Bankenrettung und kein Ende Milliardengrab Hypo Real Estate
19,1 Milliarden: so viel hat die Rettung der HRE bisher gekostet. Noch immer lagern in den Depots "giftige" Wertpapiere und Kredite in Höhe von 111 Milliarden. Was noch passieren kann - und wer im Fall eines Falles dafür aufkommt.
Es geschah in der Nacht vom 28. auf den 29. September 2009: In letzter Minute geht die Bundesregierung auf die Forderung deutscher Banken ein und rettet den Münchener Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate, kurz HRE. 19,1 Milliarden Euro hat die Sanierung des ehemaligen Dax-Konzerns bisher gekostet - eine Summe, für die Verkehrsminister Alexander Dobrindt 32 Jahre Maut eintreiben müsste. Sechs Jahre nach ihrer Rettung ist es ruhiger geworden um die HRE. Doch das Ende der Geschichte ist längst noch nicht erreicht.
Milliardenpoker hinter verschlossenen Türen
Tatsächlich stand die HRE in jener dramatischen Nacht vor dem Zusammenbruch. Die Bank hatte in großem Stil Kredite vergeben, die langfristig liefen, oft 40 Jahre lang. Das Geld dafür stammte aber nicht aus Spareinlagen, sondern von anderen Banken. Nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers wollte niemand der HRE neues Geld leihen. Ohne Hilfe des Staates hätte die Bank schließen müssen – mit unabsehbaren Folgen. Den Gläubigern der HRE drohten hohe Verluste. Weil es diesen Banken an Eigenkapital fehlte, hätten sie in Folge große Teile ihrer Vermögenswerte verkaufen müssen; die Preise für Wertpapiere wären massiv gefallen.
Um einer Abwärtsspirale zu entgehen, wurde die Hypo Real Estate am 9. Oktober verstaatlicht und aufgespalten.
Das HRE-Desaster und seine Folgen
Wer profitierte von der Bankenrettung?
Laut einer aktuellen Studie der Grünen im Europaparlament war einer der Hauptprofiteure die Deutsche Bank - also jenes Geldinstitut, das behauptet, es sei ohne staatliche Hilfen durch die Bankenkrise gekommen.
Die Deutsche Bank hatte der HRE rund 1,8 Milliarden Euro geliehen, und das ohne jede Sicherheit. Ein weiterer Gläubiger der HRE, der mit Steuergeld ausgezahlt wurde, war die Bayerische Landesbank. Sie hatte 2,1 Milliarden Euro an die HRE verliehen. Bei der italienische Unicredit und deren deutscher Tochter Hypovereinsbank standen sogar 2,7 Milliarden Euro im Feuer; bei der Postbank fast eine Milliarde Euro und bei der Allianz-Versicherung rund 800 Millionen Euro.
Was auf den Steuerzahler noch zukommen kann
Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen - so steht es im Märchen. Im Bankenjargon heißt der gleiche Sachverhalt "Good Bank und "Bad Bank". Doch was ins Kröpfchen kommt, ist nicht einfach weg: Für Verluste kommt der Steuerzahler auf. Der gewinnbringende Teil der Bank hingegen muss nach EU-Recht im nächsten Jahr wieder privatisiert werden.
Einblick: "Good Bank" versus "Bad Bank"
Das Töpfchen: pbb Deutsche Pfandbriefbank
Sie hat von der HRE die profitablen Teile des Geschäfts übernommen, gehört zu 100 Prozent dem Staat und macht wieder ganz gute Geschäfte mit der Finanzierung von Immobilien und öffentlichen Investitionen. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete sie einen Gewinn vor Steuern in Höhe von 165 Millionen Euro. Die pbb muss bis Ende 2015 privatisiert werden, also entweder verkauft oder an die Börse gebracht werden. So will es die EU. Nicht zu vergessen ist dabei freilich: Um die HRE zu retten, steckte der Bund 9,8 Milliarden Euro frisches Kapital in die Bank.
Das Kröpfchen: FMS Wertmanagement
Die "Bad Bank" nennt sich FMS Wertmanagement. In sie wurden im Oktober 2010 risikoreiche Altlasten ausgelagert. Anfangs umfasste das Portfolio der FMS Wertmanagement "giftige“ Wertpapiere und Kredite in Höhe von 174 Milliarden Euro. Inzwischen ist ein Teil davon abgewickelt. Aktuell lagern bei der "Bad Bank“ der HRE noch Risikopapiere in Höhe von 111 Milliarden Euro. Vor allem die Umschuldung Griechenlands bescherte der FMS Wertmanagement in den vergangenen Jahren massive Verluste: Unterm Strich steht bisher ein Minus von 9,3 Milliarden Euro. Dafür kommt der staatliche Rettungsfond Soffin auf, also wieder der Steuerzahler.
Weitere Zeitbomben: "Stille Lasten" und die Justiz
Zudem schlummern bei der FMS noch immer Risiken in Milliardenhöhe. So verbargen sich im Portfolio Ende 2013 "stille Lasten“ in Höhe von 9,9 Milliarden Euro, die weniger wert sind als in den Büchern steht, dazu unverkäufliche "strukturierte" Wertpapiere und Produkte mit einer Laufzeit bis 2040.
Und: Vor dem Oberlandesgericht München versuchen ehemalige Aktionäre der HRE derzeit, Schadensersatz in Milliardenhöhe einzuklagen. Gibt das Gericht ihnen Recht, müsste erneut der Steuerzahler aufkommen. Ob es überdies zu einem Strafprozess gegen den ehemaligen HRE-Chef Georg Funke kommt, ist offen - die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Bis der Skandal um die HRE wirklich ausgestanden ist, kann es also noch sehr lange dauern. Wie hoch der Verlust am Ende tatsächlich sein wird, weiß niemand.
Kommentieren
Donerl Schoberer, Freitag, 26.September 2014, 12:31 Uhr
3. Realität
Hauptsache die Boni ist sicher.
Francesco, Freitag, 26.September 2014, 07:54 Uhr
2. Verantwortung.... ??
Vor Leuten wie Funke kannst Du nur vor Ekel ausspucken. Keinerlei Scham- und Ehrgefühl. Von Verantwortung keine Spur. Aber eine hohe Abfindung und Gehaltsnachzahlung "wünscht der Herr"....... Pfui Teufel !!!!!
reiner tiroch, Donnerstag, 25.September 2014, 08:51 Uhr
1. Schrotthaufen
es war von 1 Billion Schrottpapiere die Rede, wo sind die?