100 Folgen Gipfeltreffen Fönsturm, Flachmann und Flötensession
Zum 100. Mal lädt Werner Schmidbauer zum Gipfeltreffen – dem beliebten Wander-Talk in traumhafter Alpenkulisse, der seit 2003 im BR Fernsehen mehrmals im Jahr ausgestrahlt wird, und bei dem sich die Gäste (und der Moderator) die Gipfel-Brotzeit erst mal verdienen müssen. In 100 Folgen gab es viele lustige, abenteuerliche und auch denkwürdige Momente - hier ein kleiner Rückblick.
Der erste Gast...
...war Elmar Wepper. "Für die Premiere mein absoluter Wunschgast", sagt Gastgeber Werner Schmidbauer, "weil Wepper seit Jahren in keine Talkshow mehr gegangen und von den herkömmlichen Studio-Talkshows eher enttäuscht war." Die erste Aufzeichnung war an einem Novembertag 2002. Es herrschte ein ungewöhnlich starker Fönsturm, der in unmittelbarer Nähe des Mitterbergs tausende von Bäumen knickte. Die Sudelfeldstraße und die Tatzlwurmstraße waren wochenlang wegen der umgeknickten Bäume gesperrt.
Fleischpflanzerl...
...gab es beim ersten Gipfeltreffen noch nicht. Stattdessen blies der Fönsturm Elmar Wepper während der Brotzeit die Wurst von der Semmel, aber der nahm es sportlich gelassen.
40.000 Höhenmeter...
...wurden in 100 Sendungen gelaufen. Chef-Wanderer Schmidbauer hat es auf fast 100.000 gebracht. Denn er besichtigt jede Tour - manchmal mit dem Kameramann - mindestens einmal vor.
Das Gipfeltreffen-Team...
...besteht aus zehn Personen, angeführt von Stephan Nöbauer, der als Steadicam-Kameramann und Drohnen-Operator als einziger außer Schmidbauer alle 100 Folgen begleitet und wesentlich mitgestaltet hat… Insgesamt sind mit dabei: zwei Kameramänner mit je zwei Helfern, zwei Tonleute, eine Fotografin.
Der höchste Gipfel...
...war der Watzmann mit 2713 Metern. Wanderbegleitung und Gesprächspartner war Wolfgang Ambros. Das Team war schon am Vortag aus dem Tal zum Watzmann-Haus in 1930 Metern Höhe aufgestiegen, während "Wolferl" nach einem Konzert am Vorabend mit dem Material-Hubschrauber zur Hütte geflogen wurde. Schmidbauer: "Es war eine unglaubliche Energieleistung für das Team um den Steadycam-Kameramann Stephan Nöbauer, aber auch für den bekennenden Rock 'n' Roller und Lebemann Wolfgang Ambros, der am Gipfel erstmal einen Flachmann mit einem Gipfelschnaps aus der Jackentasche zog."
Die längste Anreise...
...hatte Abtprimas Notker Wolf, der extra für das Gipfeltreffen mit dem ersten Flieger aus dem Vatikan angereist war. Der Wetterbericht hatte Regen vorhergesagt, aber pünktlich mit dem Eintreffen des Benediktinermönchs brach die Sonne durch die Wolkendecke. Auf dem Gipfel gab es seine geliebten Wienerle, und im Gegenzug zückte der bekennende "Rolling Stones"-Fan und Musiker seine Querflöte, begleitet von Werner Schmidbauer auf der Gitarre, für eine improvisierte Version von "El Condor Pasa".
Die meisten Verschiebungen...
...gab es bei der Walkshow mit Theo Waigel. Fünfmal musste die Anreise nach Nesselwang wegen trüben Schneeregen-Wetters verschoben werden. Beim sechsten Mal spielte das Wetter mit, und Theo Waigel lud das gesamte Team zu einer Riesenportion "beste Kässpatzen der Welt" in eine urige Alpe auf halbem Weg ins Tal ein.
Die missglückteste Gipfelbrotzeit...
...war ausgerechnet die mit Sternekoch Alfons Schuhbeck. Dabei war Gastgeber Schmidbauer so gespannt auf das Urteil des Sternekochs über die hausgemachten Fleischpflanzerl. Aber unmittelbar nach der Ankunft auf dem Gipfel des Hirschberg brach ein Sturmgewitter los. Das nahe Hirschberghaus bot Unterschlupf, doch die Brotzeit fiel buchstäblich ins Wasser. Statt durchnässter Pflanzerl gab es trockene Kleidung vom Wirt - und köstliche Wiener Schnitzel, die Alfons Schuhbeck mit großem Appetit und Genuss verschlang.
Der ungewöhnlichste Gast...
...war Zuhal Soyhan. Die in der Türkei geborene, aber in Deutschland aufgewachsene Journalistin und Autorin, die für "Gipfeltreffen" von Beginn an die Gästerecherche und die Gesprächsdossiers. Sie leidet von Geburt an unter einem Glasknochen-Körperbau. Zweimal, im Alter von 3 und 30 Jahren, wurde sie in der Türkei von einem großen Erdbeben verschüttet. Im Lauf ihres Lebens hat sie sich über 120 Knochenbrüche zugezogen. Werner Schmidbauer lud sie zu ein, selbst einmal Gast eines Gipfeltreffens zu sein, und schob sie mit dem Rollstuhl auf den Gipfel des Rauschbergs bei Inzell.
Das große Idol...
...für Werner Schmidbauer ist und war Fredl Fesl. Beide sind seit nach vielen Begegnungen auf Kleinkunstbühnen und gemeinsamen Auftritten befreundet. Fesl war bereits im 12. Jahr an Parkinson erkrankt, als Schmidbauer ihn zu einem Gipfeltreffen überredete. "Heraus kam ein für mich überragendes Gespräch voller Offenheit, Humor, Nachdenklichkeit und unerschütterlicher Lebensfreude."
Das bewegendste Gipfeltreffen...
...war das mit dem langjährigen bayerischen Grünen-Chef Sepp Daxenberger. Gerade erst erholt von seiner schweren Krebserkrankung, ging Daxenberger mit Schmidbauer auf den Heimatberg seiner Jugend im Berchtesgadener Land, den Grünstein am Fuße des Watzmanns. "Sichtlich bewegt versank Daxenberger am Gipfelkreuz in ein kurzes Gebet", erinnert sich Schmidbauer. "Es folgte ein bewegendes Gespräch über das Leben, den Glauben und den Tod." Kurz nach dem Gipfeltreffen kehrte die Krankheit zurück und kaum ein Jahr später starb Sepp Daxenberger. In einem in seinem Nachlass gefundenen Brief hatte er sich gewünscht, dass statt eines aufwändig produzierten Nachrufs "sein" Gipfeltreffen noch einmal gezeigt werden sollte.