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Kirche im Geldsegen Steuerquelle sprudelt wie nie

Nie waren die Kirchensteuereinnahmen so hoch wie im letzten Jahr: Fast 11,5 Milliarden Euro haben die beiden großen Kirchen eingenommen. Und das trotz vieler Kirchenaustritte. Die Finanzchefs der Kirchen waren dennoch nicht überrascht.

Von: Markus Kaiser und Martin Jarde

Stand: 22.06.2016 |Bildnachweis

Klingelbeutel | Bild: picture-alliance/dpa/Emmanuele Contini

Der Grund: Die Wirtschaft in Deutschland läuft rund, es gibt wenig Arbeitslose, Löhne und Gehälter steigen. Knapp ein Zehntel ihrer Steuer zahlen konfessionelle Arbeitnehmer an die Kirchen. Diese leben aber nicht nur von der sprudelnden Steuerquelle. Zusätzlich gibt es noch Geld vom Staat. Bayern zahlte im vergangenen Jahr fast 130 Millionen Euro für Bischofs- und Personalgehälter, die Seelsorge und für die Instandhaltung von Kirchengebäuden.

Das Konkordat zwischen Kirche und Staat

Das Konkordat regelt Ausgleichszahlungen zwischen Kirche und Staat.

Die Zahlungen Bayerns an die Kirchen gehen auf das Konkordat aus dem Jahr 1817 zurück. Es wurde 1924, nach Ende der Monarchie, erneuert. Darin geht es um Entschädigungszahlungen, als Folge der Säkularisation: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kassierte das Königreich im großen Stil Land, Gebäude, Kunstschätze und Vermögen der Kirchen ein. Man könnte das als großen Raubzug bezeichnen, für den der Staat bis heute zahlt. In neuerer Zeit wurden immer wieder Versuche unternommen, die Konkordatsleistungen zu streichen. Sie seien nach fast 200 Jahren und angesichts der Trennung von Kirche und Staat überholt - finden zum Beispiel die Grünen in Bayern. Bis jetzt hat sich aber noch niemand dazu wirklich durchringen können. Ein Grund: Eine einmalige Ablösesumme, damit die Schuld beglichen ist, wäre astronomisch hoch.

München ist die reichste Diözese Deutschlands

Erst vor wenigen Tagen hat etwa die Erzdiözese München und Freising ihre Besitztümer bilanziert. Rund 5,5 Milliarden Euro, damit belegt München und Freising vorerst den Spitzenplatz unter den 27 Bistümern - zumindest gemessen an dem, was bisher veröffentlicht ist.

Die reichsten Diözesen Deutschlands

Größtmögliche Transparenz durch unabhängige Wirtschaftsprüfer

Generalvikar Peter Beer

Die ausführlichen Bilanzen, testiert von unabhängigen Wirtschaftsprüfern, zeugen vom Willen zu größtmöglicher Transparenz. Sie sind auch ein Ergebnis der nach dem Bauskandal auf dem Limburger Domberg 2013 intern und öffentlich verschärft geführten Debatte darüber, was die Kirche mit ihren Reichtümern anstellt. In München hat sie dazu geführt, dass auch die Zuständigkeiten grundlegend neu geordnet wurden. Im Zentrum der Neuordnung stehen drei Stiftungen, die zusammen über ein Vermögen von fast zwei Milliarden Euro verfügen, den Löwenanteil davon hat das Erzbistum erst 2015 an sie übertragen, gut zwei Drittel seines freien Vermögens.

"Wir haben das Geld vor uns selbst in Sicherheit gebracht."

Peter Beer, Generalvikar des Erzbistums München

Die Stiftungen sind den drei Grundaufgaben der Kirche zugeordnet: Seelsorge, Wohlfahrtspflege und Glaubensweitergabe/Bildung. Dieses Vermögen darf nicht geschmälert werden, die erwirtschafteten Erträge unterliegen einer Zweckbindung und fließen mit diesem Vorzeichen versehen in den Diözesanhaushalt ein. Für Beer ist diese Maßnahme ein wichtiges Zeichen nach innen und außen: "Kirchliches Vermögen kann nie Selbstzweck sein."

