Roger Cicero ist tot The best has gone away ...
Seinen letzten Live-Auftritt absolvierte er im Bayerischen Fernsehen, wo er den Sinatra-Song "The best is yet to come" spielte. Tage später starb Deutschlands vitalster Jazz-Entertainer mit 45 Jahren an einem Hirninfarkt.

Am Donnerstag vor Ostern ist Roger Cicero an den Folgen eines Hirninfarkts gestorben. Mit "akuten neurologischen Symptomen", meldete jetzt sein Management, sei der 45-Jährige in eine Hamburger Klinik gebracht worden, wo sich sein Zustand rapide verschlechterte. Am Abend des 24. März starb er "im Kreis seiner Lieben verstorben, ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben." Cicero hinterlässt einen siebenjährigen Sohn.
"Wir sind fassungslos und unendlich traurig. Unser Mitgefühl gilt in erster Linie seiner Familie"
Mitteilung von Roger Ciceros Management
"Cicero sings Sinatra" hieß sein letztes Projekt. Mit Big Band und den Klassikern des großen US-Kollegen im Gepäck hatte Cicero im Herbst seine Deutschland-Tour gestartet - und gleich wieder gestoppt. Im November attestierten die Ärzte ein akutes Erschöpfungssyndrom mit Verdacht auf Herzmuskelentzündung. Im April, so der Plan, hätte Cicero die restlos ausverkaufte Tour fortgesetzt.
Seinen letzten von vielen tausend Auftritten absolvierte der Entertainer gut gelaunt in der Abendschau des Bayerischen Fernsehens, wo er Frank Sinatra mit einem von dessen Songs zum 100. Geburtstag gratulierte. Die Gesundheit? "Alles wieder gut", so Cicero. Danach fuhr ihn ein Taxi zum Flieger nach Hamburg, wo er wenig später ins Krankenhaus kam.
Galerie: Schlaglichter einer Jazz-Karriere
Mit Hut, Swing und Entertainment-Qualität
Der 1970 in Berlin geborene Sohn des Jazzpianisten Eugen Cicero und der Tänzerin Lili Cziczeo war einer der großen Jazz-Entertainer Deutschlands. Ein böser Scherz des Schicksals, dass es jetzt auch ihn erwischte - nur wenige Wochen oder Jahre nach Hugo Straßer, Max Greger, Paul Kuhn, jenen Kollegen aus der ersten deutschen Generation Swing, deren Erbe er weitertragen wollte.
Stets elegant mit Hut, beeindruckend bühnenpräsent und voller unbremsbarer Energie schaffte es Cicero, mit einem Sound erfolgreich zu sein, der in den deutschen Charts sonst eher selten vertreten war - dem Swing. 2007 schickte ihn das Land damit sogar zum Eurovision Song Contest. "Frauen regier'n die Welt" hieß der wie so oft opulent arrangierte Titel des Künstlers, dessen ebenso virile wie charmante Erscheinung die Fans auch schon vor seiner letzten Tour an den jungen Frank Sinatra erinnerte. 2012 sang er dann den offiziellen deutschen Fußball-EM-Song; auch das passte besser als erwartet.
"The Roger Cicero Jazz Experience"
Er hatte es im Blut. Mit elf Jahren stand Cicero im Vorprogramm von Helen Vita auf der Bühne. Mit 16 hatte er - im Rücken das RIAS-Tanzorchester - seinen ersten großen Fernsehauftritt. Klar, dass Cicero danach Jazz studierte und immer weitermachte - auf dem Jazz Festival in Montreux ebenso wie beim Benefizkonzert Live Earth und vor dem Dalai Lama.
Nach zwei englisch gesungenen Jazz-Alben 2005 und 2006 erweiterte der Mann mit dem Hut sein Spektrum in Richtung Pop und Soul und sang fünf Alben lang auf deutsch. Kongenialer Partner: Der Texter Frank Ramond, der für Ciceros zwischen Lebenslust und Melancholie oszillierenden Sound die richtigen Worte fand. "In diesem Moment" und "Was immer auch kommt" hießen zwei von Ciceros Alben. Eine seiner erfolgreichsten Singles: "Wenn es morgen schon zu Ende wär". Eine Vorahnung? In jedem Fall das Statements eines Mannes, der immer mehr wollte, als sein Körper am Ende zu geben bereit war.
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Anette Steuerwald, Mittwoch, 30.März 2016, 10:40 Uhr
19. Ein Großer geht von der Bühne
Ich bin geschockt und sehr traurig. Habe mich dieses Jahr auf ein Konzert von Dir gefreut. Nun bleibt nur Deine Musik. Du wirst fehlen.
Mein Mitgefühl gilt Deiner Familie.
Falls der Tod aber gleichsam ein Auswandern ist
von hier an einen anderen Ort,
und wenn es wahr ist, was man sagt,
dass alle, die gestorben sind, sich dort befinden,
welch ein größeres Glück gäbe es wohl als dieses? Wir sehen uns wieder mein Freund
Bernd Einhoff, Mittwoch, 30.März 2016, 08:08 Uhr
18. Zum Tod von Roger Cicero
Ab dem ersten Mal ich ihn hörte und sah, mit welcher Inbrunst er den Jazz und Swing gelebt und interpretiert hat, habe ich Ihn “ geliebt“.
“ Frauen regieren die Welt“, “ Zieh die Schuh` aus“...
Mitreissende Arrangements - eine tolle Stimme - seine Coolness im gesamten...
Die Zeitschrift “ EMMA“ degradierte ihn einst als
“Frauenfeindlich“ - etwas lächerlicheres und peinlicheres gabs nicht wieder...
Roger Cicero - Deine Platten liegen bei mir im Auto. Ich höre sie weiter. Legenden sterben nicht. Das Konzert in Münster vergesse ich niemals.
Danke...
Wolfgang , Dienstag, 29.März 2016, 23:49 Uhr
17. Unfassbar
Ich bin sehr traurig, dass Roger Cicero so jung verstorben ist. Als ich es heute Mittag im Radio hörte war ich sehr erschrocken und die Welt blieb kurz stehen. Ein wunderbarer Künstler der seinen Weg "my way" leider nur halb gehen konnte. Mein herzliches Beileid gilt seiner Familie.
Schade, dass wir uns von ihm für immer verabschieden müssen. Viel,zu früh!
Patricia , Dienstag, 29.März 2016, 23:39 Uhr
16. R.I.P. Roger Cicero
Mein tiefes Mitgefühl gilt der Familie, v.a. seinem 7 jährigen Sohn, der nun seinen Papa verliert.
Susa, Dienstag, 29.März 2016, 22:56 Uhr
15. Ein Ausnahmekünstler hat viel zu früh "seinen Hut genommen"!
Ich bin fassungslos! So gerne wäre hätte ich noch viele seiner wunderbaren, einzigartigen Konzerte miterlebt! Roger Cicero war ein ganz
besonderer, großartiger Musiker UND Entertainer! Er war nicht nur ein genialer Sänger und Musiker, sondern hatte auch diese außergewöhnliche, ausgeprägte Bühnenpräsenz, Charme, Witz und das "gewisse Etwas", was nicht vielen gegeben ist: ein ganz besonderes
und sehr sympathisches Talent! Ein Ausnahmekünstler, der seinesgleichen sucht(e)!