Dokumentarfilm El Bulli - Cooking in Progress
Ende Juli 2011 schloss das legendäre El Bulli seine Tore. Der Film „El Bulli – Cooking in Progress“ setzt dem berühmtesten Restaurant der Welt und seinem Erfinder, dem 3-Sterne-Koch Ferran Adrià, ein filmisches Denkmal. Über ein Jahr lang hatten ihn Regisseur Gereon Wetzel und sein Team in Kochlabor und Küche begleitet. "El Bulli – Cooking in Progress" läuft am Dienstag, 21. August, um 22.00 Uhr im Bayerischen Fernsehen.
25. Juli
Mittwoch, 25. Juli 2012
Pressekontakt: Veronika Körber
Veronika.Koerber@br.de
Der 3-Sterne-Koch Ferran Adrià, gilt als der beste, innovativste und verrückteste Koch der Welt. Jedes Jahr schließt sein Restaurant "El Bulli" für ein halbes Jahr, Zeit für Ferran Adrià und sein Team, sich in das Kochlabor nach Barcelona zurückzuziehen, um ein neues Menü für die nächste Saison zu erschaffen. Alles ist erlaubt - nur sich selbst zu kopieren nicht. Sechs Monate des Experimentierens und der Grundlagenforschung im Kochlabor, sechs Monate des Kreierens und Komponierens im Restaurant. Alles Wohlvertraute löst sich auf, um in Form des neuen Menüs für die nächste Saison neu erschaffen zu werden. Im Sommer dann ändert sich alles: Innerhalb von kürzester Zeit muss ein erkaltetes Restaurant in Gang gesetzt werden und dies mit einer Brigade von 35 neuen Köchen aus aller Welt, die an der katalanischen Costa Brava kulinarisches Neuland betreten.
El Bulli – Cooking in Progress
Dokumentarfilm
Konzept: Anna Ginestí Rosell & Gereon Wetzel
Regie: Gereon Wetzel
Redaktion BR: Petra Felber
"El Bulli – Cooking in Progress" ist die genaue Beobachtung einer Suche - von den ersten Experimenten bis zur Premiere der fertigen Gerichte. Doch bis dahin wird so manche Zutat völlig neu betrachtet. Systematisch wird Geschmack und Textur analysiert: kochen, braten, frittieren, dämpfen – vakuumieren, sphärifizieren, gefriertrocknen. Dann schmecken, auf Ideen kommen, diskutieren und schließlich alle Ergebnisse, gute wie schlechte, ausführlich dokumentieren – der Laptop neben dem Kochlöffel. Ein Jahr lang begleitete der Film den Kreativzyklus dieses Visionärs und seiner engsten Mitarbeiter.
Hintergrundinformation:
Ende Juli 2011 schloss das El Bulli für mindestens zwei Jahre: Sein Meister, Ferran Adrià, möchte mit seinem Team diese Zeit ganz der Kreation widmen und seine Bewunderer mit noch mehr spektakulären Erfindungen überraschen. Ab 2013 ist eine El Bulli Stiftung geplant, die zu einer "Denkfabrik der kreativen Küche" werden soll - und hier wird der ein oder andere erlesene Gast wieder die einzigartigen Gourmetfreuden des El Bulli erleben dürfen.
Preise und Auszeichnungen
* FFF Förderpreis 2011 in der Kategorie Dokumentarfilm
* Deutscher Kamerapreis 2011 in der Kategorie Schnitt
* vornominiert zum Deutschen Filmpreis 2012 (Bester Dokumentarfilm)
Ein Film der if... Productions in Koproduktion mit BR und WDR, unterstützt vom BKM, FFF Bayern und dem Kuratorium Junger Deutscher Film, Ernst Göhner Stiftung.
Interview mit Gereon Wetzel und Anna Ginesti Rosell
Wie kommt man darauf über das El Bulli einen Film zu machen?
AG: Wir waren ehrlich gesagt nie zuvor in einem Sterne-Restaurant, geschweige denn in einem mit drei Sternen. Uns interessierte die Tatsache, dass ein Koch sein Restaurant für sechs Monate schließt, um auf neue Ideen zu kommen. Die Köche ziehen sich wie in ein Kloster zurück und verzichten auf den Umsatz eines Halbjahres, um ihre Kreativität auszuleben. Das fanden wir eigenartig und faszinierend. Der Film hatte von Anfang an einen klaren Fokus auf die Arbeit im Taller.
