Gymnasien in Bayern Der Fahrplan zurück zum G9
Wie soll der Weg zurück zum G9 aussehen? Auf seiner Pressekonferenz zum Schuljahresauftakt beschrieb Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle den Fahrplan. Wichtig vor allem: Es soll nichts übers Knie gebrochen werden.
Als Schüler hatte der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle zum Ende der Sommerferien klare Prioritäten:
"Ich habe mich auf die nächsten Ferien gefreut."
Ludwig Spaenle, bayerischer Kultusminister
Als Kultusminister geht es so einfach natürlich nicht. Vor allen jetzt, wo die teilweise Rückkehr zum G9 in die entscheidende Phase geht. Schon vor den Sommerferien hatte Spaenle deutlich gemacht, dass zumindest einige Gymnasien das Abitur in Bayern künftig wieder in neun Jahren anbieten dürfen.
Das hatte in den vergangenen Wochen für Diskussionen gesorgt: Wenn die Schulen selbst über G8 oder G9 entscheiden, ist es dann Glücksache für Eltern und Schüler, ob ein passendes Gymnasium in der Nähe liegt? Spaenle machte heute klar, dass es dieser Situation auf keinen Fall kommen soll. Die Schulen dürfen zwar den Antrag stellen, zum Schuljahr 2018/2019 zum G9 zurückzukehren. Aber:
"Dieser Antrag wird hier im Hause beschieden, und nirgendwo anders. Diese Entscheidung, positive, oder negative Entscheidung, wird auch von mir vor dem bayerischen Landtag zu vertreten sein."
Ludwig Spaenle, bayerischer Kultusminister
Teilung nach der 7. Klasse
Die Schüler sollen die ersten beiden Jahre gemeinsam lernen. Erst ab der siebten Klasse wird im G9-Zug der Lernstoff gestreckt, so dass die Schüler nach der 11. Klasse so weit sind wie die G8-Schüler nach der 10. In der Oberstufe lernen alle wieder im selben Tempo.
Für Heinz-Peter Meidinger vom Deutschen Philologenverband zwar ein Schritt in die richtige Richtung. Ihm wäre eine generelle Rückkehr zum G9 allerdings noch lieber gewesen.
Nicht übers Knie brechen
Zumindest will Spaenle darauf achten, dass vieles besser läuft, als bei der Einführung des G8 – alle Beteiligten sollen mitreden dürfen, und dann sollen die Schulen ab 2017 noch ein Jahr Zeit haben, sich für oder gegen das neue G9 zu entscheiden.
"Wir werden niemand überrumpeln."
Ludwig Spaenle, bayerischer Kultusminister
Da zu viele, dort zu wenig Lehrer
Weniger positiv sehen die Lehrerverbände die Entwicklung bei den Lehrerstellen – während viele Gymnasial und Realschullehrer derzeit keinen Job finden, sucht der Freistaat Händeringend nach Lehrern für die Grundschulen und Mittelschulen, räumt Spaenle ein.
"Wir haben Volleinstellung. Heute wird jeder Mittelschullehrer, ich meine es im übertragenen Sinne, mit der Kapelle am Bahnhof abgeholt, und wird benötigt."
Ludwig Spaenle, bayerischer Kultusminister
Der Bayerische Lehrer und Lehrerinnenverband fordert daher, die Lehrerausbildung zu ändern. Studenten sollen sich erst später für einen bestimmten Schultyp entscheiden – was Spaenle ablehnt. Die Zahl der Schüler in Bayern sei eben nach vielen Jahren des Rückgangs erstmals wieder gestiegen,
"Das hat was mit der Stabilisierung der Geburtenrate und der Binnenwanderung zu tun, das ist schon ein Umschwung, der Folgen hat."
Ludwig Spaenle, bayerischer Kultusminister
Hinzu kommen rund 60.000 Flüchtlingskinder, von denen zumindest ein Teil die Schulen in Bayern besuchen wird – das hängt unter anderem mit ihrem Aufenthaltsstatus zusammen.
Auf der Suche nach besonderen Talenten
Gerade für Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen will der Minister mehr bei der Talentförderung tun. Auch in Mittelschulen startet daher ein Projekt, bei dem Lehrer spezielle Talente von Kindern entdecken und fördern sollen.
"Früher hat der Pfarrer gsasgt: der Bua ist gscheid, der wird Pfarrer – und so wurde dann der Zugang zu universitärer Bildung eröffnet. Oftmals ist der Berufswunsch, durch etwas, was im Leben sonst noch gibt, in eine andere Richtung gegangen, aber das war eine Form von Elitenbildung"
Ludwig Spaenle, bayerischer Kultusminister
Heuer soll das Ganze professioneller ablaufen – an der Pilotphase des Projekts nehmen 26 Mittelschulen teil.