NSU-Prozess


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26. Verhandlungstag Fall Simsek - ein oder zwei Todesschützen?

Im NSU-Prozess ging es am Dienstag erneut um das mutmaßlich erste Opfer des Terrortrios: Enver Simsek wurde 2000 in Nürnberg erschossen. Vor dem Oberlandesgericht (OLG) München ließ sich nicht eindeutig klären, ob ein oder zwei Schützen auf das wehrlose Opfer feuerten.

Stand: 23.07.2013 | Archiv

Nürnberg: Blumen am Ort, an dem Enver Simsek ermordet wurde | Bild: picture-alliance/dpa

Klar ist, dass der zum Tatzeitpunkt 38-jährige Simsek von insgesamt acht Kugeln getroffen wurde, überwiegend im Gesicht. Das entsprechende Obduktionsergebnis stellte ein Rechtsmediziner vor dem OLG vor. Anschließend wurde ein Experte des Landeskriminalamts (LKA) angehört, der Gutachten zum Schussverlauf erstellt hatte. Die Tat dauerte nach seiner Einschätzung 10 bis 15 Sekunden. Nicht eindeutig klären ließ sich, ob ein oder zwei Schützen auf das wehrlose Opfer feuerten. Klar ist, dass zwei unterschiedliche Pistolen verwendet wurden - die "Ceska"-Pistole Kaliber 7,65 mm, die zu einer Art Markenzeichen der Terroristen wurde, und eine kleinere Pistole der Marke "Bruni", Kaliber 6,35 mm.

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Der Lieferwagen, in dem der Blumenhändler erschossen wurde, sei nach seiner Einschätzung zu klein, als dass zwei Täter sich gleichzeitig darin aufgehalten hätten, sagte der Experte. "Eher nacheinander - vielleicht zuerst einer mit der 7,65, dann der andere mit der 6,35." Zwei Tage nach dem Attentat vom 9. September 2000 starb Simsek im Krankenhaus.

Für Verwunderung sorgte bei Vertretern der Nebenklage, dass der LKA-Experte fast zwei Jahre für die Erstellung seines ersten Gutachtens brauchte. Er konnte sich nicht mehr genau erinnern, warum es so lange gedauert hatte, verwies aber darauf, dass die Abteilung "sehr stark ausgelastet" sei.

Streit um Aussagen von Holger G.

Studie

Hand hält Mikrofon auf dem die Flaggen von Deutschland und der Türkei abgebildet sind; das Strafjustizzentrum in der Nymphenburger Straße im Hintergrund | Bild: colourbox.com; BR zum Audio mit Informationen Deutschtürken skeptisch Nur wenige rechnen mit NSU-Aufklärung

In München findet derzeit der Prozess um die mutmaßlichen NSU-Morde statt. Acht Opfer waren türkischstämmig. Einer aktuellen Studie zufolge haben die Deutschtürken mehrheitlich kein Vertrauen in deutsche Politik und Justiz. [mehr]

Außerdem befasste sich das Gericht weiter mit den Aussagen des Angeklagten Holger G. aus dem Ermittlungsverfahren. Der 38-Jährige gilt als einer der wichtigsten Zeugen der Anklage. Er hatte unter anderem zugegeben, eine Waffe zu den untergetauchten Neonazis transportiert zu haben, und den gleichfalls angeklagten Ralf Wohlleben als Auftraggeber genannt. Seine Aussagen über die Rolle von Beate Zschäpe belasten die Hauptangeklagte. Im Prozess hatte G. allerdings nur eine vorbereitete Erklärung verlesen.

Das Gericht führt deshalb seine früheren Aussagen ein, indem es die Beamten als Zeugen hört, die G. im Ermittlungsverfahren vernommen hatten. Zschäpes Verteidiger bemängelten, diese hätten lediglich bestimmte Formulierungen wörtlich protokolliert; andere Äußerungen habe ein Beamter des Bundeskriminalamts als "nicht protokollierungswürdig" bezeichnet. "Wie sich Herr G. tatsächlich geäußert hat, kann in dieser Hauptverhandlung nicht mehr nachvollzogen werden", sagte Zschäpe-Verteidiger Wolfgang Heer. Vertreter der Nebenklage bezeichneten die Aussagen zu den tatsächlichen Ereignissen hingegen als "glaubhaft" und "konsistent". Hingegen habe G. sein Wissen über die drei mutmaßlichen Terroristen und seine eigene Zugehörigkeit zur rechten Szene heruntergespielt.


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