Robert Geisendörfer Preis "Die gefallenen Mädchen" prämiert
Der Bayerische Rundfunk freut sich über den Robert Geisendörfer Preis für die Reportage "Die gefallenen Mädchen" von Christiane Hawranek und Nadine Ahr, die am Donnerstagabend, 26. September 2019, in Berlin in der Kategorie Hörfunk ausgezeichnet wurde. Für die dreiteilige Serie über erzwungene Adoptionen in sogenannten "Entbindungsheimen", die erstmals 2018 bei Bayern 2 gesendet wurde und die als Podcast nachhörbar ist, ist es bereits der dritte namhafte Medienpreis.
Die Jury begründete die Wahl so: "Die crossmediale Reportage von Christiane Hawranek und Nadine Ahr führt uns mitten hinein in den Innenraum einer beschämenden Welt. Sie berichtet von verbohrten Eltern, von eingeschüchterten jungen Frauen, von Familienschande und Bann, von Geldmacherei und unverhohlener Verachtung gegenüber ledigen Müttern noch in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Eine wichtige, fesselnde und aufrüttelnde Radioreportage, die – ganz im Sinne Robert Geisendörfers – Stummen Stimme leiht."
"Die Reportage 'Die gefallenen Mädchen' steht stellvertretend für den hintergründigen, umfassend recherchierten Journalismus, der unser Wortprogramm Bayern 2 ausmacht. Das Feature wurde wohlverdient erneut mit einem hochrangigen Preis ausgezeichnet. Sie entstand in Zusammenarbeit mit der Redaktion BR Recherche/BR Data und demonstriert eindrücklich, welche Stärke solche Kooperationen entfalten können."
BR-Hörfunkdirektor Martin Wagner
Über "Die gefallenen Mädchen"
Gefallene Mädchen – so nannte man bis in die 1980er-Jahre junge Frauen, die unverheiratet schwanger wurden. Denn das galt als Schande zur damaligen Zeit. Deshalb haben sich viele dieser Frauen in Mütterheimen versteckt. Mindestens bis zur Geburt der Babys lebten und arbeiteten die Frauen in diesen privaten und kirchlichen Heimen. Allein in Bayern existierten mindestens 27 solcher Einrichtungen. Trotzdem ist die Geschichte der "gefallenen Mädchen" beinahe unsichtbar, weil sich viele Frauen bis heute schämen, ihr Kind damals zur Adoption freigegeben zu haben. In der radioDoku erzählen Frauen aus Bayern den Autorinnen Nadine Ahr und Christiane Hawranek, wie sie sich in den Heimen zur Adoption gedrängt, sogar erpresst fühlten. Einer der Frauen ist es durch die Recherche gelungen, Kontakt zu ihrem Sohn aufzunehmen – von dem sie 38 Jahre lang kein Lebenszeichen hatte. (Redaktion und Regie: Klaus Uhrig, eine Kooperation mit BR Recherche/BR Data).
Die dreiteilige Reportage wurde bereits mit dem Karl-Buchrucker-Preis 2019 und dem Dr. Georg-Schreiber-Medienpreis 2019 ausgezeichnet. Sie wurde im Programm von Bayern 2 erstmals im Juni 2018 gesendet und kann als Podcast online nachgehört werden.
Über den Robert Geisendörfer Preis
Mit dem Medienpreis der Evangelischen Kirche werden Produktionen ausgezeichnet, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken, zum guten Miteinander von Einzelnen, Gruppen, Völkern und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen. Der Robert Geisendörfer Preis wird jährlich in sechs Kategorien vergeben. Die diesjährige Verleihung findet am Donnerstag, 26. September 2019, in Kooperation mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) im Haus des Rundfunks in Berlin statt.