Aussteigen Statement der Redakteurin
Gedanken der Redakteurin Claudia Simionescu zum Dokumentarfilm "Aussteigen"
Ariela Bogenberger habe ich kennengelernt, als sie für den bayerischen Rundfunk als Drehbuchautorin erfolgreiche Filmvorlagen schuf. Eine Autorin, die um Wahrhaftigkeit bemüht, mit Herz und Leidenschaft Figuren entwickelte, tief empfundene, empathische, sensible und authentische Charaktere, die dennoch mit beiden Beinen im Leben stehen: „Marias letzte Reise“, „In aller Stille“, „Herbstkind“ – allesamt preisgekrönte und herausragende Fernsehfilme über starke Frauen in schwierigen Situationen.
Und dann dieses Eingeständnis, wie aus heiterem Himmel: Da soll es noch ein völlig verborgenes Leben dieser Autorin gegeben haben, als Mitglied in einer Art Sektengemeinschaft – über viele Jahre hinweg? Und sie hat das Unmögliche gewagt: den Ausstieg und die „Öffentlichmachung“.
Wie kann man dem begegnen?
Ariela Bogenberger wollte darüber sprechen und zwar sehr offen.
Anvertraut hat sie sich damit einer ihrer Spielfilmregisseurinnen aus dem professionellen Leben: Petra K. Wagner („Herbstkind“), einer so einfühlsamen, wie unbeirrbaren Filmemacherin.
Dieser ehrliche, schonungslose Bericht über das Doppelleben in einer Sektengemeinschaft berührt so nachhaltig, weil Ariela Bogenberger nicht in das Bild eines leicht beeinflussbaren oder verführbaren Menschen passt.
Ihr Mut und ihre Unerschrockenheit sind es, die uns den Blick in die Abgründe menschlicher Verirrungen aushalten lässt. Eine große Erzählerin, der man wünscht, sie möge auch diejenigen erreichen, die sie zurückgelassen hat – dort, in dem anderen Leben.