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Verfassungsschutz alarmiert Dschihad-Magazin mit bayerischen Wurzeln

Er hat in Bayern gelebt und soll sich jetzt in Syrien befinden: Ein Hacker aus dem Freistaat ist nach BR-Recherchen wohl mitverantwortlich für die Herausgabe eines deutschsprachigen Dschihadmagazins. Eine Anleitung für einen Terroranschlag in Deutschland?

Von: Joseph Röhmel

Stand: 03.07.2016 | Archiv |Bildnachweis

Magazin Kybernetiq | Bild: kybernetiq

Kaum etwas ist über den geheimnisvollen Autoren aus Bayern bekannt. Er und die Mitstreiter von "Kybernetiq" liefern unter anderem eine Anleitung, wie man sich am besten vor Geheimdiensten tarnen kann. Ist der Mann ein Terrorist? Der Bayerische Verfassungsschutz hat ihn im Visier.  

"Wir haben Anhaltspunkte dafür, dass ein Verantwortlicher für das dschihadistische Online-Magazin Kybernetiq eine Person aus dem dschihad-salafistischen Spektrum ist, die früher in Bayern gelebt hat und vor einiger Zeit in das Dschihadgebiet Syrien/Irak ausgereist ist."

Bayerischer Verfassungsschutz 

Laut Verfassungsschutz ist der Mann aus Bayern ein Experte für Verschlüsselungstechnik - ein Thema, das in dem Magazin großen Raum einnimmt. Ist er vielleicht sogar der führende Kopf? Wie gefährlich sind er und die anderen Autoren von Kybernetiq? Sie gelten als klug und belesen.

Der "einsame Wolf" und seine Quellen

USB-Stick neben Munition

Zwar finden sich in ihrem Magazin keine direkten Aufforderungen zu Terroranschlägen, unproblematisch ist die Publikation deshalb aber noch lange nicht. "Schon das Titelbild mit dem USB-Stick neben der Munition verdeutlicht, dass sich dieses Magazin an Dschihadisten richtet", teilt der Bayerische Verfassungsschutz mit.

Das Magazin solle den Dschihadisten dabei helfen, mit ihrer Online-Kommunikation außerhalb des Radars der Sicherheitsbehörden zu bleiben - also beispielsweise Absprachen für geplante Anschläge zu treffen, ohne dass jemand etwas davon mitbekommt.

Zu hochgestochen, zu komplex?

Der Verfassungsschutz erinnert an die jüngsten Anschläge von Orlando, als ein 29-jähriger US-Bürger mit afghanischen Eltern in einem Club für Homosexuelle 49 Menschen tötete.

Nach derzeitigen Erkenntnissen war er ein sogenannter einsamer Wolf, der sich unbeobachtet im stillen Kämmerlein radikalisierte.

Die Personen hinter dem Magazin sind gewiss schwer ideologisiert und dementsprechend gefährlich. Sie gelten allgemein gesagt als Dschihad-Propagandisten. Das Magazin an sich ist aber wohl nicht für jeden beliebigen Terroristen geeignet. Offensichtlich also eher etwas für den technisch interessierten Intellektuellen unter den militanten Salafisten? Jedenfalls schreibt der Fachblog Erasmus Monitor:

"Viele Leser wird das Magazin aber wohl nicht anlocken. Zu hochgestochen ist die Sprache, zu komplex die technisch-mathematischen Detailerklärungen für solche Islamisten, die eigentlich auf Krawall-Propaganda gebürstet sind."

Erasmus Monitor

Trotzdem haben es die Autoren geschafft, schon mit ihrer Erstausgabe weltweit für Schlagzeilen zu sorgen. Sie besitzen ganz offensichtlich das Potential, Menschen aufzustacheln. Das Magazin ist in ungewöhnlich guter Sprache verfasst. 

Spielchen mit den Medien

Auszug Vorwort, das dem Fachblog Erasmus Monitor vorliegt.

Wohl treiben die Autoren mit den Medien ihre Spielchen. Nach Informationen von Erasmus Monitor planen sie die zweite Ausgabe von Kybernetiq. Der Fachblog zitiert aus einem Vorwort, in dem die Autoren die fehlerhafte Rezeption ihrer ersten Veröffentlichung im Dezember kritisieren. Sie wollen sich ganz offensichtlich von gewöhnlichen Terroristen abheben und werden zu Medienkritikern. Der Terrormiliz IS, wie von einigen bekannten Medien behauptet, fühlen sie sich offensichtlich nicht zugehörig.

Dass das Magazin dem IS zugeordnet worden sei, könne nur damit erklärt werden, dass die Medien eine neue Bedrohung schaffen wollten, schreiben die Autoren: "Schon hat man seine neue Bedrohung und hält seine abgestumpfte Leserschaft auf dem Laufenden: Ein Magazin des mörderischen Islamischen Staats, der böse Hacker für den Cyberkrieg ausbildet." Die Verfasser bestreiten laut Erasmus Monitor, sie hätten zur offensiven und digitalen Kriegsführung aufgerufen, geschweige denn Leser zu Hackern ausgebildet.

Kybernetiq und Al-Kaida

In der Tat steckt hinter Kybernetiq nicht der IS. Vielmehr wird dem Vernehmen nach eine kleinere Gruppe von Dschihadisten und Al-Kaida-Sympathisanten aus Deutschland und Österreich vermutet.

Al-Kaida ist wegen der Dauerpräsenz des IS aus der Wahrnehmung der Öffentlichkeit verschwunden.

Zuletzt gab es Berichte darüber, dass ein Al-Kaida-Ableger, die sogenannte Al-Nusra-Front, in Nordsyrien einen eigenen Staat errichtet hat. Dementsprechend hat sich Al-Kaida längst in Syrien etabliert und gilt innerhalb von Sicherheitsbehörden ebenfalls als große Gefahr.   