GW: Das katalanische Wort Taller bedeutet Werkstatt, aber eben auch Atelier. Kreative Prozesse interessierten uns auch schon in vorangegangen Filmen. Hinzu kommt: Das El Bulli besteht ja nicht nur aus Ferran Adrià, sondern aus einem ganzen Team. Ferran ist der Regisseur, er hält die Fäden in der Hand und behält den Überblick. In solchen Teams sind auch die menschlichen und sozialen Prozesse interessant, Menschen werden in Filmen ja auch zu spannenden Filmfiguren.
Einen Film über eine solche Berühmtheit wie Ferran Adrià einzufädeln ist sicher schwierig. Wie seid ihr vorgegangen?
AG: Es war erstaunlich einfach. Wir hatten mehrmals über die Möglichkeit gesprochen über ihn einen Film zu machen, als wir in der Zeitung gelesen haben, dass er zur Documenta 12 (2007) eingeladen würde. Das war für uns ein Signal. Wir haben dann auf der Website des El Bulli die E-Mail-Adresse gesucht und ihm geschrieben, haben unser Vorhaben geschildert, also, dass wir ein ganzes Jahr drehen wollen und vor allem den Kreativprozess begleiten wollen. Kurz danach kam die Antwort: Interessant, kommt vorbei! Genauso haben wir's dann gemacht, sind hingefahren, mit ihm gesprochen, direkt mit ihm, nicht mit einem Pressesprecher. Er war sofort überzeugt von unserer Idee und eigentlich sollten wir noch 2007 anfangen zu drehen, was sich dann aber verzögert hat.
Was denkt ihr hat ihn überzeugt? "El Bulli – Cooking in Progress" ist ja keineswegs das erste filmische Werk über seine Arbeit.
GW: Es hat in der Tat schon viele Filme über das El Bulli gegeben, von Fernsehsendern, aber auch Eigenproduktionen aus dem Umfeld des El Bulli. Was ihn überzeugt hat war, glaube ich, dass sich jemand die Zeit nimmt den Kreativprozess wirklich in den Mittelpunkt zu stellen, und das anhand der naheliegenden Struktur, die das El Bulli ja so besonders macht: ein Restaurant, das nur ein halbes Jahr geöffnet ist, weil der Rest des Jahres für Forschung aufgewendet wird.
Wie dreht man in einem Drei-Sterne-Restaurants im Hochbetrieb?
AG: Im El Bulli Restaurant haben wir meistens tagsüber gedreht, und da im El Bulli nur abends und nicht mittags serviert wird, konnten wir uns auf die Forschungs- und Vorbereitungsarbeiten konzentrieren. Im Restaurant werden viele Gerichte ja erst vollendet, erfahren ihre endgültige Gestalt, die im Taller oft nur skizziert war. Ein paar Mal mussten wir natürlich auch abends drehen, drei-, viermal, am Eröffnungstag, auch am Abend, an dem Ferran sein Menü probiert. Wir blieben immer vor der Theke, aber besonders schwierig war der Eröffnungsabend, weil die vielen neuen Kellner ihre Laufwege auch noch nicht eingeübt hatten. Da standen wir oft im Weg! Später haben sie sich wie Balletttänzer um uns herum bewegt.
GW: Die Architektur der Küche ist günstig zum Drehen, der Aufenthaltsbereich vor der Theke ist geräumig. Im Restaurant, also im Gastbereich haben wir fast nichts gedreht. Zum einen wollten wir nicht stören, es ist ja ein großes Privileg im El Bulli essen zu dürfen. Zum anderen war es auch eine konzeptionelle Entscheidung: das Kino kann Geschmack nicht wirklich transportieren, mit Bildern kann man nicht wirklich das genießen, was es dort zu essen gibt, man kann die genuin andere Gestalt des Essens nicht nachfühlen, es gibt also auch keinen Grund sie zu filmen. Nicht zuletzt sehen essende Menschen auch nicht besonders attraktiv aus, ich zumindest sehe es nicht gerne, und deswegen haben wir versucht den ganzen Film aus der Perspektive der Küche zu erzählen.
Durftet ihr auch im El Bulli essen?
GW: Ja! Ganz am Ende des Drehs hat uns Ferran einen Tisch freigeschlagen. Es war ein großartiges Erlebnis, sehr entspannt, sehr lustig. Wir waren aber auch erleichtert: immerhin hatten wir uns drei Jahre mit der Materie beschäftigt, ohne so genau zu wissen, worin die Magie dieses Essens besteht. Und an diesem Abend wurde uns vielleicht erst so richtig klar, wie fabelhaft die Arbeit von Ferran und seinem Team ist.