BR24 BayernTrend zur Bundestagswahl 2025 CSU und AfD mit Aussicht auf Zugewinne
Knapp sechs Wochen vor der Bundestagswahl haben CSU und AfD in Bayern weiterhin Aussicht auf deutliche Stimmengewinne im Vergleich zur Bundestagswahl 2021. Im neuen BR24 BayernTrend liegen beide Parteien in der Sonntagsfrage zur Bundestagswahl deutlich vor ihrem damaligen Wahlergebnis. Allerdings müssen sie im Vergleich zum BR24 BayernTrend vom November 2024 Verluste hinnehmen, während alle drei ehemaligen Ampelparteien SPD, Grüne und FDP dazu gewinnen. Dies gilt auch für die Freien Wähler im Freistaat.
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In der Sonntagsfrage des BR24 BayernTrends käme die CSU im Januar 2025 auf 42 Prozent. Das sind drei Prozentpunkte weniger als noch im November 2024 kurz nach dem Aus der Ampel-Koalition. Die AfD bliebe weiterhin zweitstärkste Kraft in der repräsentativen Umfrage von infratest dimap. Sie käme auf 16 Prozent der Stimmen im Freistaat (-1 im Vergleich zum November). Dagegen können die ehemaligen Ampel-Koalitionäre dazu gewinnen. Die SPD würde 10 Prozent (+1) der Stimmen erreichen, die Grünen 14 Prozent (+1) und die FDP 4 Prozent (+1). Ein Plus gibt es demnach auch für die Freien Wähler in Bayern. Sie kämen auf 5 Prozent (+1). Alle anderen Parteien hätten zusammen 9 Prozent der Stimmen in Aussicht, keine von ihnen aktuell mit einem Stimmenanteil von mindestens drei Prozent. Im November 2024 kam das Bündnis Sahra Wagenknecht noch auf drei Prozent der Stimmen. Im aktuellen BR24 BayernTrend bleibt das BSW darunter.
Deutliche Veränderung zur letzten Bundestagswahl
Wäre also diesen Sonntag bereits Bundestagswahl in Bayern, könnten CSU und AfD ein deutlich höheres Ergebnis als bei der zurückliegenden Wahl erreichen. Bei der Bundestagswahl 2021 hatten die Christsozialen 31,7 Prozent der Zweitstimmen in Bayern erhalten, die Alternative für Deutschland 9 Prozent. Die Grünen würden aktuell mit 14 Prozent ihr Ergebnis von 2021 (14,1 Prozent) halten, während Sozialdemokraten (18 Prozent 2021) und Liberale (10,5 Prozent 2021) deutlich hinter den damaligen Ergebnissen zurückblieben. Verluste kämen ebenfalls auf die Freien Wähler zu (7,5 Prozent 2021).
Skepsis gegenüber Kanzlerkandidaten
Vor der Bundestagswahl sind die Erwartungen der Bayern an die Spitzenkandidaten nicht sehr hoch. SPD-Amtsinhaber Olaf Scholz können sich 16 Prozent der Bayern als guten Kanzler vorstellen. 77 Prozent meinen dagegen, er wäre kein guter Kanzler für die kommenden Jahre. Auch sein Herausforderer Friedrich Merz von der Union stößt auf sichtbare Skepsis. 35 Prozent trauen zwar dem CDU-Politiker zu, ein guter Kanzler zu sein, 52 Prozent haben jedoch Zweifel. In Robert Habeck sehen 23 Prozent einen guten Kanzler (67 Prozent sind skeptisch), Alice Weidel gilt bei 16 Prozent als mögliche gute Besetzung für das Kanzleramt (73 Prozent sind skeptisch).
