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Macht die EU das richtig? Der Kampf gegen den Islamischen Staat

Dass sich der sogenannte "Islamische Staat" nicht in die Bedeutungslosigkeit bomben lässt, scheint der Westen weitgehend verstanden zu haben. Aber macht er deshalb auch wirklich alles richtig im Kampf gegen den Terror? Wer die mordenden Milizen wieder loswerden will, der sollte sich zunächst ganz genau anschauen, warum die überhaupt so sehr erstarken konnten.

Von: Kai Küstner

Stand: 18.04.2016 | Archiv

IS-Flagge weht im Wind | Bild: picture-alliance/dpa

"Sie haben Profit geschlagen aus Kriegen und dem Zusammenbruch von Staaten", erklärt Richard Atwood vom Konflikt-Forschungs-Institut "International Crisis Group", das gerade eine umfassende Studie zum Aufstieg des "Islamischen Staats" veröffentlicht hat. Dass Chaos und Bürgerkrieg – wie hier im Irak und Syrien – Terror-Organisationen beste Bedingungen zum Gedeihen bieten, kannten wir bereist von AlKaida in Afghanistan. Beim "Islamischen Staat" kommt hinzu: er konnte sich in den letzten Jahren stets darauf verlassen, dass seine Feinde sich in erster Linie gegenseitig bekämpften.

"Wenn man sich zum Beispiel die Rivalität zwischen Saudi-Arabien und dem Iran ansieht, dann kommen wir zu der Erkenntnis: Der Erfolg des Islamischen Staats und auch das Wiedererstarken AlKaidas hat mehr mit den Fehlern seiner Feinde zu tun als mit der eigenen Stärke."

Richard Atwood, International Crisis Group

Geht Assad oder nicht?

Die Umrisse von mehreren Terroristen vor einem wolkenverhangenen Himmel | Bild: colourbox.com zur Übersicht Dossier Islamismus Woher der Terror kommt

Sie bomben gegen die freie Welt. In ihrem unberechenbaren Krieg sterben in Europa nur Zivilisten: Islamisten wollen einen Kontinent in Angst und Schrecken versetzen. Woher kommt der Terror? Wie finanziert er sich? Welche Verbindungen knüpfen Islamisten nach Bayern? BR-Reporter und -Experten geben Antworten. [mehr]

Mittlerweile ist es gelungen, nicht nur die Erzfeinde Iran und Saudi-Arabien, sondern auch Russland, die USA und die EU an einen Verhandlungstisch zu bekommen. Ist der Bürgerkrieg in Syrien zwischen Machthaber Assad und dessen Gegnern erst eingedämmt, kann man sich voll auf die islamistischen Terrorristen konzentrieren, so die Strategie, auf die gerade die Europäer setzen: "Im Mittelpunkt der Verhandlungen sollte zunächst nicht die Frage stehen, ob Präsident Assad geht oder nicht", sagt Atwood.

Der gleichzeitig keinen Zweifel daran lässt, dass Assad mit seinem brutalen Vorgehen gegen die Regime-Gegner den Aufstieg des "Islamischen Staats" erst ermöglicht hat. Was die Zukunft betrifft, so ist aus Sicht der ‚International Crisis Group‘ entscheidend, dass die Religionsgruppe der Sunniten, aus der sich der "Islamische Staat" speist, weder im Irak noch in Syrien erneut so frustriert zurückbleiben darf wie vor dessen Aufstieg:

"Der ‚Islamische Staat‘ ist ein Produkt von allem möglichen – aber gerade im Irak ein Ergebnis der Ausgrenzung der Sunniten."

Richard Atwood, International Crisis Group

Regional-Strategie der EU

Teil der von der EU entworfenen sogenannten "Regional-Strategie" ist: dafür zu sorgen, dass nach der Befreiung von Gebieten im Irak und Syrien aus den Klauen des IS keine Racheakte an Sunniten stattfinden. Und die Ausgrenzung nicht von neuem beginnt. Ob diese Taktik aufgeht, ist noch nicht entschieden. Der Westen scheint also aus in der Vergangenheit gemachten Fehlern zu lernen – ohne dass damit bereits jetzt der Erfolg im Kampf gegen den Terror garantiert wäre.

Und auf einen Umstand weisen die Konflikt-Forscher von der ‚Crisis Group‘ die Europäer auch hin: es wird nicht genügen, das sogenannte Kalifat des "Islamischen Staats" in Syrien und im Irak zu zerstören. Wenn sie den Terrorismus eindämmen wollen, müssen sie sich auch denen zuwenden, die sich den Milizen bereitwillig anschließen: der eigenen Jugend in den europäischen Großstädten.


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