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Neue Formen der Erinnerungskultur Erinnerungsprojekt "Die Rückkehr der Namen"

"Die Rückkehr der Namen", ein Erinnerungsprojekt des BR mit Unterstützung der Landeshauptstadt München, initiiert am Donnerstag, 11. April 2024, in München neue Formen der Erinnerungskultur: Durch Patenschaften gedenkt es der Opfer und ermutigt gleichzeitig zum aktiven Einsatz für Grundrechte und Demokratie. Schirmherrin ist Ilse Aigner, die Präsidentin des Bayerischen Landtags. Eine Anmeldung für die Patenschaften ist ab sofort möglich.

Stand: 22.01.2024

Tafeln werden hochgehalten | Bild: BR

Patenschaften für 1.000 NS-Opfer

Das Projekt "Die Rückkehr der Namen" erinnert an durch das NS-Regime verfolgte und ermordete Münchnerinnen und Münchner und lebt von der aktiven Teilhabe der Bevölkerung. Die Teilnehmenden übernehmen Patenschaften für 1.000 NS-Opfer und erzählen am Donnerstag, 11. April, ab 15.00 Uhr an den Wohn- und Wirkungsstätten der Verfolgten mit Erinnerungstafeln von deren Schicksal. Vorbeikommende sind zum Austausch eingeladen. So eröffnet das Erinnerungsprojekt Wege des Erinnerns, die die Verbindung zur Gegenwart schaffen und setzt in der ehemaligen "Hauptstadt der Bewegung" ein deutliches Zeichen für Demokratie und eine offene Gesellschaft. Um 17.00 Uhr gehen die Teilnehmenden einen "Weg der Erinnerung" vom Königsplatz durch das ehemalige "Braune Viertel" zum Odeonsplatz. Dort findet ab 18.00 Uhr eine Abschlussveranstaltung mit Gesprächen, Film- und Performance-Beiträgen statt. Geplant ist auch ein musikalisches Rahmenprogramm u. a. mit dem Münchner Rundfunkorchester und dem Chor des Bayerischen Rundfunks.

Anmeldung und Teilnahmemöglichkeiten auf der Landingpage

Informieren und für eine Patenschaft offiziell anmelden können sich Interessierte ab sofort über eine eigene Landingpage unter br.de/rueckkehr-der-namen. Diese enthält auch die Biografien der Verfolgten, Hintergründe und weiterführende Beiträge. Auch ohne die Übernahme einer Patenschaft ist eine Unterstützung des Erinnerungsprojekts "Die Rückkehr der Namen" möglich: am 11. April durch die Teilnahme am "Weg der Erinnerung" und an der Abschlussveranstaltung auf dem Odeonsplatz.

Projekt-Idee: Erinnerung und aktiver Einsatz für Demokratie und Toleranz

Das Erinnerungsprojekt "Die Rückkehr der Namen" will nicht nur an Menschen erinnern, die durch das NS-Regime verfolgt und ermordet wurden. Es will auch für den aktiven Einsatz für Demokratie, Toleranz und eine offene Gesellschaft werben. Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus entgegenzutreten, reicht nicht aus, um eine Zukunft in Freiheit zu sichern. Die Demokratie braucht ein lautstarkes Bekenntnis und einen aktiven Einsatz ihrer Bürgerinnen und Bürger für die freiheitlich-demokratische Grundordnung.

Die Idee zum Erinnerungsprojekt "Die Rückkehr der Namen" hatte Andreas Bönte. Seit Ende der 80er Jahre initiiert der stellvertretende Programmdirektor Kultur des BR Programme zu Erinnerungskultur und demokratischen Werten – etwa die "Gespräche gegen das Vergessen", die Doku-Reihe "Zeuge der Zeit" oder die Reportage-Reihe "Demokratie verstehen".

"Das Leben in einer Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, wie wir zurzeit weltweit erleben", erklärt Bönte. "Deshalb gilt es, wachsam und sichtbar zu sein. Das Erinnerungsprojekt ʹDie Rückkehr der Namenʹ zeigt Haltung und gibt der Erinnerung an die NS-Opfer und dem Vermächtnis der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen eine Perspektive über die Gegenwart hinaus. Dass es von so vielen Partnern mitgetragen wird, erfüllt mich mit großer Dankbarkeit und Freude."

BR-Intendantin Dr. Katja Wildermuth: "Ein Zeichen setzen"

BR-Intendantin Dr. Katja Wildermuth betont die Bedeutung des gemeinsamen öffentlichen Erinnerns: "Auch Medien stehen in der Verantwortung für eine lebendige Erinnerungskultur. Mit diesem außergewöhnlichen Projekt setzt der Bayerische Rundfunk ein Zeichen gegen das Vergessen und für gesellschaftliche Toleranz. Mein Dank gebührt allen Kolleginnen und Kollegen, die dieses Erinnerungsprojekt zusammen mit der Stadt München und mehr als 60 Partnerorganisationen ermöglicht haben."

Projektpartner 

Projektpartner ist die Abteilung Public History München im Kulturreferat der Landeshauptstadt München. Diese dokumentiert die Schicksale der Münchner Opfer des Nationalsozialismus.

ʺMünchen hat eine besondere Verantwortung bei der Erinnerung an die im Nationalsozialismus Verfolgten und Ermordetenʺ, sagt der Kulturreferent der Landeshauptstadt München, Anton Biebl. ʺWenn wir deren Geschichte nicht von Generation zu Generation weitergeben, haben wir als Gesellschaft versagt. Niemand wird vergessen!ʺ

Das Team von Public History München hat die Opferbiografien erarbeitet und dem BR zur Verfügung gestellt. Zudem berät es die Projektverantwortlichen in fachwissenschaftlicher Hinsicht. Für die projekteigene WebApp auf der Landingpage des BR wurden in Zusammenarbeit mit einem Autorenteam des BR rund 1.000 Lebensgeschichten aufbereitet und für Patenschaften zugänglich gemacht.

Große Unterstützung in der Gesellschaft

"Jetzt weiß ich, dass Erinnern und Gedenken eine Zukunft haben", sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. h. c. Charlotte Knobloch, beim Auftakttreffen mit mehr als 60 Organisationen aus der Münchner Zivilgesellschaft im Herbst 2023 im Funkhaus des Bayerischen Rundfunks.

Die Unterstützung für das Erinnerungsprojekt ist groß: Zahlreiche Institutionen, Schulen und Vereine beteiligen sich durch die Übernahme von Patenschaften und ein vielseitiges Begleitprogramm. Delegationen aus Amberg, Augsburg, Regensburg und Würzburg geben dem Projekt eine gesamtbayerische Perspektive.


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