BR Recherche Ambulante Intensivpflege: BR berichtet über Fehler und Geschäftemacherei
Etwa 20.000 Intensivpatienten werden in Deutschland in der ambulanten Intensivpflege betreut – es ist ein Milliardengeschäft. Nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks machen Pflegedienste mit den Patienten häufig vor allem Kasse. Die Pfleger sind oftmals auch schlecht ausgebildet und die Kontrolle funktioniert nicht. BR Recherche ist bei den Nachforschungen auf zum Teil lebensgefährliche Fehler gestoßen – darüber berichtet der BR am 27. März 2018 in seinen Programmen. Am 4. April gibt es außerdem in der Sendung kontrovers eine 45-minütige Dokumentation.
Eine Überdosis an Medikamenten, falsche Beatmung, verheerende hygienische Zustände – das sind Beispiele für zum Teil lebensgefährliche Fehler, auf die BR Recherche in der ambulanten Intensivpflege gestoßen ist. Die Staatsanwaltschaft Hof ermittelt in einem Fall wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung. Nach Angaben des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) hat sich die Qualität in der ambulanten Intensivpflege kontinuierlich verschlechtert.
Hauptgrund ist der Mangel an Fachkräften. Schon jetzt fehlen laut dem Deutschen Institut für angewandte Pflegewissenschaften rund 21-tausend qualifizierte Kräfte im gesamten ambulanten Bereich. Immer mehr private Pflegedienste greifen daher auf ungelernte Hilfskräfte zurück und gefährden mit deren Einsatz die Gesundheit der ihnen anvertrauten Patienten. Gleichzeitig betrügen sie häufig die Krankenkassen, da sie Pflegehelfer einsetzen, aber teurere Pflegefachkräfte abrechnen. Allein der Krankenkasse AOK Bayern zufolge ermitteln Staatsanwaltschaften inzwischen gegen fast jeden fünften der rund 130 Intensivpflegedienste im Freistaat.
Kontrolle lückenhaft
Die Kontrolle dieser Dienste ist lückenhaft. Zuständig ist der Medizinische Dienst der Krankenkassen, MDK. Dieser meldet sich in der Regel 24 Stunden vor einer Kontrolle an. Nach Informationen von BR Recherche nutzen das manche Pflegedienste, um Papiere zu schönen oder Hilfskräfte gegen Fachkräfte auszutauschen. Unterlagen, die dem BR vorliegen, deuten auch auf eine systematische Täuschung des MDK durch Pflegedienste hin. Danach führen diese zum Teil mehrere Dienstpläne. Einen zur Vorlage beim MDK, einen für die Gewerbeaufsicht, die die Arbeitszeit kontrolliert, und den tatsächlichen Dienstplan.
Kaum Fachkräfte
Die Hilfskräfte kommen häufig aus den Ländern des Westbalkans. Allein im vergangenen Jahr erteilte die Bundesagentur für Arbeit bundesweit 7.500 Genehmigungen an Menschen aus Serbien, Bosnien-Herzegowina, Albanien, Kosovo, Montenegro und Mazedonien für den Bereich Kranken- und Altenpflege sowie Hauswirtschaft. Eine Auswertung der Zahlen durch den BR zeigt, dass darunter kaum Fachkräfte sind. Zu drei Vierteln handelt es sich um Pflegehelfer. Sie kommen vor allem aus Bosnien-Herzegowina und Serbien.
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