Auch andere Experten warnen. So sagte jüngst die Islamismus-Expertin Claudia Dantschke der österreichischen Tageszeitung "Die Presse":

"Wer den längeren, ideologischen Radikalisierungsweg hinter sich hat, geht nicht um IS, sondern zu Jabat al-Nusra. Den zu deradikalisieren ist viel schwieriger als einen Jungen, der beim IS Action, Abenteuer, Männlichkeit sucht."

Claudia Dantschke

Dies trifft wohl auch auf die Autoren von Kybernetiq zu. Ihr Magazin mag hochgestochen dahergekommen, ideologisch gesehen ist es brandgefährlich. Umso berechtigter erscheint es, dass Sicherheitsbehörden davor warnen.       

Al-Kaida-Sympathisanten aus Bayern: Erhan A. und Halit K.:







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Oliver S., Sonntag, 03.Juli 2016, 23:39 Uhr

7. " ... Der Feind liest mit. Bleibe wachsam und unterschätze ihn nicht ..."

Auch wenn das ein Slogan aus der NS-Zeit ist, sollte uns das nicht daran hindern, nach genau diesem Motto bzgl. dem IS zu verfahren.
Mein persönlicher Eindruck ist, dass Deutschland pennt, was die von dieser Organisation ausgehenden Gefahren betrifft. Wenn ich mir so die Diskussionen und Berichte der vergangenen Monate und Jahre anschaue, dann habe ich so den Eindruck, dass die Aktivitäten der Geheimdienste - vorne weg die NSA - sowie Vorratsdatenspeicherung, Kameraüberwachung & Co. für Deutschland ein weitaus größeres Problem darstellen, wie der IS.

Wir sollten präventiv von möglichen worst-case-Szenarien ausgehen und nicht erst wieder warten bis etwas schlimmes passiert. Ich traue es dem IS durchaus zu, gezielt unsere Vorstellungen von Freiheit für deren Ziele zu missbrauchen zum Nachteil unserer Freiheit. Könnte nämlich sein, dass das unsere Freiheit weitaus mehr einschränkt, wie es Geheimdienste, Vorratsdatenspeicherung & Co. vermögen ...

Hans Holtz, Sonntag, 03.Juli 2016, 21:55 Uhr

6. So ein Schreck mal wieder!

Also, ich hatte echt Angst, dass sich jetzt schon "gstandene" Bayern dem IS verschrieben haben, dieser Überschrift nach. Doch es wird wohl wieder der gewisse öffentlich-rechtliche Überschwang sein, der zum Erstaunen vieler Blog-Nutzer führen wird. Dabei sind die Bilder doch eindeutig - es geht hier um solche Bayern wie Erhan und Halit...

sympathie träger, Sonntag, 03.Juli 2016, 19:51 Uhr

5.

wie man doch an den ganzen ditib-moscheen in deutschland gut sehen kann , türkische und andere islamische vereine die aus den ausland finanziert werden , dürfen hierzulande ungehindert ihre kranke idiologie verbreiten . jetzt regt sich der br auf weil einer dieser toleranten und traditionsbewussten muslime eine zeitschrift veröffentlicht die in guter islamischer tradition den umgang mit ungläubigen und den kampf gegen sie etwas konkretisiert ? wenn muslime so gegen den islamischen terror währen , dann müssten die doch nach jeden anschlag auf die strasse gehen und gegen gewalt in ihren namen demonstrieren . aber ich muss leider feststellen ich hab sie noch nicht so oft gesehen ? Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
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  • Antwort von Truderinger, Sonntag, 03.Juli, 20:18 Uhr anzeigen

  • Antwort von Mariam G., Sonntag, 03.Juli, 22:08 Uhr anzeigen

  • Antwort von Wanda, Sonntag, 03.Juli, 22:44 Uhr anzeigen

Matthias Lehner, Sonntag, 03.Juli 2016, 18:45 Uhr

4. Der islamische Faschismus

Die Journalisten des BR sind noch immer verwundert, warum die islamistische Propaganda derer der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (NSDAP) gleicht.
Der ehem. Moslembruder "Hamed Abdel-Samad" bringt es in seinem Buch "Der islamische Faschismus" auf den Punkt.
Die Parallelen sind groß und schon damals hat der Sozialist Adolf Hitler gute Kontakte in die arabische Welt gepflegt. Der Hass auf alles Jüdische hat sie vereint.

Wenn unsere Politiker weiter die Augen verschließen, dann werden bei uns auch französische und belgische Zustände herrschen !

  • Antwort von Hugo Trotz, Sonntag, 03.Juli, 22:12 Uhr anzeigen

Matze, Sonntag, 03.Juli 2016, 16:51 Uhr

3. Wenn der Staat versagt...

Es wird Zeit,, dass sich der Staat mal um diese "Gefährder" kümmert, sonst kann es vielleicht sein, dass besorgte Bürger diesen Part übernehmen? Nein, ich bin kein Nazi, ich bin nur jemand, dem diese muslimischen Verwirrten gehörig auf den Keks gehen!

  • Antwort von G.W., Sonntag, 03.Juli, 17:24 Uhr anzeigen

  • Antwort von Matze, Sonntag, 03.Juli, 18:32 Uhr anzeigen

  • Antwort von G.W., Sonntag, 03.Juli, 19:54 Uhr anzeigen

  • Antwort von Nautilus, Sonntag, 03.Juli, 22:15 Uhr anzeigen

  • Antwort von Klarformulierer, Sonntag, 03.Juli, 22:31 Uhr anzeigen