NSU-Prozess


10

NSU-Prozess, 251. Verhandlungstag Punktsieger Wohlleben

Zwei Verhandlungstage nach der Erklärung von Beate Zschäpe hat auch Ralf Wohlleben ausgesagt. Die Vorwürfe der Anklage wies er zurück. Doch anders als Zschäpe sprach Wohlleben persönlich - vielleicht ein kleiner Vorteil für ihn.

Von: Oliver Bendixen

Stand: 16.12.2015 | Archiv

Oliver Bendixen | Bild: Bayerischer Rundfunk

16 Dezember

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Eine Ahnung, für wie glaubhaft das Gericht die Einlassungen von Ralf Wohlleben hält, werden die Prozessbeobachter erst im neuen Jahr nach der Weihnachtspause am Oberlandesgericht bekommen. Morgen wird Wohlleben erst einmal nur Fragen zu seinem persönlichen Lebenslauf beantworten. Im wahren Wortsinn zur Sache geht es dann im Januar.

Notwehr oder Notbremse?

Mit seiner persönlich vorgetragenen Erklärung hat Wohlleben - wenn man das sagen kann - ein paar Punkte gegenüber Beate Zschäpe gutgemacht, die ihre Einlassungen ja nur von einem ihrer mittlerweile fünf Anwälte vortragen ließ. Als Notwehr gegen die falschen Anschuldigungen zweier Mitangeklagter wollen seine Anwälte die späte Aussage verstanden wissen. Allerdings werden wohl die Beobachter des Prozesses weiter diskutieren, ob es nicht eher eine Art Notbremse war - kurz vor dem Ende der Beweisaufnahme.

Von NSU-Morden nichts gewusst, Waffe nicht beschafft

Der Angeklagte Ralf Wohlleben sitzt am 25.02.2015 im Gerichtssaal im Oberlandesgericht in München (Bayern). | Bild: picture-alliance/dpa/Andreas Gebert zum Artikel Aussage im NSU-Prozess Wohlleben bestreitet Waffenbeschaffung

Überraschung am 251. Verhandlungstag: Auch der Angeklagte Ralf Wohlleben sagte aus. Ausführlich berichtet er, wie sich die rechtsradikale Szene in den 1990er-Jahren formierte. Und dann kommt er auf die ominöse Mordwaffe zu sprechen. Von Johannes Mayer [mehr]

Zu seiner Rolle in der rechten Szene hat sich Wohlleben bekannt. Von den Morden des NSU will er nichts gewusst haben: "Ich habe das Mundlos und Böhnhardt einfach nicht zugetraut", so seine Einlassung. Und weiter: "Hätte ich das geahnt, dann hätte ich ihnen nicht geholfen unterzutauchen." Dass er die zentrale Rolle spielte, als Zschäpe und die beiden Uwes im Untergrund verschwanden, bestreitet Wohlleben - und auch, dass er die Ceska-Pistole bezahlt und beschafft habe, mit der ja neun der zehn NSU-Morde begangen wurden. Das hatten ja zwei der Mitangeklagten zu Prozessbeginn behauptet. Einer von ihnen, Carsten S., gilt seitdem als eine Art Kronzeuge für die Anschuldigungen der Bundesanwaltschaft gegenüber Wohlleben. Und der bezeichnete heute die ihn belastenden Aussagen des Carsten S. als falsch.

Wem von beiden die Richter am Ende mehr Glauben schenken, ist noch nicht recht abzusehen. Dass Ralf Wohlleben zweieinhalb Jahre brauchte, um seine Version der Geschehnisse dem Gericht zu präsentieren, spricht nicht unbedingt für ihn - und erst recht nicht für seine Anwälte.


10