15

Schüsse in Dallas Polizei hält Heckenschützen für Einzeltäter

Der getötete mutmaßliche Heckenschütze von Dallas war früher beim US-Militär. Micah J. sei unter anderem auch in Afghanistan stationiert gewesen. In seiner Wohnung fand die Polizei zahlreiche Waffen. In der texanischen Stadt waren während eines Protestmarsches gegen Polizeigewalt gegen Afroamerikaner am Donnerstag Abend fünf Polizisten erschossen worden. Neun Menschen wurden verletzt

Von: Roana Brogsitter, Max Muth

Stand: 09.07.2016

Im Stadtzentrum von Dallas nach den tödlichen Schüssen | Bild: pa/dpa

Die Polizei identifizierte den Todesschützen als den Afghanistan-Veteran Micah J. Sie geht inzwischen davon aus, dass der 25-Jährige ein Einzeltäter war. In seiner Wohnung fanden die Beamten jede Menge Waffen und paramilitärisches Material, auch zum Bombenbau. J. hortete zudem Schutzwesten, Munition, Gewehre und verfügte über ein Handbuch für den bewaffneten Kampf. Außerdem seien afro-nationalistische Schriften aufgetaucht. Der Attentäter hat laut Polizei keine kriminelle Vergangenheit. Nachbarn hätten ihn als Einzelgänger beschrieben.

Ferngesteuerte Bombe überwältigt den Attentäter

Die Polizei konnte den 25-jährigen Schwarzen Micah J. in einem Parkhaus in der Innenstadt stellen. Nach stundenlangen Verhandlungen und wiederholten Feuergefechten zwischen dem Schützen und den Beamten wurde er schließlich mit einer Bombe getötet. Der Sprengsatz wurde mit Hilfe eines Roboters in die Nähe des Mannes transportiert und dort zur Explosion gebracht. Polizeichef Brown sagte, das sei die einzige Möglichkeit gewesen, den Mann auszuschalten, ohne weitere Beamte in Gefahr zu bringen.

Keine Informationen über weitere Festgenommene

Unklar blieb, was es mit drei Festgenommenen auf sich hat, von denen die Polizei zunächst gesprochen hatte. Drei weitere Verdächtige befanden sich zuvor in Polizeigewahrsam: eine Frau, die sich in der Nähe des Parkhauses aufhielt und zwei Männer, die in einem Mercedes davon fuhren. Einer davon hatte zuvor eine Tasche in Tarnfarben in das Auto geworfen. Die Polizei ging anfangs davon aus, dass die Festgenommenen zusammengearbeitet haben. Die Theorie, dass es mehrere Heckenschützen gegeben habe, entkräftete sich im Laufe der Ermittlungen. Es habe offenbar nur einen Schützen gegeben, sagte Heimatschutzminister Jeh Johnson in New York City.

Obama beendet Europareise vorzeitig

US-Präsident Obama, der sich zur Zeit in Warschau aufhält, nannte die Attacke auf die Polizisten "bösartig, kalkuliert und verabscheuungswürdig". Obama kündigte inzwischen an, dass er seine Europareise um einen Tag verkürzen und schon am Sonntag in die USA zurückkehren werde. Am Montag will er nach Dallas reisen.

"Es gibt keine mögliche Rechtfertigung für diese Art von Angriff - oder für jede Art von Gewalt gegenüber Sicherheitskräften"

US-Präsident Obama

Zunächst friedliche Proteste gegen Polizeigewalt

Vor dem Angriff hatten Tausende friedlich gegen Polizeigewalt gegen Afroamerikaner protestiert. Nicht nur in Dallas, sondern auch in Los Angeles, Chicago, Washington, New York und Atlanta. Auslöser waren zwei erschossene Afroamerikaner innerhalb von zwei Tagen. In Falcon Heights (Minnesota) starb Philando Castile (32) im Krankenhaus, nachdem ein Polizist bei einer Fahrzeugkontrolle auf ihn geschossen hatte. Kurz zuvor hatten in Baton Rouge (Louisiana) zwei Polizisten Alton Sterling (37) auf einem Parkplatz zu Boden gezwungen und ihn aus nächster Nähe erschossen.

Der Gouverneur von Minnesota, Mark Dayton, sagte, das gewaltsame Vorgehen der Polizisten gegen Castile sei "bei weitem übertrieben" gewesen. Zugleich legte er nahe, dass das Vorgehen der Beamten rassistisch motiviert war.

"Wäre das passiert, wenn diese Insassen, der Fahrer und die Passagiere, weiß gewesen wären?"

