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Preisträger 2018 20 Jahre Bayerischer Kabarettpreis

2018 verleiht der Bayerische Rundfunk gemeinsam mit dem Münchner Lustspielhaus zum 20. Mal den „Bayerischen Kabarettpreis“. Die Preisträger im Jubiläumsjahr sind Otto Waalkes, Christian Ehring, Dieter Hanitzsch, Martin Frank und Olaf Schubert. Die Aufzeichnung der Preisverleihung findet am Montag, den 29. Oktober im Münchner Lustspielhaus statt und wird am Donnerstag, den 1. November im BR Fernsehen ausgestrahlt. Luise Kinseher führt als Gastgeberin durch den Abend.

Stand: 14.03.2018

Otto Waalkes, Dieter Hanitzsch, Olaf Schubert, Martin Frank und Christian Ehring eingebaut in einer Bildercollage | Bild: Fotos: RuesslMusikverlagGmbH, Dieter Hanitzsch, Amac Garbe, Martin Frank, Horst Klein; Montage: BR

"Seit 20 Jahren verleiht der Bayerische Rundfunk den Bayerischen Kabarettpreis - eine der begehrtesten überregionalen Auszeichnungen, die bei den Künstlern ein überaus hohes Ansehen genießt. Eine bayerische Fernsehunterhaltung wäre ohne die vielen Kabarettisten des Landes nicht denkbar. Wir freuen uns, mit unseren Sendungen zur Popularität des Kabaretts und der Künstler beizutragen. Mein herzlicher Glückwunsch geht an die diesjährigen Preisträger Otto Waalkes, Christian Ehring, Dieter Hanitzsch, Olaf Schubert und Martin Frank!"

Dr. Reinhard Scolik, BR-Fernsehdirektor

"Der Bayerische Kabarettpreis trägt seit zwei Jahrzehnten dem hohen Stellenwert der so wichtigen Kabarettkunst in Bayern Rechnung. Ich freue mich sehr, dass der BR im Jubiläumsjahr fünf herausragende Künstlerpersönlichkeiten auszeichnen darf: Otto Waalkes, Christian Ehring, Olaf Schubert und Martin Frank und Dieter Hanitzsch stellen sich jeder mit ganzer Kraft in den Dienst ihrer Figuren – präzise, hintersinnig und berührend. Ganz besonders freut es mich, dass Dieter Hanitzsch mit einem Sonderpreis zum 20-jährigen Jubiläum geehrt wird – ein Künstler, dessen spitze Feder und prägnante Satire die Kabarettszene ganz entscheidend geprägt haben."

Annette Siebenbürger, Leitung Programmbereich Unterhaltung & Heimat

20 Jahre Kabarettpreis - ein Rückblick in Bildern

Die Preisträger 2018

Senkrechtstarter-Preis: Martin Frank
Jurybegründung: Leicht brüchig die Stimme und treuherzig der Blick, so gibt Martin Frank (25) den vermeintlich naiven Buben vom Land, der in seinen Bühnenprogrammen erfrischend schräg gegensätzliche Weltsichten aufeinanderprallen lässt. Mit Charme spielt sich diese unverzagt neugierige Bühnentype direkt ins Herz des Publikums, um mit ihm angstfrei auf der Suche zwischen Heimat und Welt durch orientierungslose Zeiten ins Leben hinaus zu stapfen. Der Standesbeamte und Kirchenorganist Martin Frank zog von Niederbayern nach München, um die Schauspielerei zu erlernen. In seinem ersten Kabarettprogramm "Alles ein bisschen anders – Vom Land in d’Stadt" ruft ihm seine Oma als katholisch-moralische Instanz ein "Geh mit Gott, aber geh!" hinterher und schon verlässt er den elterlichen Bauernhof und entlarvt in München die Unzugänglichkeiten der hektisch-anonymen Großstadtgesellschaft. Mit derselben Spielfreude und ausgebildeter Bariton-Stimme spielt er die Helden- und Titelrolle im Münchner Lustspielhaus-Germanical "Siegfried – Götterschweiß und Heldenblut". Martin Frank gelingt es, mit grenzunbekümmerter Leichtigkeit neue Sichtweisen zu kreieren und Lebensfreude zu wecken. Ein Kabarettgenuss mit niederbayerischem Gütesiegel.

Musikpreis: Olaf Schubert
Jurybegründung: Olaf Schubert. Der komische Mann mit dem Rauten-Pullunder. Kaum ein deutscher Kabarettist hat sich schon rein optisch derart tief in das Humorgedächtnis einer ganzen Nation hineingespöttelt. Die Figur des bewusst naiven Besserwissers und Amateur-Philosophen Olaf Schubert ist nicht nur herrlich schräg, sondern auch zutiefst entlarvend: Kein anderer kann so geradeheraus und gleichzeitig so verschwurbelt die Welt beschreiben. Olaf erklärt, was die Gesellschaft denkt und wie die Politik lenkt – und er verzettelt sich dabei so schön präzise und geplant, dass seine Gedanken jederzeit eine völlig unerwartete Wendung nehmen können. In seinen Bühnenprogrammen gibt der gebürtige Sachse auch in Sachen Musik alles – egal ob an der Gitarre, dem Schlagzeug oder dem Sängermikro. Olaf Schubert singt voller Hingabe und mit perfektem falschen Timing über die Gesellschaft und das Leben. Begleitet von dem Gitarristen Jochen M. Barkas und Herrn Stefan am Bass bringt Olaf Schubert das Wechselspiel aus schräger Figur, aufrichtigen Texten und scharfer Satire musikalisch auf den Punkt. Seine Lieder sind urkomisch, die Töne, die Reime, die Aussprache gerne schief und krumm. Das Gesamtkunstwerk Olaf Schubert ist perfekte musikalische Tiefstapelei und Kabarett auf höchstem Niveau.

