22

Anschläge von Würzburg und Ansbach Parallelen der beiden Anschläge entdeckt

Die Ermittler gehen laut Bayerns Innenminister Herrmann in beiden Fällen davon aus, dass sowohl der Selbstmordattentäter von Ansbach als auch der Axt-Angreifer von Würzburg unmittelbar vor der Tat per Handy Anweisungen erhalten haben könnten.

Stand: 29.07.2016

Absperrband hängt am 25.07.2016 in Ansbach (Bayern) rund um den Tatort. Bei einem mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlag sind am Sonntagabend zwölf Menschen verletzt worden. Der mutmaßliche Täter sei ein 27-jähriger Flüchtling aus Syrien gewesen, sagte Innenminister Herrmann | Bild: picture-alliance/dpa

Noch wenige Minuten vor der Tat habe der Attentäter von Würzburg Kontakt zu einer unbekannten Person oder Organisation gehabt. Wer das gewesen sei, könne man noch nicht sagen. Fest stehe aber: Die Kontaktperson hielt sich im Nahen Osten auf. Und auch im Ansbacher Fall habe die Auswertung der Handys ergeben, dass der 27-Jährige im Vorfeld des Anschlags Fotos des späteren Tatorts und des Rucksacks übermittelt habe. Außerdem habe der Chatpartner am Abend der Tat konkrete Handlungsanweisungen gegeben, so Innenminister Joachim Herrmann.

"Insofern muss man hier klar sagen, dass vieles dafür spricht, dass es sich nicht um einen Fall kurzzeitiger Selbstradikalisierung handelt, sondern dass hier jemand wohl schon eine Weile in Kontakt stand, dass vielleicht auch von anderer Seite die Hinweise zum Bombenbauen kamen. All das muss nun aufgeklärt werden."

Joachim Herrmann, bayerischer Innenminister

Code noch nicht geknackt

Zu schaffen macht den Ermittlern jedoch der Verlauf der Kommunikation: Offenbar hatten beide Kontakt über einen Chat. Dieser Chat sei jedoch verschlüsselt gewesen. Noch habe die elektronische Unterhaltung nicht entschlüsselt werden können, hieß es. Am Montag vergangener Woche hatte der 17-jährige Flüchtling vier Menschen mit Axt und einem Messer angegriffen. Als ein Mitreisender die Notbremse zog, flüchtete der Täter aus dem Zug. Er lief in die Mainauen, dort griff er scheinbar wahllos eine Spaziergängerin an und schlug ihr mit der Axt ins Gesicht.

Auch der Ansbacher Attentäter war aus dem Nahen Osten gesteuert

Die Anweisungen für den Selbstmordattentäter von Ansbauch kamen aus dem Nahen Osten, das besätigte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Bis kurz vor der Explosions soll der Syrer Kontakt mit einem Unbekannten aus dem Nahen Osten gehabt haben. Auch dieser Kontakt lief über einen Internetchat. Er habe konkrete Anweisungen erhalten, was er zu tun habe und wie er sich verhalten solle. Hier haben die Behörden offenbar den Gesprächsverlauf bereits entschlüsselt.

"Der Gesprächspartner wusste genau, worum es geht."

Joachim Herrmann, bayerischer Innenminister

Er habe beispielsweise gewusst, dass der 27-Jährige Sprengstoff dabei hatte. Als dieser von Sicherheitsleuten in der Nähe des mutmaßlichen Anschlagsziels, einem Musikfestival, berichtet habe, habe der Unbekannte gesagt, er solle sich ein Schlupfloch suchen oder einfach durchgehen.

Traumatherapie monatelang unterbrochen

Absperrung am Tatort in Ansbach

Der Flüchtling aus Syrien war bei der Explosion einer Bombe in seinem Rucksack gestorben. Er befand sich mehrfach in psychiatrischer Behandlung und soll zweimal versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Nach Angaben von Sozialministerin Emilia Müller (CSU) war seine Traumatherapie monatelang unterbrochen worden. Sie sei im Januar 2016 zunächst beendet und erst vor wenigen Wochen fortgesetzt worden, sagte Müller.

Trauergottesdienst ins Ansbach

Gestern Abend fand ein ökomenischer Gottesdienst in der Ansbacher Gumbertskirche statt. Rund 200 Menschen nahmen daran teil. Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann war unter den Gästen. Er nannte den Gottesdienst ein wichtiges Zeichen und betonte, neben der notwendigen Ermittlungsarbeit sei es wichtig, selbst zur Ruhe zu kommen, an die Opfer des Anschlags zu denken und für gemeinsam für Frieden zu beten.


22