Kirche im Geldsegen Steuerquelle sprudelt wie nie
Nie waren die Kirchensteuereinnahmen so hoch wie im letzten Jahr: Fast 11,5 Milliarden Euro haben die beiden großen Kirchen eingenommen. Und das trotz vieler Kirchenaustritte. Die Finanzchefs der Kirchen waren dennoch nicht überrascht.

Der Grund: Die Wirtschaft in Deutschland läuft rund, es gibt wenig Arbeitslose, Löhne und Gehälter steigen. Knapp ein Zehntel ihrer Steuer zahlen konfessionelle Arbeitnehmer an die Kirchen. Diese leben aber nicht nur von der sprudelnden Steuerquelle. Zusätzlich gibt es noch Geld vom Staat. Bayern zahlte im vergangenen Jahr fast 130 Millionen Euro für Bischofs- und Personalgehälter, die Seelsorge und für die Instandhaltung von Kirchengebäuden.
Das Konkordat zwischen Kirche und Staat
Die Zahlungen Bayerns an die Kirchen gehen auf das Konkordat aus dem Jahr 1817 zurück. Es wurde 1924, nach Ende der Monarchie, erneuert. Darin geht es um Entschädigungszahlungen, als Folge der Säkularisation: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kassierte das Königreich im großen Stil Land, Gebäude, Kunstschätze und Vermögen der Kirchen ein. Man könnte das als großen Raubzug bezeichnen, für den der Staat bis heute zahlt. In neuerer Zeit wurden immer wieder Versuche unternommen, die Konkordatsleistungen zu streichen. Sie seien nach fast 200 Jahren und angesichts der Trennung von Kirche und Staat überholt - finden zum Beispiel die Grünen in Bayern. Bis jetzt hat sich aber noch niemand dazu wirklich durchringen können. Ein Grund: Eine einmalige Ablösesumme, damit die Schuld beglichen ist, wäre astronomisch hoch.
München ist die reichste Diözese Deutschlands
Erst vor wenigen Tagen hat etwa die Erzdiözese München und Freising ihre Besitztümer bilanziert. Rund 5,5 Milliarden Euro, damit belegt München und Freising vorerst den Spitzenplatz unter den 27 Bistümern - zumindest gemessen an dem, was bisher veröffentlicht ist.
Größtmögliche Transparenz durch unabhängige Wirtschaftsprüfer
Die ausführlichen Bilanzen, testiert von unabhängigen Wirtschaftsprüfern, zeugen vom Willen zu größtmöglicher Transparenz. Sie sind auch ein Ergebnis der nach dem Bauskandal auf dem Limburger Domberg 2013 intern und öffentlich verschärft geführten Debatte darüber, was die Kirche mit ihren Reichtümern anstellt. In München hat sie dazu geführt, dass auch die Zuständigkeiten grundlegend neu geordnet wurden. Im Zentrum der Neuordnung stehen drei Stiftungen, die zusammen über ein Vermögen von fast zwei Milliarden Euro verfügen, den Löwenanteil davon hat das Erzbistum erst 2015 an sie übertragen, gut zwei Drittel seines freien Vermögens.
"Wir haben das Geld vor uns selbst in Sicherheit gebracht."
Peter Beer, Generalvikar des Erzbistums München
Die Stiftungen sind den drei Grundaufgaben der Kirche zugeordnet: Seelsorge, Wohlfahrtspflege und Glaubensweitergabe/Bildung. Dieses Vermögen darf nicht geschmälert werden, die erwirtschafteten Erträge unterliegen einer Zweckbindung und fließen mit diesem Vorzeichen versehen in den Diözesanhaushalt ein. Für Beer ist diese Maßnahme ein wichtiges Zeichen nach innen und außen: "Kirchliches Vermögen kann nie Selbstzweck sein."
570 Millionen Euro aus der Kirchensteuer
2015 erhielt das Erzbistum 570 Millionen Euro aus der Kirchensteuer. Die Gesamterträge einschließlich staatlicher Zuwendungen und verschiedener Erlöse betrugen gut 781 Millionen Euro. Diese Mittel fließen laut Jahresbericht vor allem in Bauprojekte auf dem Freisinger Domberg, zwei neue Grundschulen und den Umbau von Kloster Beuerberg.
Kommentieren
Ganz dicker Hals, Mittwoch, 22.Juni 2016, 16:03 Uhr
2. Geldsegen
Ein bodenloser Skandal ist das. Sind solche Verträge eigentlich nicht sittenwidrig? Ausgehandelt zwischen Politikern und Kirchenfürsten und das dumme Volk zahlt und zahlt...... Gegenleistung gleich Null.