Wunschkoalitionen: kein eindeutiger Favorit
Welche Parteien könnten nach der Wahl die neue Bundesregierung bilden? Diese Frage ist bereits Thema des Wahlkampfes. In der offen gestellten Frage nach der Wunschkoalition haben die Bayern keinen eindeutigen Favoriten: 15 Prozent der bayerischen Wahlberechtigten wünschen sich ein Zusammengehen von Union und SPD nach der Bundestagswahl. 11 Prozent sympathisieren mit Schwarz-Gelb, ebenso viele mit einer Koalition aus Union und AfD. 9 Prozent der Bayern hätten am liebsten eine Koalition aus Union und Grünen, 8 Prozent von Sozialdemokraten und Grünen.
Geteiltes Echo zu Schwarz-Grün-Ausschluss der CSU
Gegen mögliche Koalitionsverhandlungen mit den Grünen gibt es seitens der CSU große Widerstände. Eine schwarz-grüne Regierungskoalition wird von den Christsozialen bislang ausgeschlossen. Dies stößt in Bayern auf ein geteiltes Echo. 45 Prozent halten die CSU-Absage an Schwarz-Grün für richtig. 46 Prozent halten sie für falsch. Deutliche Unterstützung kommt vor allem aus den Reihen der AfD. 85 Prozent ihrer Parteianhänger unterstützen die Ablehnung einer Koalition von CSU und Grünen, ebenso wie 72 Prozent der Anhänger der Freien Wähler. Unter den CSU-Anhängern selbst überwiegt ebenfalls die Ablehnung von schwarz-grün (52:41 Prozent). Bei den Anhängern von SPD (18:76 Prozent) und Grünen (5:92 Prozent) wird die Absage an eine Regierungsbeteiligung der Grünen unter einem Unions-Kanzler mehrheitlich kritisch gesehen.
Wirtschaft und Migration wichtigste Themen
Die Themen, die den Bayern zu Jahresbeginn unter den Nägeln brennen, werden sichtbar von der Wirtschaftslage bestimmt. Zugleich hat die Zuwanderung einen größeren Stellenwert als zuletzt. Gefragt nach den wichtigsten Problemen, um die sich die Bundespolitik nach der Wahl vordringlich kümmern sollte, nennen 38 Prozent (+1 November 2024) die Wirtschaft, 36 Prozent (+10) die Migration. Der Umwelt- und Klimaschutz ist für etwa jeden Sechsten (17 Prozent; +1) die zentrale Herausforderung für die Zeit nach der Bundestagswahl. Die außenpolitischen Krisen in Europa und der Welt für 14 Prozent (-6). Unverändert 12 Prozent (+/-0) drängen in erster Linie auf die Lösung bestehender sozialer Probleme.
Unions-Parteien mit Kompetenzvorsprung
Die aktuell von den Bürgern als wichtig erachteten Themen kommen den Unions-Parteien CDU/CSU zugute. In diesen Bereichen werden ihnen in Bayern mit Abstand die meisten Kompetenzen zugewiesen. Dies gilt insbesondere für die Wirtschafts- (45 Prozent) und Außenpolitik (42 Prozent). Aber auch für die Asyl- und Flüchtlingspolitik (36 Prozent) und selbst für den Einsatz für soziale Gerechtigkeit (30 Prozent). Die AfD wiederum profitiert von der hohen Aufmerksamkeit in Fragen der Zuwanderung, bei denen immerhin jeder Fünfte in Bayern (20 Prozent) mittlerweile im Bund auf die Rechtsaußenpartei setzt. Die Grünen verteidigen ihr traditionelles Alleinstellungsmerkmal in der Klima- und Umweltschutzpolitik. Mit 35 Prozent überzeugen sie im Freistaat in diesem Bereich mehr als die anderen Parteien. Die SPD tut sich im Kompetenzurteil der Bayern erkennbar schwer. In Gerechtigkeitsfragen erhalten die Sozialdemokraten auch im Freistaat immer noch großes Vertrauen, mit 24 Prozent allerdings weniger als die Unionsparteien.
