Auszeichnung Lessing-Preis für Dokumentarfilmer Dieter Wieland
Der BR-Autor und Dokumentarfilmer Dieter Wieland wurde gestern, Sonntag, den 8. Mai 2016, in Wolfenbüttel mit dem Lessing-Preis für Kritik für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Wieland setzte sich als einer der ersten Fernsehjournalisten für den Denkmalschutz und für den Erhalt gewachsener Kulturlandschaften ein. Außerdem erhielt sein BR-Kollege Thies Marsen den Förderpreis. Marsen beschäftigt sich seit Jahrzehnten intensiv mit den Themen Neofaschismus und NS-Vergangenheit.
Bekannt wurde Dieter Wieland durch die Dokumentarfilmreihe Topographie, die ab 1972 in der Sendereihe „Unter unserem Himmel“ im Bayerischen Fernsehen gezeigt wurde.
In dieser Reihe sind über 250 Filme erschienen. Wielands Filme heißen u.a. „Unser Dorf soll häßlich werden – Ein Beitrag zum Europäischen Denkmalschutzjahr“ (1975) und „Hilfe! – mein Haus ist ein Denkmal“ (1976) oder „Grün kaputt – Landschaft und Gärten der Deutschen“ von 1983. Seine mehrteilige Fernsehreihe „Bauen und Bewahren“, für die er ab 1984 Filme drehte, fand auch bundesweit große Beachtung.
Begründung der Jury
Nach Auffassung der Jury hat Wieland seit den frühen 70er Jahren mit einer großen Zahl von Filmen auf einzigartige Weise Architektur- und Bebauungskritik geübt und dabei ein genaues Schauen auf die Sache und intellektuelle Kritik miteinander verbunden. In ruhiger und unaufdringlicher Kameraführung kombinieren seine Filme die Ästhetik des unabhängigen Dokumentarfilms mit der Tradition bayerisch-österreichischer Sprachkritik. Wieland hat ein ganz eigenes Genre geschaffen; seine Kritik an Landschaftszersiedelung und Dorfzerstörung, an der Unwirtlichkeit der Städte und den gesichtslosen Bausünden der Architektur greift weit über die Heimatpflege in die allgemeine Kulturkritik aus. (…)
Dieter Wieland hat das Medium des Fernsehens als kritisches Genre für den Erhalt gewachsener Lebensräume genutzt, ohne persönlich zu verletzen. An Lessings publizistisches Werk erinnern die Unabhängigkeit und Sicherheit seines Urteils, der Kampf gegen institutionalisierte Borniertheit und der grundsätzliche Anspruch auf Öffentlichkeit. Dieter Wielands Schaffen ist anzuerkennen als eine durch ihre Form und ihren Weitblick in die Gesellschaft anhaltend wirkende Kritik.
Der Preis
Der Lessing-Preis für Kritik wird seit 2000 alle zwei Jahre von der Lessing-Akademie Wolfenbüttel und der Braunschweigischen Stiftung verliehen. Er zeichnet analog zu Lessings kritischer Tätigkeit Kritik in einem elementaren, fachübergreifenden, auch gesellschaftlich wirksamen Sinn aus. Gleichzeitig zum Hauptpreis wird ein Förderpreis vergeben, den der Hauptpreisträger bestimmt.
Der Förderpreis
Der diesjährige Preisträger Dieter Wieland wählte für den Förderpreis den BR-Journalisten Thies Marsen, der sich seit Jahrzehnten mit dem Thema Rechtsextremismus auseinandersetzt. In seinen Beiträgen beschäftigt er sich insbesondere mit der NS-Vergangenheit und dem Neofaschismus in der Bundesrepublik. Er gehört außerdem zum ARD-Reporterpool beim laufenden NSU-Prozess in München. Für seine Reportagen und Features wurde er mehrfach ausgezeichnet.