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Nürnberg Gedenktafel für NSU-Opfer

In Nürnberg ist ein Gedenkort für die Opfer der NSU-Terrorzelle eingerichtet worden. Ginkgos sollen dort zum Frieden mahnen. Bei der Einweihungsfeier räumte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) Fehler der Ermittlungsbehörden ein.

Stand: 21.03.2013 | Archiv

Vier Ginkgobäume | Bild: BR-Studio Franken/Andreas Schuster

"Die tödlichen Gefahren gewaltbereiter Rechtsextremisten sind offensichtlich unterschätzt worden", sagte Innenminister Joachim Herrmann bei der Gedenkfeier. Inzwischen seien aber Konsequenzen gezogen worden: "Mein Ziel ist es, Rechtsterrorismus und -extremismus noch stärker und nachhaltiger als bisher zu bekämpfen", so der CSU-Politiker. Er forderte zugleich verstärktes bürgerschaftliches Engagement gegen Ausländerfeindlichkeit und für Menschenrechte.

Vier Bäume für NSU-Opfer

An die kaltblütige Ermordung der türkischen Kleinhändler Enver Simsek, Abdurrahim Özüdogru und Ismail Yasar in den Jahren 2000, 2001 und 2005 erinnern in Nürnberg nun eine Informationstafel und vier Ginkgobäume. Je ein Baum ist für die drei Nürnberger NSU-Opfer gedacht, ein weiterer für alle ungenannten und unbekannten weiteren Opfer des Rechtsradikalismus, sagte Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly. Die Bäume stünden symbolisch für Frieden und Hoffnung.

Auf der Informationsstele ist unter anderem eine gemeinsam verfasste Erklärung der von den NSU-Morden betroffenen Städte Nürnberg, Hamburg, München, Rostock, Dortmund, Kassel und Heilbronn zu lesen. Der Einweihungsfeier wohnten auch die Hinterbliebenen der in Nürnberg ermordeten Enver Simsek und Ismail Yasar bei.

Kritik aus der türkischen Gemeinde

Die türkische Gemeinde der Metropolregion Nürnberg kritisierte den Ort für das Mahnmal, den Ausgang der Straße der Menschenrechte. Die Gemeinde hätte sich einen Ort gewünscht, "bei dem viele Menschen darauf stoßen und sich fragen, was das ist", sagte der Vorsitzende Şefik Alp Bahadır dem Bayerischen Rundfunk. Er sprach von einer "Schauveranstaltung" und kritisierte, dass bei der Auswahl des Ortes für die vier Ginkgo-Bäume und die Gedenkstele lediglich mit den drei Nürnberger Opfer-Familien gesprochen wurde. Daher werde er auch nicht an der Einweihungsfeier teilnehmen. Da in Nürnberg die Ausländerfeindlichkeit "leider relativ groß" sei, wäre es gut gewesen, einen zentraleren Ort zu wählen und "die Bevölkerung mehr mit diesem Problem zu konfrontieren", so Bahadır.

"Die türkische Gemeinde und die türkischen Vereine sind überhaupt nicht in diesen Prozess einbezogen worden."

Şefik Alp Bahadır, Vorsitzender der türkischen Gemeinde der Metropolregion Nürnberg

Semiya Simsek, Tochter des ersten NSU-Opfers, mit Beyerns Innenminister Joachim Herrmann

Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly zeigte sich angesichts der Kritik überrascht. Der Ort für das Mahnmal am Ausgang der Straße der Menschenrechte sei zusammen mit den Hinterbliebenen der Opferfamilien ausgesucht worden. Anfangs hatte auch ein Teil der Angehörigen die Gedenkstätte abgelehnt, weil sie die vier Bäume für nicht aussagekräftig genug gehalten hatten. Bei einem Besuch in Nürnberg hätten sich die Angehörigen schließlich davon überzeugen lassen, dass der Platz am Kartäusertor ein angemessener Gedenkort sei, sagte der Oberbürgermeister.

Karte: Standort des Mahnmals für die NSU-Opfer

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Karte: Standort des Mahnmals für die NSU-Opfer

Jährlicher Verständigungspreis ausgelobt

Neben dem Gedenkort soll künftig ein jährlich vergebener Verständigungspreis an die Nürnberger NSU-Opfer erinnern. Der Preis ist mit bis zu 40.000 Euro dotiert. Er soll an Jugendgruppen vergeben werden, die sich um eine internationale Verständigung bemühen. Nürnberg verhandle mit München und der Staatsregierung darüber, daraus eine gesamtbayerische Auszeichnung zu machen, so Maly weiter. Die Stadt sei mit dem Preis den Bitten der Nachkommen der Opfer gefolgt, "das Gedenken an die Opfer in die nächste Generation zu tragen".

Fünf Morde in Bayern

Dem "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) werden die Morde an einer Polizistin sowie an neun Männern türkischer und griechischer Herkunft zur Last gelegt. Fünf Morde wurden in Bayern begangen - zwei in München und drei in Nürnberg. Erstes Opfer wurde am 11. September 2000 der Blumenhändler Enver Simsek, der vor seinem Blumenstand in Nürnberg erschossen wurde.


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