Norbert W. war zum zweiten Mal als Zeuge im NSU-Prozess. Schon bei seinem ersten Auftritt im Frühjahr, konnte er sich an die Treffen mit dem Neonazi Tino Brandt alias "Otto" Ende der 90er und Anfang der 2000er Jahre nicht mehr genau erinnern. In seiner ersten Vernehmung hatte Norbert W. den V-Mann als gute und glaubwürdige Top-Quelle beschrieben. Brandt selbst sagte in der vergangenen Woche als Zeuge im Prozess aus und erklärte, er habe dem Verfassungsschutz nur Dinge erzählt, die für die Neonaziszene ungefährlich gewesen seien.

Detailwissen nicht mehr vorhanden

Dem ehemaligen V-Mann-Führer hielt das Gericht nun mehrere Vermerke vor, die er selbst nach den Treffen mit Tino Brandt angefertigt hatte. Der Inhalt dieser Vermerke war Norbert W. heute auch bekannt, denn er konnte sie vor Kurzem noch einmal einsehen. Darüber wie genau die Vermerke aber zustande kamen und woher Brandt seine Informationen über das abgetauchte Neonazi-Trio Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe hatte, konnte Norbert W. nun nur noch spekulieren. "Herr Vorsitzender" appellierte er an Richter Manfred Götzl "genauer kann ich es nicht sagen". In seinen Vermerken berichtete Norbert W. damals, dass sich das untergetauchte Trio nach Südafrika absetzen wollte und dass es auch Überlegungen gab sich mit Hilfe eines Szeneanwalts den Behörden zu stellen. Detailfragen dazu konnte er aber nicht mehr beantworten.

Richter krank – Prozess pausiert

Die Befragung des Zeugen fiel dem Vorsitzenden Richter mit der Zeit immer schwerer, was aber nicht am Antwortverhalten des Ex-V-Mann-Führers lag. Richter Manfred Götzl ist schwer erkältet, seine Stimme nicht mehr wieder zu erkennen. Nach nicht mal einer Stunde gab Götzl auf und brach ab. Der morgige Verhandlungstag, an dem ein ehemaliger Neonaziführer als Zeuge befragt werden sollte, entfällt. Die Befragung von Verfassungsschützer Norbert W. soll an einem anderen Termin fortgesetzt werden.