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Roger Cicero ist tot The best has gone away ...

Seinen letzten Live-Auftritt absolvierte er im Bayerischen Fernsehen, wo er den Sinatra-Song "The best is yet to come" spielte. Tage später starb Deutschlands vitalster Jazz-Entertainer mit 45 Jahren an einem Hirninfarkt.

Von: Michael Kubitza

Stand: 29.03.2016 | Archiv |Bildnachweis

Archivbild: Roger Cicero am 07.10.2014 in Ellmau in Tirol (Österreich) | Bild: picture-alliance/dpa/Tobias Hase

Am Donnerstag vor Ostern ist Roger Cicero an den Folgen eines Hirninfarkts gestorben. Mit "akuten neurologischen Symptomen", meldete jetzt sein Management, sei der 45-Jährige in eine Hamburger Klinik gebracht worden, wo sich sein Zustand rapide verschlechterte. Am Abend des 24. März starb er "im Kreis seiner Lieben verstorben, ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben." Cicero hinterlässt einen siebenjährigen Sohn.

"Wir sind fassungslos und unendlich traurig. Unser Mitgefühl gilt in erster Linie seiner Familie"

Mitteilung von Roger Ciceros Management

"Cicero sings Sinatra" hieß sein letztes Projekt. Mit Big Band und den Klassikern des großen US-Kollegen im Gepäck hatte Cicero im Herbst seine Deutschland-Tour gestartet - und gleich wieder gestoppt. Im November attestierten die Ärzte ein akutes Erschöpfungssyndrom mit Verdacht auf Herzmuskelentzündung. Im April, so der Plan, hätte Cicero die restlos ausverkaufte Tour fortgesetzt.

Seinen letzten von vielen tausend Auftritten absolvierte der Entertainer gut gelaunt in der Abendschau des Bayerischen Fernsehens, wo er Frank Sinatra mit einem von dessen Songs zum 100. Geburtstag gratulierte. Die Gesundheit? "Alles wieder gut", so Cicero. Danach fuhr ihn ein Taxi zum Flieger nach Hamburg, wo er wenig später ins Krankenhaus kam.

Galerie: Schlaglichter einer Jazz-Karriere

Mit Hut, Swing und Entertainment-Qualität

Der 1970 in Berlin geborene Sohn des Jazzpianisten Eugen Cicero und der Tänzerin Lili Cziczeo war einer der großen Jazz-Entertainer Deutschlands. Ein böser Scherz des Schicksals, dass es jetzt auch ihn erwischte - nur wenige Wochen oder Jahre nach Hugo Straßer, Max Greger, Paul Kuhn, jenen Kollegen aus der ersten deutschen Generation Swing, deren Erbe er weitertragen wollte.

Stets elegant mit Hut, beeindruckend bühnenpräsent und voller unbremsbarer Energie schaffte es Cicero, mit einem Sound erfolgreich zu sein, der in den deutschen Charts sonst eher selten vertreten war - dem Swing. 2007 schickte ihn das Land damit sogar zum Eurovision Song Contest. "Frauen regier'n die Welt" hieß der wie so oft opulent arrangierte Titel des Künstlers, dessen ebenso virile wie charmante Erscheinung die Fans auch schon vor seiner letzten Tour an den jungen Frank Sinatra erinnerte. 2012 sang er dann den offiziellen deutschen Fußball-EM-Song; auch das passte besser als erwartet.

"The Roger Cicero Jazz Experience"

Er hatte es im Blut. Mit elf Jahren stand Cicero im Vorprogramm von Helen Vita auf der Bühne. Mit 16 hatte er - im Rücken das RIAS-Tanzorchester - seinen ersten großen Fernsehauftritt. Klar, dass Cicero danach Jazz studierte und immer weitermachte - auf dem Jazz Festival in Montreux ebenso wie beim Benefizkonzert Live Earth und vor dem Dalai Lama.

Nach zwei englisch gesungenen Jazz-Alben 2005 und 2006 erweiterte der Mann mit dem Hut sein Spektrum in Richtung Pop und Soul und sang fünf Alben lang auf deutsch. Kongenialer Partner: Der Texter Frank Ramond, der für Ciceros zwischen Lebenslust und Melancholie oszillierenden Sound die richtigen Worte fand. "In diesem Moment" und "Was immer auch kommt" hießen zwei von Ciceros Alben. Eine seiner erfolgreichsten Singles: "Wenn es morgen schon zu Ende wär". Eine Vorahnung? In jedem Fall das Statements eines Mannes, der immer mehr wollte, als sein Körper am Ende zu geben bereit war.

Roger Cicero im Bayern 1-Konzert: "Wenn es morgen schon zu Ende wär"

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Gisela Rommerskirchen, Dienstag, 29.März 2016, 14:09 Uhr

4. Roger Cicero

Bin sehr traurig. Toller Musiker und liebenswerter Mensch. Habe ihn live erlebt und alle CDS. Ich hoffe, er bringt jetzt den Himmel zum swingen. Mein Mitgefühl seiner Familie

Stan, Dienstag, 29.März 2016, 13:56 Uhr

3. schade

"In diesem Moment schließt jemand für immer die Augen" - sang Cicero in einem seiner Lieder. Eine ewig gültige Zeile.

Mozart starb mir 35, Jimi Hendrix mit 27 ..... alle vie zu früh, wie auch John Lennon.

Schade.

Felix, Dienstag, 29.März 2016, 13:44 Uhr

2.

Ich bin wirklich geschockt! Durfte ihn zweimal live erleben, das letzte mal noch vergangenen Sommer.. Ein so unfassbar genialer Musiker, Entertainer und ein noch besserer Mensch ist da viel zu früh von uns gegangen...
Am Besten beschreiben wie ich mich fühle kann man wohl mit seinen eigenen Worten:
Und als einer von Millionen,
stehe ich hier und schau nach oben
Frag mich wo du gerade bist
Und wie es da wohl ist

Ruhe in Frieden!

Reine r, Dienstag, 29.März 2016, 13:12 Uhr

1. Roger Cicero - unfassbar

eine tolle Jazz Stimme ist von uns gegangen. Ich hab ihn noch in der Abendschau gesehen und war ganz gespannt auf das neue Album mit Songs von Franky Boy Sinatra....unfassbar. RIP....Danke, so ein sympatischer Mensch.