NSU-Prozess


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144. Verhandlungstag, 30.9.2014 "Otto" - rechtsextrem durch und durch

Die Glaubwürdigkeit des Zeugen Tino Brandt, alias "Otto", stand im Mittelpunkt dieses Verhandlungstages. Zwei von drei ehemaligen V-Mann-Führern berichteten über ihre Erfahrungen mit der Quelle Brandt.

Von: Tim Aßmann

Stand: 30.09.2014 | Archiv

Tim Aßmann | Bild: BR

30 September

Dienstag, 30. September 2014

Es war ein Tag der Einblicke im Saal A 101. Einblicke in die Arbeit des Thüringer Verfassungsschutzes Ende der 90er Jahre, Einblicke in die Kooperation, oder vielmehr Nicht-Kooperation von Verfassungsschutz und Polizei und auch Einblick in die Glaubwürdigkeit von Tino Brandt.

Zschäpe-Verteidiger Wolfgang Stahl nennt Brandt einen notorischen Lügner. Stahl formuliert dabei natürlich im Interesse seiner Mandantin, aber klar ist, dass an den Angaben von Tino Brandt tatsächlich große Zweifel angebracht sind. "Rechtsextrem durch und durch" so beschrieb ein ehemaliger V-Mann-Führer Tino Brandt nun als Zeuge.

Aber warum vertraute der Verfassungsschutz dann den Angaben des Mannes so sehr, obwohl doch Zweifel angebracht sein mussten, dass Brandt seine Kameraden tatsächlich verriet? Dass bei den Treffen zwischen Brandt und dem Verfassungsschutz nie nach Straftaten gefragt wurde, wie es Brandt behauptet, wies der Beamte weit von sich.

Keine Zusammenarbeit von Polizei und Verfassungsschutz

Allerdings spielte die Strafverfolgung wohl wirklich eine sehr untergeordnete Rolle bei den Treffen. Verfassungsschutz und Polizei arbeiteten eben nicht zusammen. Da habe es "Konkurrenzdenken" gegeben, sagte der ehemalige V-Mann-Führer.

Der Verfassungsschutz schrieb also lieber eifrig mit und heftete ab. Man versuchte zwar über Brandt näher an das untergetauchte Neonazi-Trio heran zu kommen, blieb dabei aber so erfolglos, dass man Opferanwalt Thomas Bliwier nun nicht wirklich widersprechen kann, wenn er dem Thüringer Verfassungsschutz Versagen vorwirft.

Es bleibt der Eindruck, dass Verfassungsschutz und Polizei Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe hätten kriegen können, bevor das Morden begann. Die Behörden hätten nur schlicht besser arbeiten müssen und zwar vor Allem zusammen. 


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