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Gernstls Zeitreisen Entlang des 51. Breitengrades

1990, kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands, reiste Franz X. Gernstl mit Kameramann HP Fischer und Tonmann Stefan Ravasz den 51. Breitengrad entlang. Sie wollten schauen, was sich tut im Osten und im Westen eines Landes in Aufbruchsstimmung. 640 Kilometer fuhren sie damals mit ihrem roten Bus, von der holländischen bis zur polnischen Grenze. 25 Jahre später wollen sie herausfinden, was sich verändert hat, und was aus den Bekannten von früher geworden ist - zu sehen in zwei Teilen am 29. und 30. Dezember 2014, jeweils um 19.00 Uhr im Bayerischen Fernsehen.

Stand: 18.11.2014

Franz Gernstl heute und vor 30 Jahren | Bild: megaherz GmbH

Los geht‘s im Selfkant. Der westlichste Zipfel der Bundesrepublik ist damals wie heute keine aufregende Gegend. Vermutlich ist das auch der Grund, warum die Menschen hier besonders eifrig das Vereinsleben pflegen. Neben den altehrwürdigen Schützenvereinen und Feuerwehren gibt es auch allerlei kuriose Truppen: den Großvater-Förder-Verein zum Beispiel oder die Mitglieder des Klompenzugs.

Weiter Richtung Osten, wo der 51. Breitengrad den nördlichen Teil der Stadt Köln quert, trifft Franz X. Gernstl einen Mann, der einen Koffer hinter sich herzieht und einen Stoffbeutel voller Gurken hat. Er geht seinen ganz eigenen Weg – vom Krankenhaus zu Fuß nach Hause. Am Wilhelmplatz findet seit hundert Jahren täglich ein Markt statt. Vor 25 Jahren interviewte das Reporter-Trio hier einen Schrottsammler, heute verkostet es die Melonen der türkischen Händler.

Als nächstes kommt Franz X. Gernstl ins Bergische Land, wo er Bruno Hünermund und seinem Sohn Markus, der mit Trisomie 21 lebt, einen Besuch abstattet. Bis heute sind Vater und Sohn ein eingeschworenes Gespann, beim Grasmähen mit der Sense ebenso wie beim Musizieren.

Die vorerst letzte Station ist der kleine Ort Kredenbach, wo dem Gernstl-Team einst ein Pavillon mit Oldtimern aufgefallen war. Sie gehörten Joachim Langer, der zwei Hobbys pflegte: Autos renovieren und Häuser bauen. Er wollte später zufrieden sein, sagte er damals. Heute ist Joachim Langer 77 Jahre alt. Seine Autos hat er nicht mehr. Auch sonst ist im Leben einiges anders gekommen, als er es sich gedacht hatte.

Im zweiten Teil der Reihe beginnt Gernstls Zeireise in Eisenach, wo die Bürger einst gegen den Golfkrieg protestierten. Dokumentiert wurde das Geschehen von Kameramann und Stadtchronist Lutz Mittelbach. Er war einer, der nach der Wende geblieben ist und voller Hoffnung in die Zukunft blickte. Zum Wiedersehen kommt Lutz Mittelbach aus Bayern, denn einer neuen Liebe wegen hat er seine Heimat kürzlich nämlich doch verlassen.

In Untersuhl trifft Franz X. Gernstl im „Gasthaus Zum Adler“ Georg Bolz wieder. Beim ersten Besuch führte dieser das Filmteam voller Stolz in den Saal, in dem früher ein Kino untergebracht war. Sein größter Wunsch ist in Erfüllung gegangen, denn sein Sohn Günter führt das Gasthaus weiter. Auf das Leben und Sterben hat Georg Bolz, mittlerweile 95 Jahre alt, indes seinen ganz eigenen Blick.

In Mittweida war Raumfahrtfan Tasillo Römisch 1991 gerade dabei, sein Hobby zum Geschäft zu machen. Das hat er geschafft. Heute betreibt er das einzige private Raumfahrtmuseum Deutschlands, in dem er schon 46 Astronauten aus aller Welt empfangen hat. Er wäre selber auch gerne im Weltall gewesen, sagt Tasillo Römisch. Wegen des Overview-Effekts, der sich da oben einstellt und den Blick auf die Welt verändert.

Zum Abschluss der fünften Etappe seiner Zeitreisen stattet Franz X. Gernstl dem liebgewonnenen Bekannten Jan einen Besuch ab. Der geistig behinderte Junge, der sich rührend um seine ebenfalls behinderte Adoptivschwester Elke kümmerte, ist mittlerweile erwachsen. Vor kurzem ist er mit seiner Pflegemutter Christine Rösch von Eisenach nach Radebeul bei Dresden gezogen – für beide ein schwerer Einschnitt. Besonders Christine hat Schwierigkeiten, sich einzuleben. Ihr Trost und bester Freund ist Jan.


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