Auf Spurensuche nach dem Ungesagten Dokumentation "Das Schweigen"
Rund 80 Jahre nach den Grauen des Nationalsozialismus herrscht immer noch Schweigen in vielen Familien über das, was sie in dieser Zeit erlebt haben. In ihrer Dokumentation "Das Schweigen" begibt sich die Filmemacherin Andrea Roth mit der jüdischen Künstlerin Ilana Lewitan und dem Enkel eines SS-Offiziers auf Spurensuche nach dem Ungesagten. Die Dokumentation wird am Mittwoch, 9. Oktober 2024, um 22.45 Uhr im BR Fernsehen ausgestrahlt und steht auch in der ARD Mediathek zur Verfügung.
Ilana Lewitans Vater, Robert Schmusch, hat bis zu seinem Tod nicht über die Vergangenheit gesprochen. 2021 erhält die Tochter plötzlich eine E-Mail: "Mein Name ist Norman Baltrusch … Großvater hatte noch drei Überlebende aus der Zeit seiner Tätigkeit im Warschauer Ghetto gefunden, die bestätigten, dass mein Vater ein guter Mensch war, einer davon war Ihr vermutlicher Vater. In einer besonderen Situation hat mein Großvater sogar einhundert Juden das Leben gerettet." Diese Zeilen stammen von einem Enkel, der seit Jahren zu seinem Großvater, dem SS-Offizier Willy Schmidt, recherchiert. Zeugenaussagen weisen darauf hin, dass der Großvater Juden gerettet hat – darunter auch die Zeugenaussage von Ilana Lewitans Vater.
Durch den Kontakt mit Norman Baltrusch erfährt Ilana Lewitan Stück für Stück die Geschichte ihres Vaters: dass er im Warschauer Ghetto war, dass er Zwangsarbeiter war, dass er flüchten konnte – und dass er unter dem SS-Offizier Willy Schmidt in einer Werkstatt arbeitete. Norman und Ilana begeben sich in Warschau gemeinsam auf Spurensuche. Warum hat ein SS-Offizier 100 Juden das Leben gerettet? Was ist vor über 80 Jahren wirklich passiert? Und wie ist es Robert Schmusch dabei ergangen? Auf der Suche nach dem Vergangenen entdecken eine Tochter und ein Enkel, wie sehr sie die Vergangenheit berührt und prägt.