Seilbahnen in Deutschland Wie Bergbahnen den Ernstfall üben
Immer wieder bleiben Bergbahnen stehen, weil die Technik versagt. Für den Ernstfall sind die Retter in Deutschland bestens vorbereitet, sagen die Bergbahn-Betreiber. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Die deutschen Bergbahnen sind für Pannen wie am Mont Blanc akribisch vorbereitet. Der Bayerische Rundfunk hat nachgefragt, wie die Sicherheit der Passagiere gewährleiset wird. Peter Schöttl, Präsident des Verbands der Deutschen Seilbahnen und Schlepplifte (VDS), und Bernd Zehetleitner von der Bergwacht Sonthofen geben Einblick:
Die Rettungsmöglichkeiten müssen zum Beispiel bereits bei der Planung einer Seilbahn genau dargelegt werden. Erst nach erfolgreicher Prüfung gibt die Seilbahnbehörde den Betrieb frei.
Während der Fahrt prüfen Sensoren fortwährend alle wichtige Funktionen. Bei Unstimmigkeiten wird die Bahn aus Sicherheitsgründen gestoppt und der Rettungsplan läuft an.
"Eine stehende Bergbahn ist zunächst einmal eine sichere Bergbahn", sagt Peter Schöttl vom Seilbahnverband. Es sei "wie beim Auto, wenn Sie bei einer Panne rechts ranfahren und halten".
Ja, und zwar mindestens einmal pro Jahr. Das ist Pflicht. Dafür hat sich die Bayerische Bergwacht in Bad Tölz eigens einen Simulator bauen lassen. Dort können die Retter jederzeit unabhängig von Wetter, Hubschraubern und dem Seilbahnbetrieb üben.
Bei den meisten Bergbahnen erlaubt es die Topographie, dass die Menschen problemlos abgeseilt werden können. Die Bahnen sind - anders als am Mont Blanc - nicht in solch großen Höhen unterwegs.
Über Spezialrollen. Mit diesen fahren die Bergbahnmitarbeiter oder Bergwacht-Retter auf dem Seil zu den Gondeln und leiten die Passagiere beim Abseilen an. In jeder Gondel in Deutschland muss zudem eine Abseilvorrichtung fest installiert sein.
Ja, wenn auch sehr selten. Zuletzt waren sie im August 2011 an der Tegelbergbahn im Einsatz, als ein Tandem-Gleitschirmflieger in die Seile der Bahn flog und diese zum Stillstand brachte. 19 Touristen und der Gondelführer mussten wegen zu starkem Wind 18 Stunden und über Nacht warten, ehe sie dann vom Hubschrauber gerettet werden konnten. Das Tegelberg-Unglück war allerdings ein Sonderfall, weil sich der Gleitschirm mehrfach um die Seile gewickelt hatte. Der Einsatz der Spezialrollen war dadurch nicht möglich.
Ja! Regelmäßig kommen die TÜV-Prüfer vorbei. Dann müssen die Bergbahn-Betreiber auch nachweisen, dass die Passagiere im Notfall in einem bestimmten Zeitfenster gerettet werden können. Das müssen die Bergwachtgruppen demonstrieren.