Trauer in Dallas Fahnder halten Todesschützen für Einzeltäter
Micah J. - ein Ex-Soldat, der auch in Afghanistan Dienst tat, war wohl der Polizistenmörder von Dallas. In seiner Wohnung fand die Polizei zahlreiche Waffen. In der Stadt ist die Trauer um die getöteten Beamten groß. In Dallas waren während eines Protestmarsches gegen Polizeigewalt gegen Afroamerikaner am Donnerstag Abend fünf Polizisten erschossen worden. Neun Menschen wurden verletzt.
Die Polizei identifizierte den Todesschützen als den Afghanistan-Veteran Micah J. Sie geht inzwischen davon aus, dass der 25-Jährige ein Einzeltäter war. In seiner Wohnung fanden die Beamten jede Menge Waffen und paramilitärisches Material, auch zum Bombenbau. Micah J. hortete zudem Schutzwesten, Munition, Gewehre und verfügte über ein Handbuch für den bewaffneten Kampf. Außerdem seien afro-nationalistische Schriften aufgetaucht. Der Attentäter hat laut Polizei keine kriminelle Vergangenheit. Nachbarn hätten ihn als Einzelgänger beschrieben.
Rätselhaft sind die Umstände seiner Entlassung aus dem Militärdienst: Nach einer Anzeige wegen sexueller Belästigung sei er im Mai 2014 von seinem Einsatzort Afghanistan in die USA zurückgeschickt worden. Eigentlich sollte er unehrenhaft entlassen werden, so die Empfehlung. Sein damaliger Militäranwalt Bradford Glendening berichtete, ein solches Vorgehen sei äußerst ungewöhnlich. Entlassen wurde J. dann vor 15 Monaten - und zwar ehrenvoll. Die Gründe dafür kenne er nicht, sagte der Anwalt.
Ferngesteuerte Bombe überwältigt den Attentäter
Über die Motive des mußlichen Heckenschützen ist nichts bekannt. Der 25-Jährige wurde nach mehreren Stunden in einem Parkhaus in der Innenstadt von Dallas getötet. Nach einem Schusswechsel mit der Polizei setzten die Beamten einen mit Sprengstoff bestückten Roboter ein. Polizeichef David Brown sagte, das sei die einzige Möglichkeit gewesen, den Mann auszuschalten, ohne weitere Beamte in Gefahr zu bringen.
Gesuchter Mann mit Sturmgewehr gilt nicht mehr als verdächtig
Unklar blieb, was es mit drei Festgenommenen auf sich hat, von denen die Polizei zunächst gesprochen hatte. Eine Frau, die sich in der Nähe des Parkhauses aufhielt, und zwei Männer, die in einem Mercedes davon fuhren. Ursprünglich war auch von mindestens zwei Heckenschützen die Rede gewesen. Dazu sagte Heimatschutzminister Jeh Johnson am Freitag Abend in New York, es habe nur einen Schützen gegeben.
Ein junger Mann, den die Polizei zuvor mit Bildern im Kurznachrichtendienst Twitter gesucht hatte, gilt nach einer Befragung durch die Beamten nicht mehr als verdächtig. Er hatte sich selbst gestellt. Ins Visier der Fahnder geriet er, weil er mit Tarn-Shirt und einem Sturmgewehr auf dem Rücken durch Dallas marschiert war. Seine Erklärung dafür: Er habe lediglich sein in der US-Verfassung verbrieftes Recht auf das Tragen von Waffen ausgeübt.
Obama beendet Europareise vorzeitig
US-Präsident Obama, der sich zur Zeit in Warschau aufhält, nannte die Attacke auf die Polizisten "bösartig, kalkuliert und verabscheuungswürdig". Obama kündigte inzwischen an, dass er seine Europareise um einen Tag verkürzen und schon am Sonntag in die USA zurückkehren werde. Anfang der Woche will er nach Dallas reisen.
"Es gibt keine mögliche Rechtfertigung für diese Art von Angriff - oder für jede Art von Gewalt gegenüber Sicherheitskräften"
US-Präsident Obama
Die tödlichen Schüsse auf die Polizisten fielen am Rande einer Demonstration, die sich gegen mutmaßlich rassistisches Verhalten der US-Polizei richtete. An den Tagen zuvor waren zwei Schwarze bei Routineeinsätzen von Polizisten erschossen worden.