Mehrheit für Einschnitte bei Bürgergeld
Angesichts von Konjunktur- und Haushaltsproblemen haben Fragen der Wirtschafts- und Sozialpolitik im Bundestagswahlkampf einen hohen Stellenwert. Verschiedene Maßnahmen werden diskutiert – das Urteil der Bayern fällt aber sehr unterschiedlich aus. Vorschläge zu Einschnitten beim bestehenden Bürgergeld stoßen grundsätzlich auf Unterstützung. Für 71 Prozent der Befragten gehen diese diskutierten Maßnahmen in die richtige Richtung, für 23 Prozent in die falsche. Unterstützung kommt vor allem von Anhängern der CSU, Freien Wählern und AfD, aber auch aus den Reihen der SPD. Nicht jedoch von den Wählern der Grünen. Eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters von 67 Jahren wird parteiübergreifend abgelehnt (13:84 Prozent). Pläne zu staatlichen Kaufprämien für in Deutschland produzierte E-Autos treffen im Freistaat auf ein geteiltes Echo (44:48 Prozent).
Knappe Mehrheit für höhere Verteidigungsausgaben
Infolge des Ukraine-Krieges und wachsender internationaler Spannungen hat die Verteidigungspolitik ein sichtlich größeres Gewicht im Bundestagswahlkampf als bei den letzten Wahlen. Die Notwendigkeit zur Anhebung der deutschen Verteidigungsausgaben sieht im Freistaat jeder Zweite (51 Prozent), darunter insbesondere Anhänger der CSU (61 Prozent). Insgesamt 43 Prozent der Befragten sind davon nicht überzeugt. Ein Drittel der bayerischen Wahlberechtigten will über den aktuellen Umfang nicht hinausgehen (33 Prozent), weitere 10 Prozent befürworten sinkende Verteidigungsausgaben. Unter den Anhängern aller Parteien bilden die Befürworter von höheren Verteidigungsausgaben den größten Einzelblock.
51 Prozent wollen Schuldenbremse beibehalten
Aktuelle Haushaltsprobleme bei hohen staatlichen Ausgaben befeuern im Bundestagswahlkampf die Forderung nach einer Reform der Schuldenbremse. Allerdings überwiegt unter den bayerischen Wahlberechtigten die Skepsis: 42 Prozent sprechen sich für eine Lockerung aus. 51 Prozent sind dagegen. Unterstützer für eine Reform der Schuldenbremse finden sich mehrheitlich in den Reihen von SPD (77 Prozent) und Grünen (72 Prozent). Die Anhänger von AfD (67 Prozent), Freien Wählern (65 Prozent) und CSU (61 Prozent) wollen mehrheitlich an den strengen Begrenzungen zur staatlichen Kreditaufnahme festhalten.
Anmerkungen zur Methodik:
Die Sonntagsfrage zur Bundestagswahl misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Nicht nur legen sich viele Wähler kurzfristig vor einer Wahl fest, auch hat die Bedeutung der letzten Wahlkampfphase mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern durch die Parteien zugenommen.
Für die repräsentative Umfrage von infratest dimap im Auftrag des Bayerischen Rundfunks wurden vom 9. bis 13. Januar 2025 mit einer zufallsbasierten Telefon- und Online-Erhebung 1.179 Wahlberechtigte zur Bundestagswahl in Bayern befragt (692 Telefon- und 487 Online-Interviews). Dabei liegt die Schwankungsbreite bei 2 Prozentpunkten (bei einem Anteilswert von 10 Prozent) bzw. bei 3 Prozentpunkten bei einem Anteilswert von 50 Prozent.
Der BR berichtet über den BR24-BayernTrend heute ab 16.00 Uhr im BR24 Radio und online in einem BR24Live, im TV bei BR24 um 18.30 Uhr und um 20.15 Uhr in der Sendung "BR24 Wahl – Der Talk". Alle Daten und Hintergründe auch in der BR24-App und im Netz auf br24.de.