FilmMittwoch im Ersten: Faltenfrei Statement des Regisseurs Dirk Kummer
"'Faltenfrei' ist meine dritte Zusammenarbeit in Folge mit Uli Breé, mit dem mich nicht nur diese drei Spielfilme, sondern auch ein ähnlicher Blick auf das Leben und die Liebe verbinden.
Lifestyle, Society-Netzwerk, ewige Jugend gehören für mich nicht zum Tagesablauf. In 'Faltenfrei' geht es aber genau um das: Wie halte ich mein Leben aus, wenn es nicht hochglanztauglich ist?
Adele Neuhauser spielt eine Frau, die seit Jahrzehnten diese Lifestyle-Wahrheiten unter die Leute bringt. Bei dem Versuch, ihr Leben oberflächlich glattzubügeln, verheddert sie sich in einem Netz aus Selbsttäuschung und antrainierter Verdrängung. Als sie endlich ihre eigenen Wünsche benennen kann, ist sie schon fast von allen verlassen.
Es gab in dem Drehbuch ein paar Hürden, die ich für nicht machbar hielt: Jemand hört Eins zu Eins die Gedanken anderer Menschen. Uli Breé ist da erbarmungslos. Wenn er es für die Geschichte zwingend sieht, diskutiert er nicht. Gott sei Dank! Er hat einen angeborenen Riecher für wilde Konstellationen und Fantasie. Das muss sowas wie ein Erzähler-Gen sein. Dann noch so eine Ausnahme-Schauspielerin wie Adele mit dem Spiel-Gen – da muss man als Regisseur nur noch seine Arbeit machen. Ich habe kein Regie-Gen. Deswegen macht die Arbeit so viel Spaß.
Aber drehen Sie mal eine Schönheits-OP während Corona… Überhaupt Komödie… Ich konzentriere mich immer auf die Schauspielerinnen und Schauspieler, die ja vor der Kamera keinen Mundschutz tragen. Dann dreht man sich um und da steht eine Armada von Kolleginnen und Kollegen mit dieser Gesichtsbedeckung. Das kommt einem vor, als wenn die einen gleich auf den Operationstisch legen. Als Adele in dem nachgebauten OP von den Schauspiel-Medizinern 'verarztet' wurde, hatten wir trotzdem viel zu lachen. Schlussendlich tun uns allen ja ein paar Falten gut. Weil sie mehr vom Leben erzählen als gebastelte Jugendlichkeit. Adele Neuhauser spielt die Stil-Ratgeberin mit so viel Leidenschaft und Herz, Kraft und Humor – mir haben oft die Worte gefehlt. Ihre Figur muss echt viel aushalten. Wie im wahren Leben. Es wird einem nichts geschenkt.
Die Besetzung der anderen Charaktere mit Sibylle Canonica, Henriette Richter-Röhl, Olga von Luckwald und Lisa Jopt ergab eine Frauenpower, die den Film zu etwas sehr Besonderem macht. Mir kamen diese Temperaments-Darstellerinnen sehr entgegen. Thomas Limpinsel, Manuel Rubey und Lasse Myhr können da aber lächelnd mithalten."