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Anneke Kim Sarnau und Hannelore Elsner Statements zu den Rollen

Stand: 12.12.2016

Hannelore Elsner und Anneke Kim Sarnau | Bild: BR/An der Gassen Film/Dominik Elstner

Anneke Kim Sarnau über ihre Rolle "Susanne Neuendorff"

Warum läuft Susanne Neuendorff so straff organisiert durchs Leben?
Susanne ist sehr kontrolliert und erlaubt es sich nicht, auch mal loszulassen. Sie steht repräsentativ für viele Frauen, die heutzutage Beruf und Kinder unter einen Hut bringen müssen. Dieser Druck „Alles muss perfekt sein“ ist enorm groß, prägt aber mittlerweile leider auch unsere Gesellschaft. Susanne macht sich unbewusst den Druck, weil es von der gesellschaftlichen Norm einfach abverlangt wird. Und wenn man sich dann noch Anneliese, Susannes Mutter betrachtet, versteht man auch, warum das so extrem bei ihr ist: Kinder entwickeln sich ja oft in das komplette Gegenteil dessen, was die Eltern vorleben. Anneliese hat Susanne als Kind keine Regelmäßigkeit geboten. Daher versucht diese nun, alles im Griff zu haben.

Was vermisst Susanne an ihrer Mutter?
Susanne vermisst einen offenen und ehrlichen Austausch – ein Miteinander, zumindest in der Kommunikation. Man fragt sich, was es über die Mutter-Tochter-Beziehung aussagt, dass Anneliese sich ihrer Tochter nicht anvertraut? Warum ist sie so eine Einzelkämpferin? Wenn Anneliese Susanne vielleicht mehr geschützt hätte, dann wäre es sicherlich heute ein ganz anderes Miteinander. Bestimmt auch, wenn Anneliese ihre Tochter als gleichberechtigte Frau behandeln könnte und wenigstens ab und zu für ihre Enkel da wäre, beziehungsweise sich für sie interessieren würde.

Können Sie die Konflikte, wie Mutter und Tochter sie im Film haben, auch selbst nachvollziehen?
Ich kann nachvollziehen, dass es Missverständnisse und auf beiden Seiten Bedürfnisse gibt, die nicht erfüllt werden können, weil sie nicht ausgesprochen werden. Kränkungen in der Kindheit verhindern im Jetzt oft ein friedvolles Miteinander. Ein Ziel sollte es sein, glaube ich, seine eigenen Wunden zu betrachten und zu heilen, um sich und dem Gegenüber verzeihen zu können. Um somit freier und besser leben zu können – auch im Miteinander.

Und wie war es, in diesem Fall mit Filmmutter Hannelore Elsner zu spielen?
Ich habe mich sehr gefreut, wieder mit Hannelore zu drehen, denn mit diesem Dreh hat sich ein Kreis geschlossen. Hannelore und ich haben schon einmal eine konfliktreiche Mutter-Tochter-Beziehung gespielt. Das war damals meine erste Hauptrolle und wirklich aufregend für mich. Auch damals hatte ich in meiner Rolle mit einer sehr freigeistigen Mutter zu kämpfen.
Hannelore ist ein ganz besonderer Mensch: Sie hat einen ungemein wachen Geist und etwas sehr Jugendliches, Wildes an sich. Gleichzeitig kann sie sehr willensstark und hartnäckig sein und ist dabei immer auf der Suche nach dem, was wirklich stimmig ist für sie. Und das vertritt sie mit all ihrer Lebendigkeit. Insofern wusste ich in etwa, was auf mich zukommt und habe mich sehr gefreut, diesen Tanz wieder mit ihr tanzen zu dürfen. Der Dreh war lustig, aufregend und immer wieder auch echt abgefahren.

