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Vor der US-Präsidentschaftswahl Trump und der mysteriöse US-Atomkoffer

Es ranken sich viele Geschichten um den US-Atomkoffer "Nuklear Football". Sollte dieser und die Codes in die Hände eines Präsidenten namens Donald Trump geraten, dann könnte das sehr gefährlich werden. Davon ist Hillary Clinton überzeugt.

Von: Rolf Büllmann, Sandra Demmelhuber

Stand: 18.08.2016

Ein Offizier der US-Marineeinheit trägt den als "Nuklear Football" bezeichneten Atomkoffer.  | Bild: dpa/Michael Reynolds

"Nuclear Football" - So wird das Atomplan-System (in Form eines Koffers) bezeichnet, über das die Präsidenten der USA, Frankreichs und Russlands den Einsatz von Atomwaffen autorisieren können. Details über Inhalt und Aufbau sind nur begrenzt bekannt. Eingeführt wurde der Koffer erstmals während der Eisenhower-Regierung in den USA und infolge der Kubakrise weiterentwickelt, um zu gewährleisten, dass nur der durch die Verfassung legitimierte militärische Oberbefehlshaber (also in den USA der Präsident) einen Atomangriff befehlen kann.

Museumsstück mit Stahlkabel

Im Museum für Amerikanische Geschichte in Washington D.C. steht ein schwarzer Lederkoffer: mittelgroß, etwas verschlissen, mit einigen zusätzlichen Lederriemen, aber eigentlich unauffällig - wäre da nicht ein Stahlkabel, mit dem sich der Griff und das Handgelenk des Trägers verbinden lassen.

Dieser Koffer ist ein sogenannter "Nuclear Football": ein früheres Modell des Koffers, der es dem Präsidenten der Vereinigten Staaten erlaubt, von überall und zu jeder Zeit einen Atomschlag zu befehlen. Seinen Ursprung hat der Koffer in der Zeit, als zwei Supermächte einander gegenüberstanden. Der Kalte Krieg hat Vieles beeinflusst - und dazu gehört auch die Frage, wie der Präsident mit einem sowjetische Überraschungsangriff umgehen kann.

Relikt aus dem Kalten Krieg

Die Antwort war der "Nuclear Football", der seitdem den Präsidenten immer und überall hin begleitet. Fünf Adjutanten wechseln sich dabei als Kofferträger ab, von jeder Teilstreitkraft der USA einer. Einer von ihnen war Peter Metzger:

"Ich würde nicht sagen, dass ich nervös war, aber ich war sehr, sehr darauf konzentriert, was zu tun ist. Die Reaktionszeit bei einem Alarm ist so kurz, dass man jederzeit bereit sein muss, deshalb war einer von uns immer sehr nah dran am Präsidenten."

Peter Metzger, ehemaliger Atomkofferträger

Und sehr nah heißt wirklich SEHR NAH, sagt der Historiker Alan Lichtman von der American University in Washington:

"Vergessen Sie 'Nähe zwischen dem Präsidenten und seiner Frau' - echte Nähe gibt es zwischen dem Präsidenten und demjenigen, der den Nuclear Football trägt!"

Alan Lichtman, Historiker

Ein Koffer auf Reisen

Denn ein amerikanischer Präsident mag des Öfteren ohne seine Frau unterwegs sein - ohne den mysteriösen Atomkoffer aber reist er nie. Und so kommt es, dass dieser Koffer, der "Nuclear Football" schon an den ungewöhnlichsten Orten gesichtet wurde: auf dem Roten Platz in Moskau zum Beispiel oder aber auch in Hiroshima. Was genau in dem Koffer ist, ist eigentlich streng geheim, es gibt aber ein paar Hinweise. Bill Gulley, ein früherer Direktor des Militärbüros im Weißen Haus, hat den Inhalt mal so beschrieben:

"Ein sogenanntes Blackbook, in dem mögliche Ziele aufgelistet sind, für den Fall, dass die USA auf einen Atomangriff reagieren müssten. Eine Liste von sicheren Bunkern, zu denen der Präsident gebracht werden kann. Ein Umschlag mit Erklärungen, wie das System funktioniert, mit dem die Regierung Notfallmeldungen veröffentlichen kann und eine kleine Karte mit Identifizierungs-Codes, um sicherzustellen, dass der Präsident den Atomschlag befiehlt."

Bill Gulley, ehemaliger Direktor des Militärbüros im Weißen Haus

Codename "Biscuit"

Der Präsident muss immer ein Gegenstück zu den Identifzierungscodes bei sich haben - eine laminierte Plastikkarte mit dem Codenamen "Biscuit", also Keks. Ohne den "Keks" funktioniert der nukleare Fußball nicht - und beide sollten nie voneinander getrennt sein, doch das klappte nicht immer.

Ein Militärberater trägt den Atomplan des US-Präsidenten

Als Ronald Reagan 1981 angeschossen wurde, kam sein Kofferträger nicht mit ins Krankenhaus, und schlimmer noch: die Karte mit den Codes wurde vom FBI im Krankenhaus als Beweismittel gesichert und zwei Tage lang nicht zurückgegeben. Und Bill Clinton soll im Jahr 2000 seine Code-Karte verlegt und über Monate niemandem davon erzählt haben, der Code soll damals "00000..." gewesen sein. Und Jimmy Carter brachte die Karte mit den Codes sogar einmal mit seinem Anzug in die Reinigung.

Das allerdings dürfte die Ausnahme sein: wir können davon ausgehen, dass sowohl "Biscuit" als auch der Nuclear Football derzeit auf Martha's Vineyard sind - im Sommerurlaub mit Präsident Obama. Wo der Koffer in einem halben Jahr sein wird, ist derzeit noch offen. Für viele Menschen ist die Vorstellung, dass Donald Trump vielleicht bald der Oberbefehlshaber der US-Armee sein könnte, schon jetzt sehr beunruhigend.


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Ida, Donnerstag, 18.August 2016, 18:58 Uhr

2.

Ich habe mehr Angst wenn Hillary Estaphlishment Clinton den Atomkoffer hat!
Für mich pers. eine Frau die Lügen benutzt wie andere das täglich Brot.

MarieS, Donnerstag, 18.August 2016, 07:18 Uhr

1. Verlegte oder in der Reinigung befindliche Codekarten

Man sollte Donald Trump nicht unterschätzen. Mit seiner Strategie, sich bewusst anders bzw. aus seiner Sicht authentisch zu geben, könnte er m.E. die Wahl gewinnen.

  • Antwort von AnniMarr, Donnerstag, 18.August, 10:17 Uhr

    MarieS.,
    ich hoffe es nicht. Wenn man den Medien glauben schenken kann, dann sind viele eigene Parteianhänger nicht seiner Meinung und wollen Hillary Clinton wählen. Ja, Politik ist bekanntlich ein dreckiges Geschäft!