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Himmel, Herrgott, Sakrament Interview mit Stephan Zinner

Stand: 11.09.2023

Hans Reiser (Stephan Zinner). | Bild: BR/maze pictures GmbH/Barbara Bauriedl

Ihre erste Hauptrolle und dann gleich die Rolle eines Pfarrers. Hätten Sie sich das träumen lassen? 

Nein, auf gar keinen Fall. Ich hatte ein bissl auf James Bond spekuliert, aber die in London haben auf meine Mails nicht reagiert, und als dann die Anfrage für den Pfarrer Hans Reiser in "Himmel, Herrgott, Sakrament" kam, habe ich mich gefreut wie ein Schnitzel.

Die Rolle des Pfarrers hat mir auch wieder die Möglichkeit gegeben, mich mit dem Thema Glauben, Kirche und Gott intensiv auseinanderzusetzen. Und auch mal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Der Rainer Maria Schießler hat mir da sehr geholfen.

 

Ein Pfarrer hat mit allen Belangen des Lebens innerhalb seiner Gemeinde zu tun, von der Geburt bis zum Tod. Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?

Wie schon gesagt, der Rainer hat mir von seiner Arbeit erzählt. Ein paar Spezl sind auch kirchlich aktiv. Mit denen habe ich mich unterhalten, und sie haben mir von ihren Problemen mit "denen von oben", aber auch über ihre Freude bei der Arbeit in ihren Gemeinden erzählt. Natürlich bin ich wieder in die Kirche gegangen, das hat ehrlicherweise auch gar nicht geschadet...

Welche Herausforderungen gab es dabei, einen Pfarrer zu verkörpern, der nicht hinter dem Berg hält mit seinen Meinungen, der alles andere als konventionell handelt, dabei auch sehr leidenschaftlich ist, aus einer persönlichen Spiritualität und Menschlichkeit heraus? 

Glauben muss man es einem halt. Da ist die Rolle eines Pfarrers nicht viel anders als die Rolle eines Polizisten oder eines Elektrikers. Es geht darum, mit den Mitteln des Schauspiel-Handwerks, jemanden zu verkörpern, der im Moment da ist und lebt.

  

Hat die Rolle und die Beschäftigung mit dem Thema Ihre persönliche Einstellung zur Kirche und zum Glauben verändert? Wurden Ihnen Glauben und Spiritualität eventuell wieder nähergebracht?

Naja, das wäre jetzt gelogen, wenn ich sagen würde, ich bin wieder Feuer und Flamme für die Institution Kirche. Ich mag die Grundausrichtung des christlichen Glaubens. Wenn wir alle nach dieser Art und Weise leben würden, wäre schon viel gewonnen. Aber mit dem Apparat Kirche tue ich mir, wie schon immer, sehr, sehr schwer. Weil das System, meiner Meinung nach, ein paar grundlegende Fehler hat, die, wenn sie nicht geändert werden, die Kirche in den nächsten Jahren in der Versenkung verschwinden lässt... und das wäre sehr schade.

  

Als Pfarrer Reiser kommen Sie einer Frau aus der Gemeinde nahe, gespielt von Anne Schäfer. Wie war das Zusammenspiel mit Anne Schäfer und was war Ihnen im gemeinsamen Spiel wichtig? 

Anne ist großartig. Sie ist ein toller Mensch und eine super Schauspielerin. Diese Mischung ist in dem Geschäft nicht immer gegeben. Die Zusammenarbeit war einfach, weil wir uns mögen und gut miteinander spielen können.

 

Was ist für Sie das Besondere an den Serien von Regisseur Franz Xaver Bogner und was nehmen Sie aus der Zusammenarbeit mit?

Der Franz ist schon ein ganz eigener Mensch, der seinen ganz eigenen Stil hat, im Schreiben und in der Umsetzung seiner Projekte. Das machte und macht seine Serien aus. Es sind Figuren aus dem Leben, mit ihren Stärken und Schwächen. Das klingt ganz einfach, ist aber mit das Schwierigste, was es gibt im Film- und Fernsehgeschäft.

Ich habe bei dieser Produktion viel gelernt, über das Leben und über die Film- und Fernsehwelt. Das wird mir in den nächsten Jahren sehr helfen. Was genau, wird nicht verraten.


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