Antwort von Oliver S., Mittwoch, 22.Juni, 17:13 Uhr anzeigen
" ... Gegenleistung gleich Null ..."
Dann schauen Sie mal genau hin, was die Kirche alles finanziert. Nur ein paar wenige Beispiele:
- caritative Einrichtungen wie Kindergärten, Altenheime, Pflegeheime, z.T. auch noch Krankenhäuser,
- erhalt von Bauwerken, welche unseren Kulturraum prägen und Teil unserer Kultur sind. Stellen Sie sich mal unser Land ohne Kirchtürme vor. Insofern ist es nur fair, wenn sich der Staat an deren Erhalt beteiligt. Kirchtürme sind das nach außen sichtbare Zeichen des christlich geprägten Abendlandes. Es jammern doch diese Tage so viele von wegen "Islamisierung" Deutschlands. Ein Teil Wahrheit ist da schon dabei. Dann nämlich, wenn wir unseren Wurzeln und deren Symbolen den Rücken kehren.
- weltweite Unterstützung Bedürftiger,
- ...
Was in dieser Berichterstattung fehlt ist der Vergleich mit den Mrd €, die jährlich unser Kapitalismus rumschaufelt. Dann ist vmtl. das, was die Kirche an Einnahmen hat ein Klacks ...
Antwort von Franz, Mittwoch, 22.Juni, 17:56 Uhr anzeigen
Ein dicker Hals macht noch keinen klugen Kopf. Wenn man bei den Kirchen auch nicht alles für richtig halten muss, so muss man deren Leistungen doch anerkennen. Und wer das nicht will, kann ja austreten.
Antwort von Münchner, Mittwoch, 22.Juni, 18:03 Uhr anzeigen
Ihre Aufzählung (Kindergärten, Altenheime u.s.w.) wird leider nur zu einem ganz kleinen Teil von der Kirche finanziert. Sie sollten sich mal informieren, wie das läuft, in unserem Staat. Sogar die Kirchenfürsten werden vom Staat bezahlt. Tolles Geschäftsmodell.
Antwort von hergenhuhn, Mittwoch, 22.Juni, 19:32 Uhr anzeigen
von wegen die kirche tut soviel, die personalkosten von allen pfarrern und den beschäftigten der kindergärten wird vom staat bzw. der kommune mitfinanziert. die sog. kirchl.krankenhäuser arbeiten alle betriebswirtschaftlich also auf gewinn ausgerichtet. wenn die kirche wirklich soviel leisten würde, dann hätte doch die münchener diozöse keine 5 mrd. vermögen!!!!der kommentar von "dicker hals" ist völlig richtig. wie auch in der politik wird in der kirche das gemacht, was die oberen wollen. andere meinungen zählen nicht. mich würde mal eine geheime umfrage unter pfarrern interessieren, wie diese zur flüchtlingspolitik der kirchenfürsten stehen....
Antwort von Ganz dicker Hals, Mittwoch, 22.Juni, 20:21 Uhr anzeigen
@ Franz: Dann zählen sie mal die Leistungen auf, die die katholische Kirche erbringt. Aber informieren sie sich bitte, bevor sie Märchen (Kindergärten. Krankenhäuser, Altenheime u.s.w.) erzählen.
Antwort von Franz, Mittwoch, 22.Juni, 20:52 Uhr anzeigen
Keine Angst, die Position des Märchenonkels mache ich Ihnen nicht streitig. Und nochmal: Wenn es Ihnen nicht passt, treten Sie aus und verschonen Sie Ihre Umwelt von Ihren Beleidigungen ("dummes Volk") und Ihrer Arroganz ("Informieren Sie sich").
Antwort von Nachgedacht und aufgewacht, Mittwoch, 22.Juni, 23:07 Uhr anzeigen
@ Herr Franz: Leider sind sie nicht informiert, oder verbreiten bewusst die Unwahrheit. Siehe ihr Kommentar oben.
Antwort von Franz, Donnerstag, 23.Juni, 12:23 Uhr anzeigen
Zunächst einmal habe ich gar nichts verbreitet. Und informiert sind ja eh nur Sie. Wie sonst sollte man Ihren Eifer erklären ? Ich wünsche Ihnen noch ein schönes Leben.
Wanda, Mittwoch, 22.Juni 2016, 16:01 Uhr
1. Geld ein Segen ?
- ein Segen der aber ganz bestimmt nicht von "Oben" kommt, denn dort ist man dem Mammon nicht gerade gut gesinnt ...