Axel-Springer-Preis 1. Preis für Kontrovers-Autor Philipp Grüll
Am Mittwochabend, 29. April 2015 wurde „Kontrovers“-Autor Philipp Grüll in Berlin für die „Kontrovers-Story: Palliativmedizin – Zu wenig ambulante Sterbebegleitung" mit dem Axel-Springer-Preis für junge Journalisten ausgezeichnet.
Daheim sterben, das ist der größte Wunsch vieler todkranker Menschen. Und eigentlich gibt es seit 2007 einen Rechtsanspruch auf ambulante Palliativversorgung. Doch das Problem ist, dass es viel zu wenig solcher häuslichen Angebote gibt und deshalb viele Menschen die letzten Wochen ihres Lebens unnötig im Krankenhaus verbringen und dort sterben. Vor allem auf dem Land fehlt spezialisierte ambulante Palliativversorgung, kurz SAPV. Bisher gibt es solche SAPV-Teams vor allem in Ballungsräumen. Nicht dem Leben mehr Tage geben, sondern den Tagen mehr Leben, das ist das Motiv der Mitarbeiter dieser Palliativteams.
Der „Kontrovers“-Reporter Philipp Grüll war in München mit SAPV-Teams unterwegs, die schwerkranke Menschen in den Wochen bis zu ihrem Tod begleitet haben. Dabei ist eine beeindruckende Reportage entstanden über Ärzte, die nicht mehr heilen können und ihren Patienten doch einen unschätzbaren Dienst erweisen.
"Einen Preis von einer so hochkarätig besetzten Jury zu bekommen, mit Mitgliedern wie Bettina Schausten oder Jörg Schönenborn, das ist eine große Ehre für mich."
Philipp Grüll
Begründung der Jury
Der Film sei authentisch, nah am Menschen, ohne falsches Pathos, so die Laudatorin Bettina Schausten. In der Begründung der Jury heißt es außerdem:
"Dies ist keine Reporter-Routine, es ist ein Fegefeuer für Autor und Kameramann. Sie sind behutsame Protokollanten den Wartens, gleichsam auf Zehenspitzen schauen und hören sie zu, können nur dokumentieren, wie wichtig der Beistand ist, wenn jeder Augenblick noch ein Teil des Lebens ist, aber doch schon ein Stückchen näher dem Tod.“ Die „Kontrovers-Story“ sei „ein Hinweis an die Gesellschaft, mehr Hilfe zu organisieren, damit Sterbende die letzte Zeit in der vertrauten Umgebung verbringen können. Ein Film von stiller Intensität und damit umso eindringlicher; er tönt nicht, er fordert nichts, kein Drama, kein Grabgesang, ein Bericht von den Betroffenen selbst."
Die Preisjury
Die Reportage des Niederbayern Philipp Grüll, bei der Tobias Henkenhaf die Kamera führte und Michael Auer den Schnitt übernahm, ist erstmals am 22. Oktober 2014 im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt worden.
Unter den elf Finalisten für den Axel-Springer-Preis für junge Journalisten war in der Kategorie Fernsehen außerdem die „Kontrovers-Story: Der Traum von Europa – das Geschäft mit brasilianischen Nachwuchsfußballern“ von Katharina Willinger, Stefanie Heiß, Patrick Lerch und Anne Hinder.
Der Preis
Der Axel-Springer-Preis für junge Journalisten wurde 1991 ins Leben gerufen und wird in den Kategorien Print, Fernsehen, Hörfunk und Internet verliehen. In jeder Kategorie gibt es drei jeweils unterschiedlich dotierte Auszeichnungen.