Mark Dayton


15

Kommentieren

Gun Violencer, Samstag, 09.Juli 2016, 13:41 Uhr

9. Statistik 2016 USA mit Schusswaffen begangene Vorfälle

Gesamt: 27435 bis heute
Davon getötet: 7093
Verletzt: 14639
Massenschiessereien(mehr als 4 Tote): 179
Unfälle mit Schusswaffen: 1170

Gerechtfertigte Notwehr: gerade mal 844!

Das ist lediglich der Stand bis heute.

Quelle: gunviolencearchive (org)

Artus, Samstag, 09.Juli 2016, 07:22 Uhr

8. Auswärtiges Amt

Bei 8000 Toten durch Schusswaffengebrauch alleine dieses Jahr in den USA ist es Zeit, dass das Auswärtige Amt endlich eine Reisewarnung für die USA herausgibt. Die Wahrscheinlichkeit in den USA durch irgendwelche Verrückten oder der Polizei hinterrücks erschossen zu werden ist ja um ein Vielfaches höher als einem Terroranschlag zum Opfer zu fallen. Warum tut das Auswärtige Amt das nicht? Wird die Terrorgefahr bei uns nicht vielleicht bei uns auch deshalb verhältnismäßig überhöht ,um Überwachungsgesetzt etc. durchsetzen zu können ?

  • Antwort von Trivialer, Samstag, 09.Juli, 11:58 Uhr

    Die Wahrscheinlichkeit Opfer eines Terroranschlages zu werden ist in jedem Fall und in jedem Land wesentlich geringer als alle übrigen Lebensrisiken.
    Die Häufigkeitszahlen an Verkehrstoten, Erkrankungen durch fremde Keime und Viren und anderem zu sterben.

    Alles ein bisschen überzogen.

M.Zöltsch, Freitag, 08.Juli 2016, 14:05 Uhr

7. Schüsse auf friedlicher Kundgebung

Die US-Regierungen haben seit Jahren das Vertrauen der schwarzen Bevölkerung fahrlässig verspielt ! - - indem Sie kaum einen der durch Polizisten begangenen Willkür-Morde an Schwarzen US-Bürgern strafrechtlich verfolgen ließen - - - im Gegenteil: trotz enormer Proteste der sich vom Staat im Stich gelassenen und von Willkür-POLICE bedroht fühlenden schwarzen Bürgern folgen den scheinheilig, bedauernd kommentierenden Sprüchen der jeweiligen Staatspräsidenten KEINERLEI Prozesse gegen weiße Polizisten.

Das Vertrauen dieser Bürger kann durch viel heisse Luft in Form vielen Drumherum-Geschwätzes NIEMALS gewonnen werden !
Herr OBAMA - CRIMINAL PROCEEDINGS - that's what you should instruct NOW ! Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
Kommentar-Richtlinien bearbeitet.

Fäulnis, Freitag, 08.Juli 2016, 13:42 Uhr

6. Es ist was faul in den USA

Ich habe Verständnis für die Polizei, weil ja an jeder Ecke ein bewaffneter Irrer lauern kann.
Ich habe kein Verständnis, wenn der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz mißachtet wird. Wenn zwei Beamte einen Tatverdächtigen schon am Boden haben und fixiert ist, den aus nächster Nähe dann durchlöchern ist mir völlig schleierhaft.

Die USA benötigen wohl eine grundsätzliche Polizeireform. Die Einzelstreifen sind riskant und eine Billiglösung. Das Polizei- und Strafverfahrensrecht antiquiert.
Und die Waffengesetze sind vollkommen abstrus. Wo liegt also die Schmerzgrenze der US-Bürger?

Truderinger, Freitag, 08.Juli 2016, 13:40 Uhr

5. Reisewarnungen!

Wenn man bedenkt, dass die USA permanent nach jedem Terroranschlag in Europa ihre Bürger vor Reisen dorthin warnt, sollte man sich überlegen, ob unser auswärtiges Amt nicht auch langsam mal darüber nachdenken sollte, in Anbetracht der fast schon wöchentlichen Schießereien in den USA ähnliche Warnungen auszusprechen.
Die Waffengesetze in diesem Land sind unerträglich und es macht mich fassungslos, dass auch hierzulande "AfD"-Vertreter sich lockere Waffengesetze wünschen!

  • Antwort von Felix, Freitag, 08.Juli, 23:16 Uhr

    Zustimmung!

    Als ich vor knapp vier Wochen auf Gun Violence Archive nachgesehen habe, waren es noch 5700 Schusswaffentote. Jetzt steht das heute bei 7093 Tote.
    Wieviel NRA Lobby verträgt ein Staat?

    AfD Meinungen sind irrelevant. Für mich schlicht nicht existent, besonders dann, wenn eine Inhaftierung in die U-Haft ohne Beweise nur auf Grund eines Verdachtes gefordert wird. Oder das Strafrecht bereits bei 12 jährigen Kindern angewendet werden soll.
    Völlig hirnrissig.