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Start-ups in München Eigenkapital ist Trumpf

Berlin gilt als Zentrum der deutschen Start-up-Szene. Doch auch im Großraum München finden Gründer gute Bedingungen. Knapp die Hälfte der Münchner Start-ups finanzieren sich aus Eigenmitteln - und damit deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt (27 Prozent).

Von: Felix Lincke

Stand: 11.07.2016

ein Geschäftsmann geht eine Treppe hoch, im Hintergrund auf einer Mauer eine gezeichnete Kurve mit Mindest- und Maximumwerten | Bild: colourbox.com

Zwar nutzten 56 Prozent der Münchner Unternehmensgründer auch Kredite, öffentliche Fördermittel und anderes Fremdkapital, um die eigene Geschäftsidee zu verwirklichen. Bundesweit haben allerdings mit 73 Prozent deutlich mehr Gründer eine Fremdfinanzierung in Anspruch genommen.

Kapitalgeber im Raum München schwerer zu überzeugen

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) unter 400 deutschen Start-up-Unternehmen, davon 50 aus der Metropolregion München. Im Vergleich zum Rest der Republik hatten es die Münchner Gründer besonders schwer, Banken und Fördermittelgeber von ihrer Geschäftsidee zu überzeugen: 61 Prozent gaben an, dass es schwierig war, Kapitalgeber für ihr Vorhaben zu begeistern (bundesweit: 52 Prozent).

"Wer Geld von Investoren oder Banken einsammeln möchte, muss sehr gut vorbereitet sein und überzeugend argumentieren. Eine gute Idee und ein motiviertes Gründerteam sind weiterhin wichtig, reichen aber allein nicht aus, um Kapitalgeber zu überzeugen."

Eckhard Späth, Leiter des PwC-Standorts in München

Hohe Standortzufriedenheit – ehrgeizige Wachstumspläne

Mit ihrer Standortwahl ist die große Mehrheit der Münchner Gründer zufrieden: Neun von zehn Firmenchefs halten die Metropolregion für gründerfreundlich (bundesweit: 85 Prozent). Nach dem Hauptmotiv für den Schritt in die Selbständigkeit gefragt, nannten die Münchner Entrepreneure zum einen die Leidenschaft und Begeisterung für die Sache und zum anderen den Wunsch, die eigene Geschäftsidee zu verwirklichen (je 70 Prozent). Nur 20 Prozent gründeten mit der Absicht, ihr Unternehmen möglichst lukrativ an einen großen Konzern zu verkaufen. Dennoch verfolgendie Münchner Start-ups besonders ehrgeizige Ziele: Für das Jahr 2016 erwarten 82 Prozent ein Umsatzplus (bundesweit: 76 Prozent).

Fachkräftemangel deutlich spürbar

Die Suche nach passenden Mitarbeitern gestaltet sich im Großraum München allerdings besonders schwierig: 84 Prozent der Unternehmensgründer berichten über Probleme, geeignete Mitarbeiter zu finden. Deutschlandweit hatten 74 Prozent der Start-ups Schwierigkeiten, offene Stellen mit passenden Kandidaten zu besetzen. Um Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden, setzt ein Teil der Unternehmen schon jetzt auf gezielte Incentives, wie z.B. flexible Arbeitszeiten (52 Prozent) oder eine betriebliche Altersvorsorge (44 Prozent). Sabbaticals (10 Prozent) oder Kinderbetreuung im Unternehmen (4 Prozent) sind hingegen noch die Ausnahme.

"Start-ups im Großraum München stehen in einem harten Wettbewerb um die besten Talente. Um gerade gegenüber den etablierten Firmen in der Region nicht das Nachsehen zu haben, sollten sich Gründer schon früh mit dem Thema Recruiting auseinandersetzen und zusätzliche Leistungen für Mitarbeiter noch gezielter einsetzen als bislang."

Eckhard Späth, Leiter des PwC-Standorts in München

Lücken bei IT-Sicherheit

Für fast zwei Drittel (62 Prozent) der Münchner Start-ups spielt die Digitalisierung eine sehr große Rolle (bundesweit: 53 Prozent). Mit Blick auf das Thema IT-Sicherheit halten sich 80 Prozent für gut bis sehr gut aufgestellt.

"Digitale Technologien gehören für die meisten Start-ups längst zum Alltag, für viele sind sie sogar Teil des Geschäftsmodells. Daher ist es auch und gerade für junge Unternehmen sehr riskant, das Thema IT-Sicherheit zu vernachlässigen."

Philipp Medrow, Leiter der Start-up-Initiative Next Level bei PwC

Vor diesem Hintergrund kommen viele IT-Sicherheitsmaßnahmen in der Praxis erstaunlich verhalten zum Einsatz: Lediglich 40 Prozent der Unternehmen planen in den kommenden zwölf Monaten Investitionen in ihre IT-Sicherheit. Eine IT-Sicherheitsstrategie haben sogar weniger als ein Drittel.


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Hintertürkisch, Montag, 11.Juli 2016, 16:49 Uhr

1. zweischneidiges Schwert

Unerwartet finde ich immer wieder, dass Wirtschaftsprüfungsgesellschaften diejenigen, die sie beraten sollen, auch gleich auf solcherlei Weise ausfragen.