Flüchtlinge in Tanks gepfercht Schleuserbande schweigt vor Gericht
Vor dem Landgericht Weiden muss sich derzeit eine türkische Schleuserbande verantworten. Sie soll mindestens 70 Personen aus der Türkei nach Deutschland gebracht haben - unter teilweise lebensgefährlichen Umständen.
Die Anklage wirft den vier Männern im Alter zwischen 29 und 38 Jahren vor, die vorwiegend syrischen und irakischen Flüchtlinge in präparierten Lastwagentanks eingesperrt zu haben. Die Geschleusten drohten, grausam zu ersticken.
Den Angeklagten werden insgesamt 20 Schleuserfahrten zur Last gelegt. Sie sollen von März bis September vergangenen Jahres syrische und irakische Staatsangehörige aus der Türkei über Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich nach Deutschland gebracht haben.
Unmenschliche Bedingungen
Die illegale Einreise erfolgte in den meisten Fällen über die Grenze bei Passau. In einem Fall kam die Bande über die deutsch-tschechische Grenze bei Waidhaus (Lkr. Neustadt an der Waldnaab). Hier flogen die Schleuser bei einer Kontrolle im September letzten Jahres auf. Die Geschleusten wurden über mehrere Stunden in präparierte Tanks und hinter Verschlägen eingepfercht. Luft kam nur in die Tanks durch in das Alu geschnittene, handgroße Löcher.
"Die Tanks sollen so eng gewesen sein, dass maximal drei Personen hineingepasst haben. Viele Geschleuste haben im Nachhinein berichtet, dass sie unter Atemnot und Platzangst gelitten hätten."
Markus Fillinger, Gerichtssprecher
Die Staatsanwaltschaft spricht von einer lebensgefährlichen, unmenschlichen und erniedrigenden Behandlung der geschleusten Personen. Wie viel Lohn die Bande insgesamt kassierte, ist unklar. In einigen Fällen kassierten die Angeklagten weit über 1.000 Euro pro Person.
Aufwendiger Prozess
Die Anklage lautet auf gewerbs-, bandenmäßiges und das Leben gefährdendes Einschleusen von Ausländern. Das Landgericht Weiden hat zunächst zehn Verhandlungstage angesetzt, dies ist unter anderem wegen des umfangreichen Beweismaterials schwer einzuhalten. Allein die Hauptakte ist über 600 Seiten stark. Die Angeklagten verweigern bisher die Aussage. Das Urteil ist am 26. September geplant.