Der Berg ruft

Die Erlanger Bergkirchweih gilt als eines der ältesten und schönsten Bierfeste Deutschlands. Rund eine Million Besucher erwartet eine Kirchweih der besonderen Art.
Wer immer ein bisschen Zeit hat, setzt sich in den Schatten der urigen Bäume und genießt das süffige Festbier. Selbst der frühere Oberbürgermeister Siegfried Balleis (CSU) wusste diese Bequemlichkeit zu schätzen und verlegte einen Teil seiner Dienstgeschäfte an den Berg, wo "Stadtratsmehrheit und Opposition gleichermaßen auf harten Bänken" saßen. Und der Berg vereint sie alle: die Schönen und Reichen neben dem einfachen Volk, die Promis und Mächtigen zwischen Studenten und Arbeitern.
Die wichtigste Frage der Bergkirchweih lautet immer "links oder rechts?". Wer hinauf geht zum Berg, der sollte sich nämlich recht bald entscheiden, ob er nach links abbiegt, zu den Bierkellern mit Ausschank und Bierbänken im Schatten alter Kastanienbäume. Oder ob er nach rechts weitergeht zu den Los- und Schießbuden, Fahrgeschäften, Karussells und zu dem alles überragenden Riesenrad, dem neueren Symbol der Erlanger Bergkirchweih.
Bis 1999 gab es übrigens für die Studierenden der Uni Erlangen noch offiziell "Bergferien" - eine einwöchige, vorlesungsfreie Zeit. Der Grund war so einfach wie pragmatisch: Ein geordneter Uni-Betrieb war mit betrunkenen Studenten nicht möglich. Doch diese Ferien wurden 1999 abgeschafft. Übrig geblieben ist nur der vorlesungsfreie Dienstag in der Pfingstwoche, an dem viele Professoren mit ihren Mitarbeitern um die Mittagszeit auf den "Berg" pilgern. An diesem Bergdienstag haben auch viele Läden und Firmen in der Stadt geschlossen - man findet die Mitarbeiter auf der Bergkirchweih. Wie die Studis heute ihren "Bergschein" ohne Bergferien absolvieren, bleibt ihr Geheimnis. Für den (inoffiziellen) "großen Bergschein" müssen sie jedenfalls in zwölf Tagen zehn Bergbesuche absolvieren.
Stichwort: Erlanger Bergkirchweih
Die Erlanger Bergkirchweih gilt nicht nur als Deutschlands ältestes Bierfest, sondern auch als eines der schönsten. Die Berg-Besucher feiern auf den Terrassen vor den historischen Bierkellern im Schatten alter Kastanienbäume statt in großen Bierzelten. Dazu gibt es die üblichen Fahrgeschäfte und Buden der Schausteller.
Der Berch geht auf einen Beschluss des Stadtrats am 21. April 1755 zurück. Die Stadträte entschieden damals die Verlegung des Pfingstmarktes von der Erlanger Altstadt zum Burgberg. Der Beschluss wurde zur Geburtsstunde der Erlanger Bergkirchweih, die seit mehr als 260 Jahren immer um Pfingsten zwölf Tage lang auf dem Burgberg gefeiert wird.
Damit ist die Erlanger Kerwa nicht nur 55 Jahre älter als das Münchner Oktoberfest, sondern eigenen Angaben zufolge eines der ältesten Volksfeste der Welt.