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Nach dem "Nein" zu Volksbefragungen Jetzt geht es an die Verfassung

Volksbefragungen nach den CSU-Vorstellungen sind nicht rechtens - das haben Bayerns oberste Richter entschieden. Doch Horst Seehofer will nicht aufgeben - und vielleicht kommen SPD und Freie Wähler mit ins Boot.

Von: Nikolaus Neumaier

Stand: 22.11.2016 |Bildnachweis

Horst Seehofer | Bild: picture-alliance/dpa

Das Wort Niederlage wollte Horst Seehofer nicht in den Mund nehmen. Die Klatsche vor dem Verfassungsgericht verbuchte der Ministerpräsidenten am Tag danach als "schwierig" und "unverständlich", weil er zwar Umfragen durchführen dürfe aber keine Volksbefragung.

"Eine amtliche Befragung der Bevölkerung durch eine vom Staat ausgeführte Volksbefragung ist nur durch Verfassungsänderung möglich, aber den Willen der Bevölkerung kann ich auch einholen durch eine Umfrage. Das ist ja der für mich schwer zu verstehende Teil. Ob wir an die Verfassung rangehen, das überlegen wir in Ruhe."

Ministerpräsident Horst Seehofer

Seehofer will wegen des Urteils aber nicht aufgeben. Aus der Staatskanzlei hieß es, man sei überzeugt, dass es mehr demokratische Elemente brauche und der Regierungschef gab sich kämpferisch. Er werde als bayerischer Ministerpräsident ein entschiedener Kämpfer für die Volksbeteiligung sein, so Seehofer.

Konkret kann er sich nun eine Verfassungsänderung vorstellen, um die Volksbefragungen als Instrument der Bürgerbeteiligung festzuschreiben. Denkbar sind auch wieder Umfragen, sogenannte Resonanzuntersuchungen zu wichtigen Fragen. "Wir werden das wieder verstärkt machen", sagte Seehofer.

Spott von der Opposition

Grüne und SPD sehen darin nur die trotzige Reaktion eines Verlierers. Die Fraktionschefs Ludwig Hartmann und Markus Rinderspacher, verstehen Seehofers Aussagen als "durchsichtige Manöver". Hartmann sieht Seehofers Reaktion wie die eines "trotzigen Kindes". Und Markus Rinderspacher ergänzt:

"Herr Seehofer rudert zurück. Wenn er jetzt von Resonanzuntersuchungen - also Meinungsumfragen - spricht, so ist das etwas ganz anderes als ein zusätzliches plebiszitäres Bürgerbeteiligungsinstrument."

SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher

Dann eben mit Verfassungsänderung

Der SPD-Fraktionschef kann sich aber grundsätzlich eine Verfassungsänderung vorstellen. Ähnlich sieht es Hubert Aiwanger, der Chef der Freien Wähler, der schon lange mit der Forderung nach mehr Bürgerbeteiligung durch die Lande zieht. Wenn es bei bestimmten Fragen sinnvoll sei, dann wären die Freien Wähler dabei, mehr Bürgerbeteiligung in die Verfassung zu bringen. Bisher habe Seehofer sie ja meist ausgesperrt, so Aiwanger.

Volksbefragung als Wahlkampfthema

Die CSU-Landtagsfraktion will nun die Volksbefragungen zum Wahlkampfthema machen. "Wir werden das sicher tun", meinte Thomas Kreuzer der Fraktionschef. Man werde die Bürgerinnen und Bürger darüber abstimmen lassen - und dann werde man sehen, ob die Wähler befragt werden wollen oder nicht. SPD und Grünen warf Kreuzer vor, sich einer stärkeren Volksbeteiligung zu verschließen.







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Lotti, Dienstag, 22.November 2016, 18:49 Uhr

4. Urteilsbegründung lesen

Lieber Horst, wenn es mit dem Verständnis hapert, einfach mal die Urteilsbegründung lesen. Solche Befragungen wären ein Instrument der politischen Willensbildung und müssten als solche in der Verfassung verankert sein. Versteht doch sogar jeder Nichtjurist?

  • Antwort von Boros T., Dienstag, 22.November, 21:12 Uhr anzeigen

  • Antwort von Lotti, Mittwoch, 23.November, 08:43 Uhr anzeigen

  • Antwort von Boros T., Mittwoch, 23.November, 10:17 Uhr anzeigen

Bernhard, Dienstag, 22.November 2016, 18:46 Uhr

3. Warum mit unseren Steuergeldern?

"aber den Willen der Bevölkerung kann ich auch einholen durch eine Umfrage" so Herr Seehofer.
Ich Frage mich, warum eine Umfrage der Steuerzahler zahlen soll.
Warum kann man Bürger für eine Umfrage verpflichten, an die Stimmabgabenstellen Dienst zu tun. Natürlich unentgeltlich.
Dann soll halt die jeweilige Partei aus Ihrem Etat ein Meinungsforschungsunternehmen bezahlen.

MaxMoritz, Dienstag, 22.November 2016, 18:43 Uhr

2. Horst Seehofer

Im BY gibt's ne Sendung Tobi der Checker, hab jetzt gecckeck warum der Ungar so oft da ist .

pauli, Dienstag, 22.November 2016, 18:42 Uhr

1.

Bei uns in der Schweiz geht ohne Volksbefragung/Abstimmung rein gar nichts. Deshalb dauert es auch länger, ist dann aber definitiv als Volksentscheid entschieden.

  • Antwort von Boros T., Dienstag, 22.November, 21:14 Uhr anzeigen

  • Antwort von St. Pauli, Mittwoch, 23.November, 01:45 Uhr anzeigen

  • Antwort von Lotti, Mittwoch, 23.November, 08:45 Uhr anzeigen