570 Millionen Euro aus der Kirchensteuer

2015 erhielt das Erzbistum 570 Millionen Euro aus der Kirchensteuer. Die Gesamterträge einschließlich staatlicher Zuwendungen und verschiedener Erlöse betrugen gut 781 Millionen Euro. Diese Mittel fließen laut Jahresbericht vor allem in Bauprojekte auf dem Freisinger Domberg, zwei neue Grundschulen und den Umbau von Kloster Beuerberg.







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Steuerzahler, Mittwoch, 22.Juni 2016, 17:49 Uhr

7. Überraschung

Na, das ist ja eine Überraschung: Der Staat hat Rekord-Steuereinnahmen und die Kirchensteuer, die daran gekoppelt ist, soll da niedriger ausfallen? Großartige Rechercheleistung! .

  • Antwort von Franz, Mittwoch, 22.Juni, 17:59 Uhr anzeigen

  • Antwort von Chaim, Mittwoch, 22.Juni, 20:21 Uhr anzeigen

  • Antwort von Franz, Mittwoch, 22.Juni, 20:47 Uhr anzeigen

R.B., Mittwoch, 22.Juni 2016, 17:09 Uhr

6. Geldsegen für die Kirchen

Schön wäre es, wenn die Kirchen endlich ihre Mitarbeiter unbefristet anstellen würde, oder den Mindestlohn bezahlen würde. Schön wäre es, wenn die Kirchen Senioren nicht aus den Wohnungen drängen würde, um diese Wohnungen dann nach Modernisierung teuer zu vermieten. Schön wäre es, wenn sich die Kirche wie in anderen Ländern auch durch Spenden finanzieren würde. Schön wäre es, wenn die Immobilien der Kirchen endlich wie alle anderen Immobilien auch bewertet werden würden und dann die entsprechende Steuer entrichtet wird (s. Dom zu Köln). Und...und...und

Maria Meier, Mittwoch, 22.Juni 2016, 17:01 Uhr

5. Geldsegen

Gier und Habsucht sind nicht umsonst Todsünden.

  • Antwort von Heiner Bleich, Mittwoch, 22.Juni, 20:39 Uhr anzeigen

Hans Holtz, Mittwoch, 22.Juni 2016, 16:56 Uhr

4. Unsägliche Schleimspurkriecher!

Da dürfte es auch nicht so schlimm sein, wenn dieses Jahr und kommendes erneut Mitglieder austreten, weil sich die Kirchenoberen mehr und mehr als Götzendiener des Islams geoutet haben. Somit gehe ich guten Gewissens zu Bett, denn ich habe sehr lange damit gezögert.

  • Antwort von Franz, Mittwoch, 22.Juni, 17:57 Uhr anzeigen

  • Antwort von B. Sachse, Mittwoch, 22.Juni, 18:51 Uhr anzeigen

  • Antwort von Franz, Mittwoch, 22.Juni, 20:25 Uhr anzeigen

Brigitta, Mittwoch, 22.Juni 2016, 16:53 Uhr

3. München die reichste Diözese Deutschlands

Bin ich froh, daß ich 2014 aus der Kirche ausgetretenbin und aus meiner sauer verdienten Abfindung keine Kirchensteuer mehr gezahlt hab - von dem Betrag konnte ich locker vier Monate leben. Und ich komme aus keiner Führungsposition. Hab heut im Radio gehört mit welchen Beträgen die Hochwassergeschädigten
unterstützt werden - aus diesem überquellenden Geldtopf - das ist wirklich ein Witz, leider nicht zum Lachen. Ich hoffe, daß es noch viele Arbeiternehmer
gibt, die wie ich künftig Glauben und Kirche voneinander trennen.

  • Antwort von Susi, Mittwoch, 22.Juni, 18:16 Uhr anzeigen