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Kriegswaffenschmuggel und Terrorismus Balkan-Islamisten im Visier der Fahnder

Die Frankreich-Attentäter verwendeten unter anderem Kalaschnikows. In Bayern war kurz zuvor ein Montenegriner mit Ziel Paris und solchen Gewehren festgenommen worden. Ein Zusammenhang? Noch unklar. Sicher ist: Fahnder haben zunehmend radikale Islamisten aus dem Balkan im Visier.

Von: Ralf Fischer

Stand: 18.11.2015 | Archiv

SYMBOLBILD: Grenzkontrollen in Bayern an der A8 | Bild: picture-alliance/dpa

5. November, Autobahn A8 nahe Rosenheim: Schleierfahnder der bayerischen Polizei winkten ein Auto aus Montenegro raus. Der Fahrer wollte nach Paris. Im Auto fanden die Fahnder ein Waffenversteck mit Handgranaten, Sprengstoff und acht Kalaschnikow-Sturmgewehren. Acht Tage später richteten Terroristen in Paris mit solchen Waffen ein Massaker an. Mehr als 130 Unschuldige starben. Gibt es einen Zusammenhang?

Fahnder stoßen regelmäßig auf Kriegswaffen

TV-Tipp

Mehr zum Thema heute Abend in Kontrovers - um 21.00 Uhr im Bayerischen Fernsehen.

Bayerische Fahnder ziehen immer wieder Kriegswaffen aus dem Verkehr. Im Landeskriminalamt (LKA) werden Exemplare für Gutachten aufbewahrt - darunter viele Varianten der in Paris benutzten Kalaschnikow.

"Jede automatische Waffe in solchen Szenarien ist brandgefährlich. Weil sie mit vollautomatischen Waffen Dauerfeuer schießen und damit eine große Anzahl von Schüssen in kurzer Zeit abgeben können. Und wenn sie eine Menschenansammlung haben, dann ist da tragischerweise nur schwer vorbeizuschießen."

Axel Manthei, LKA Bayern

Attentat-Serie mit Sturmgewehren in Europa

Januar 2015: Anschlag auf das Gebäude des Satiremagazins "Charlie Hebdo"

2008 töteten Islamisten in der indischen Stadt Mumbai mit Granaten und Gewehren 170 Menschen. Danach gab es auch in Europa Attentate mit Sturmgewehren. So schoss 2014 ein Terrorist im Jüdischen Museum in Brüssel um sich. Im Januar 2015 gab es in Paris den Anschlag auf "Charlie Hebdo". Es folgte eine Schießerei in Belgien zwischen Islamisten und der Polizei.

Der Zugang zu den Waffen ist keine große Hürde, glaubt der Waffenexperte Lars Winkelsdorf. Der Schwarzmarkt floriert.

"Kalaschnikow-Sturmgewehre sind in Frankreich in unglaublich hoher Stückzahl verbreitet. Sie werden eingeschmuggelt über den Hafen von Marseilles. Sie stammen vom Balkan und werden zu Dumpingpreisen von 200 bis 300 Euro gehandelt."

Lars Winkelsdorf, Waffenexperte

Tausende Armeewaffen auf Schmuggelrouten

Sturmgewehr Kalaschnikow AK-74

Die Waffen kommen beispielsweise aus Albanien. 1997 gab es dort Proteste. Es folgte der Staatskollaps. Plünderungen waren an der Tagesordnung. Tausende Armeewaffen verschwanden einfach so, viele landeten bei der Mafia.

IS-Propaganda-Video

Eine weitere Schmuggelroute Richtung Westen ist der Landweg über Bayern, wo der Fahrer aus Montenegro geschnappt wurde. War seine Ladung für die Paris-Attentäter bestimmt? Immerhin haben die Sicherheitsbehörden auf dem Balkan radikale Islamisten zunehmend im Visier. Über 200 Kosovaren sollen sich dem sogenannten "Islamischen Staat" (IS) angeschlossen haben. Der IS setzt immer wieder Propaganda-Videos in den Umlauf, die auf junge Muslime in sehr armen Ländern zielen.

"Aus dieser Benachteiligung oder Angst oder aus der Frustration heraus, aus dem der Islamische Staat seine Möglichkeiten schöpft und die bietet sich im Balkan an, das heißt, der Balkan ist ein attraktiver Rekrutierungsboden für den Islamischen Staat."

Florian Bieber, Universität Graz

Der Fahrer aus Montenegro sitzt in Traunstein in Haft. Für wen waren die Waffen?

"Er selbst bestreitet, hier in irgendeinen Zusammenhang mit Terror zu stehen. Die Ermittlungen laufen nach wie vor bei uns. Sie laufen in Frankreich. Sie laufen in Montenegro. Aber konkrete Erkenntnisse eines unmittelbaren Zusammenhangs gibt es zur Stunde noch nicht."

 Joachim Herrmann (CSU), bayerischer Innenminister

Aber auch wenn es keine Verbindung gibt, macht der Vorfall eines deutlich: Es sind viel zu viele dieser Waffen im Umlauf. 


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