Regierung will ein Rettungspaket für die Banken auflegen. Das aber würde die Regeln verletzen, die sich die EU nach der Bankenkrise von 2008 gegeben hat. Viele führende EU-Politiker lehnen daher Staatshilfen für Banken strikt ab.
Eile geboten
Nach den Worten von EZB-Mann Ignazio Angeloni reicht der unlängst in Italien eingerichtete Bankenrettungsfonds Atlante nicht aus. Den Fonds zu verstärken, vor allem durch Gelder von Privatinvestoren außerhalb des italienischen Bankensektors, sei deshalb wünschenswert. "Ich denke auch, dass eine Präsenz internationaler Investoren ein gutes Signal wäre," sagte Angeloni
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reiner tiroch, Freitag, 15.Juli 2016, 17:50 Uhr
5. Querdenkereien
ich stelle mit bedauern fest, dass die gnadenlose Verarscherei in Sachen Rettung, lol. ... wie am Fließband munter weitergeht. Italien sei plötzlich kein Problem? keiner hat seine Bilanzen gesäubert, Billionen fehlen, faule Kredite ohne Ende, Target 2, usw. und das obwohl bereits mit 5 Billionen die Banken gerettet wurden, ...lol..... wann wollt ihr Deppen den Gau verkünden? wenn sich alle Bedient haben vorher? gibt es noch kein gemeinsames Datúm? oder geht das dann mit dem gewünschten Kriegsbeginn einher?
Wolfgang Kuhn, Freitag, 15.Juli 2016, 14:36 Uhr
4. EZB
Ich halte das, was Herr Draghi - letztlich von unserer Regierung toleriert - macht, mittel- und langfristig für wesentlich gefährlicher für unser Gemeinwesen als den vielzitierten Brexit. Man muss sich nur mal überlegen, was es langfristig bedeutet, wenn ein Land Staatsanleihen zum Zins Null ausreichen kann und die Käufer schon froh sind, wenn sie nach zehn Jahren (hoffentlich) den Einsatz zurück bekommen. Und unsere Pensionskassen etc. sind gehalten, solche Staatsanleihen zu kaufen! Uns stehen schlimme Zeiten bevor. Aber nicht wegen des Brexits. Aber gelogen wurde ja nur von den Brexit-Befürwortern... Und Italien: Na ja, da vergesellschaften wir die Schulden nach Art von Herrn Renzi und dann passt das schon. So habe ich mir eine Europäische Union nicht vorgestellt. Ach ja: Es ist halt ein Friedensprojekt. Schafft man so Frieden?
Thomas, Freitag, 15.Juli 2016, 14:23 Uhr
3.
Natürlich stemmen wir das auch noch.
Dafür gehen die Deutschen doch jeden Tag arbeiten, 12 Monate im Jahr, 6 Monate davon für den Staat - und Zinsen auf das ersparte bekommen sie auch keine mehr. Vom durchfüttern der Millionen Wirtschaftsflüchtlingen will ich jetzt hier noch gar nicht reden. WIR SCHAFFEN DAS !!!
Beruhigter, Freitag, 15.Juli 2016, 14:15 Uhr
2. Na, da bin ich ja mal beruhigt...
...wenn die EZB das Problem für lösbar hält.
Gleichzeitig pumpt die EZB Monat für Monat neue Milliarden in den Markt, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Banken wollen Geld möglichst schnell wieder los werden wegen Negativzinsen und vergeben Kredite. Natürlich kann das dann nur faul sein. Wer ist nun das Problem?
EMGI, Freitag, 15.Juli 2016, 14:05 Uhr
1. Nicht erkannt?
Das Problem wurde lange nicht erkannt? Interessant. Wer ist dafür verantwortlich? Vermutlich niemand. Das macht solche Vorfälle so sympathisch. Ich unke mal: da geht es nicht um 360 Mrd .€ Es wird in der Endausbaustufe vermutlich so auf 800 Mrd. € rauslaufen. Stemmen wir das dann auch noch neben GR, P, und Spanien?