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Der Sturz von 2007 Wo Stoiber auf- und abstieg

2002 ging von Kreuth das Signal zur Kanzlerkandidatur von Edmund Stoiber aus. 2007 wurde der Ort für ihn dann zum Schicksalsort: Der Widerstand in den eigenen Reihen zwang ihn zum Rücktritt.

Stand: 05.01.2009 | Archiv

Edmund Stoiber am 17. Januar 2007 in Wildbad Kreuth | Bild: picture-alliance/dpa

Zum Abschluss der Klausur 2002 rief Michael Glos den damaligen CSU-Chef als Kanzlerkandidaten aus. Drei Tage später verzichtete die CDU-Vorsitzende Angela Merkel beim legendären Wolfratshausener Frühstück im Hause Stoiber auf ihre Ambitionen. Wie die Geschichte endete, ist bekannt und für Stoiber wenig rühmlich. Er scheiterte in Berlin - wenn auch nur knapp - an Gerhard Schröder.

Zuhause im Freistaat konnte es Stoiber dennoch noch ein paar Jährchen genießen, in Kreuth den Journalisten Lobeshymnen auf Bayern und die CSU im Besonderen in die Mikrofone zu diktieren. Doch 2007 sollte seine Schicksalsklausur werden. Am 18. Januar warf Stoiber seine Ämter als Regierungschef und CSU-Vorsitzender in den Ring. Das tat er in München. In Kreuth wurde derweil sein Erbe aufgeteilt.

Kreuth mal ungemütlich

Edmund Stoiber am 17. Januar 2007 in Wildbad Kreuth, umringt von der Presse

Selten zuvor zog eine CSU-Klausur derart viel Aufmerksamkeit auf sich. Hundertschaften von Journalisten beobachteten jeden Schritt der CSU-Politiker und lauschten auf jeden Tonfall in jedem Nebensatz. Die Diskussionen um die Zukunft des CSU-Chefs - angestoßen durch Rücktrittsforderungen der Fürther Landrätin Gabriele Pauli - drängten alle anderen Themen in den Hintergrund. Mammutsitzungen bis in die Nacht und Pressekonferenzen nach Mitternacht machten das Kreuth des Jahres 2007 zu einem ungemütlichen Ort.

Sogar das Wetter passte sich der politischen Stimmung an. Normalerweise liefert Kreuth Bilder von Politikern in glitzernd verschneiter Winterlandschaft unter strahlend-blauem Himmel. Das Jahr 2007 dagegen begann mit tristem Regen, grauen Wolkentürmen und ringsum Matsch.

Zwei Tage Hin und Her

In der Nacht auf Mittwoch, den 17. Januar, verkündete der damalige CSU-Fraktionschef Joachim Herrmann, dass die Landtagsabgeordneten hinter ihrem Vorsitzenden stehen. Am Mittwochvormittag hieß es, die Entscheidung über Stoibers Zukunft werde erst auf einem Parteitag im September getroffen. Am Donnerstagmorgen, 18. Januar, wurde kolportiert, dass Stoiber den Weg freimachen will für Erwin Huber und Günther Beckstein. Dementis folgten. Sie waren aber nur bis 14.15 Uhr zu halten: Zu diesem Zeitpunkt trat Edmund Stoiber in München vor die Presse. Das Feld in Kreuth hatte er bereits seinen späteren Nachfolgern überlassen.

Streit um das Erbe

Aus eins mach' zwei

Erwin Huber wurde in der Folge CSU-Chef und Günther Beckstein Ministerpräsident. Darauf habe man sich in Kreuth geeinigt, hieß es. Doch der damalige Bundeslandwirtschaftsminister und CSU-Vize, Horst Seehofer, nahm dieses abgekartete Spiel nicht so einfach hin und lieferte Huber einen erbitterten Kampf um den Parteivorsitz, der schließlich beim CSU-Parteitag im September 2007 zugunsten Hubers entschieden wurde.

Auch hier ist bekannt, wie die Geschichte ausging: Dem Führungs-Duo Beckstein-Huber war nur ein Jahr und ein einziges Kreuth beschieden. Seit dem CSU-Desaster bei der Landtagstagswahl im September 2008 gibt es wieder einen Regierungs- und Parteichef. Sein Name: Horst Seehofer.

"Kreuth hat mir wehgetan. Ich bin ja auch ein Mensch."

Edmund Stoiber am 30. August 2007 im 'Stern'


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