Hauptpreis: Christian Ehring
Jurybegründung: Christian Ehring scheut sich nicht, die großen Probleme dieser Welt satirisch aufzuarbeiten. Immer aktuell, pointiert und politisch, weiß der Ausnahme-Kabarettist zuzuspitzen - und rät dennoch zur Bedachtsamkeit. Ob in seinen drei Soloprogrammen, als langjähriges Ensemblemitglied des Düsseldorfer "Kom(m)ödchens", als Außenreporter oder Studioexperte in der ZDF-Sendung "heute-show" oder seit 2011 als Moderator der ARD-Sendung "extra 3", das Erfolgsrezept von Christian Ehring ist die verblüffende Wahrhaftigkeit seiner Figuren und seine präzise Beobachtung der Gesellschaft. Er brilliert mit trockenem Humor, intelligenter Satire, entlarvender Widersprüchlichkeit und überraschender Dramaturgie. Mit gewandt-seriöser Bühnenpräsenz überzeugt er den Zuschauer mit Leichtigkeit, um ihm im nächsten Moment eine unerwartet schwarzhumorige Wendung zuzumuten. Brillant seziert Ehring auf diese Weise tiefsitzende Befindlichkeiten, Ängste und Moralvorstellungen des deutschen Spießbürgers. Gerade seine leisen Töne haben dabei eine besondere Schärfe. Doch auch wenn er in seinem "Ehrlichen Schlaflied" behauptet, dass nichts gut sei in der Welt – mit der Satire von Christian Ehring auf Deutschlands Bühnen und im Fernsehen, kann die Welt gar kein so schlechter Platz sein.

Ehrenpreis: Otto Waalkes
Jurybegründung: Seit über 50 Jahren steht Otto Waalkes im Rampenlicht. Der geborene Entertainer gewann mit elf Jahren den ersten Preis auf der Bühne, erfand als Schüler die legendären "Ottifanten" und tourte schon als Teenager mit seiner Band durch den Norden. Seitdem hat er die Kulturszene mit unzähligen Bühnenprogrammen, Filmen und Fernsehshows, als Wortkünstler, Musiker, Maler, Comiczeichner, Regisseur und Synchronsprecher bereichert. Egal ob mit den "Ottifanten", als Harry Hirsch, Frau Suhrbier, Oberförster Pudlich, Stimme von Faultier Sid oder 'einfacher' Ostfriese – immer sind Ottos Figuren anrührend und die Pointen treffend. Sein Humor ist oft verquer, aber nie ausgrenzend oder verletzend. Von jung bis alt und über alle Bildungsschichten hinweg: Seine lebensbejahende Botschaft und inbrünstige Blödelei treffen mitten ins Herz und sind nie nur banal oder purer Schwachsinn. Sinn zu verweigern und so befreiendes, verbindendes Lachen auszulösen – das schafft Otto Waalkes wie kein Zweiter. Mit der Verbindung von Wortspielen, kunstvollen Reimen, Kalauern, Geräuschen und Parodien hat er sich ein eigenes Genre geschaffen – und ist damit schon seit Jahrzehnten im besten Sinne absolut massentauglich. Otto ist Kult – und seine Art der Satire wichtiges Vorbild, Inspiration und Fundament der deutschsprachigen Komikkultur. Großer Quatsch – und große Kunst. Einfach Otto!

Dieter Hanitzsch | Bild: BR

Jubiläumspreis: Dieter Hanitzsch
Jurybegründung: Zum 20-jährigen Jubiläum des Bayerischen Kabarettpreises geht dieser Sonderpreis an den großen alten Herrn der Karikaturen, Dieter Hanitzsch. Bereits als Brauerei-Ingenieur, Werbeleiter und Wirtschaftsjournalist beim Bayerischen Rundfunk zeichnete er sich durch Kreativität und Scharfsinn aus, bis er 1985 glücklicherweise beschloss, sich ganz der Kunst der Karikatur zu widmen. Der Stil seiner Portraitkarikaturen ist in seiner lustvollen Prägnanz und humoristischen Schärfe unverkennbar. Hanitzsch ist unübertroffen darin, das Wesen der Karikierten mit treffsicherer Pointe klar herauszustellen – "sein" Franz Josef Strauß und "Der große Max" sind unerreicht.
Als Satiriker und Querdenker ist Hanitzsch eine Instanz, die wöchentlich den "Sonntags-Stammtisch" im BR Fernsehen bereichert. Bis heute erscheinen seine stets von einer klaren Haltung getragenen Zeichnungen in der Süddeutschen Zeitung [Beachte: Stand 14. März 2018 * ], seine Werke wurden in zahlreichen Ausstellungen und über 50 Büchern veröffentlicht.
Der Wegbegleiter der Lach- und Schießgesellschaft und vielfach ausgezeichnete politische Karikaturist (Bundesverdienstkreuz 1. Kl., Bayerischer Verdienstorden u.v.m.) ist ein wichtiger Impulsgeber für das Kabarett. Als Meister der Pointierung gelingt es Dieter Hanitzsch nicht nur, die Abgründe der Bundes- und Landespolitik intelligent und scharfsinnig zu kommentieren, sondern gleichzeitig die Schwere der gewonnenen Erkenntnis mittels Humor und Leichtigkeit in Lebensfreude zu wandeln.

* Hinweis: Dieter Hanitzsch arbeitet inzwischen nicht mehr bei der Süddeutschen Zeitung.


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