Was war das Besondere an dem Dreh in Thailand?
Ich war zuvor noch nie in Asien, schon deshalb war es also für mich etwas ganz Besonderes. Wir haben in der Regenzeit gedreht, und das Wetter hat uns immer wieder fies mit Regen, Wind, Stürmen und hohen Wellen ins Drehbuch reingefunkt. Insbesondere bei den Szenen am Strand war das richtig schwierig, jeden Tag gab es neue meteorologische Hiobsbotschaften. Gleichzeitig hatten wir ein unglaublich cooles, souveränes, immer konzentriertes und in sich ruhendes thailändisches Team, das uns geholfen hat, die Moral aufrecht zu erhalten. Vor Drehbeginn gab es eine aufwändige buddhistische Zeremonie, die uns Glück und gute Bedingungen bescheren sollte. Ich würde jederzeit wieder in Thailand drehen und habe dort einen der tollsten Sommer meines Lebens erlebt.

Wie stellen Sie sich Ihren Lebensabend vor? Würden Sie sich in Thailand zur Ruhe setzen?
Mein Nachbar ist ein älterer Herr. Er hat einen Wissensschatz, der meinen bei weitem übertrifft. Ihm zuzuhören ist gelebte Geschichte und ich freue mich immer, wenn ich diesen Mann sehe. 
Wenn wir alle uns wieder mehr bemühen…
…dass jung und alt nebeneinander und beieinander leben können,
…dass in jedem Viertel auch bezahlbarer Raum für jung und alt sowie für verschiedene Kulturen und Lebensformen ist, 
…dass auch angemessene Räume für Hilfsbedürftige entstehen,
…dass Pflegepersonal entsprechend gut entlohnt wird
...und wir uns im Alltag gegenseitig unter die Arme greifen…
…dann wird es eine Freude sein, hier den Lebensabend zu verbringen!

Susannes Mutter ist nach ihrem Zusammenbruch pflegebedürftig. Wie stehen Sie dazu? Haben Kinder die Verantwortung für ihre Eltern im Alter – oder ist jeder für sich selbst verantwortlich?
Ich finde schon, dass man ein Stück weit für sich selbst verantwortlich ist und vorsorgen sollte, z.B. indem man sich Gedanken drüber macht, wie und wo man leben möchte, wenn man alt oder hilfsbedürftig wird. Gleichzeitig denke ich, dass es zum Kreis des Lebens gehört, dass die Kinder die Eltern in das familiäre Leben integrieren bis zum Ende. Auf jeden Fall fände ich das sehr wünschenswert, auch wenn es in der heutigen Welt nicht mehr so einfach ist – etwa weil man weit entfernt voneinander lebt und arbeitet. Aber dennoch hat man als Kind irgendwann eine gewisse Verantwortung seinen Eltern gegenüber.

Hannelore Elsner über ihre Rolle als "Anneliese Behrens"

Welche Charakterzüge schätzen Sie an Anneliese?
Anneliese hat Humor. Sie ist klug und unabhängig. Sie bewahrt ihre Würde und ihren Stolz und lässt sich nicht demütigen. Das finde ich wunderbar an der Figur.

Warum ist Anneliese anfangs so abweisend zu ihrer Familie?
Ich finde nicht, dass Anneliese abweisend zu ihrer Familie ist, im Gegenteil. Sie wird von ihrer Familie nicht gut behandelt. Ihre Tochter ist kontrollsüchtig und will dominieren. Ihre Enkelkinder sind respektlos und unverschämt ihr gegenüber. Dafür ist Anneliese doch noch sehr tolerant.

Anneliese war Opernsängerin und ihre Tochter meint darunter gelitten zu haben, dass die Mutter wenig Zeit für sie hatte. Wie schwierig ist es, Künstlerberuf und Familienleben zu verbinden?
Familienleben ist immer schwierig, da hat man ja noch Glück. wenn man einen Künstlerberuf hat. (lacht)

Was war das Besondere daran in Thailand zu drehen?
Es war schön, es war sehr heiß, feucht und ziemlich anstrengend. Ich habe mich sehr gefreut wieder mit Anneke Kim Sarnau zu drehen. Sie hat vor Jahren schon einmal meine Tochter gespielt und ich schätze und mag sie sehr.


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