Ruhmeshalle Lou Reed - Transformer
Düsterer Geist New Yorks, Stimme einer verlorenen Generation: Lou Reed sichert sich mit seinem zweiten Soloalbum "Transformer" den ewigen Logenplatz in unserer Ruhmeshalle. Und das, obwohl seine Karriere mit einem Flop begann.
1971 bekommt Lou Reed einen Rat von seiner Mutter: Der Bub soll doch lieber eine Ausbildung zum Stenotypisten machen, das mit der Musik wird sowieso nichts! So ganz unrecht hat sie damals nicht: Reeds Solodebüt "Lou Reed" ist kurz zuvor nicht nur gefloppt, sondern weitgehend kommentarlos untergegangen. Tenor der wenigen Rezensionen: Der Ex-Velvet Underground-Sänger nudelt weiter seinen Stiefel runter, ohne sich wirklich verändert oder entwickelt zu haben.
Zum Glück für den düsteren Rockpoeten meldet sich 1971 noch jemand mit Zukunftsvisionen: David Bowie. Der europäische Superstar hatte schon auf seinen eigenen Platten Songs von Reeds Vorgängerband The Velvet Underground gecovert und hat einen großen Wunsch: Er will die nächste Reed-Platte produzieren. Ein Wunsch, den ihm Lou Reed nur zu gerne erfüllt.
Als hätte Bukowski den Beruf gewechselt
Die Sessionmusiker, die das Album einspielen, erzählen später in Interviews, sie hätten Lou Reed während der Aufnahmen kaum gesehen. Der hing meistens eher gelangweilt mit David Bowie in einer Ecke herum. Co-Produzent Mick Ronson beschwerte sich zudem über Reeds mittelmäßige Gitarrenkünste. Wie auch bei The Velvet Underground schreibt Reed zwar die die Texte und liefert grobe Songskizzen ab – für die finale Ausarbeitung sind aber andere zuständig.
Auf "Transformer" stechen zwei Dinge hervor: Lou Reeds düstere, aber oft auch subtil komische Art zu erzählen, die man so nur von Schriftstellern wie Allen Ginsberg, William S. Burroughs oder auch Charles Bukowski kennt. Und seine unverwechselbare Stimme, die klingt, als hätte der damals 30-Jährige schon alles gesehen, was man an schönen und hässlichen, seichten und tiefgründigen Dingen vor die Augen bekommen kann – vor allem in seiner Stadt: New York City.
Mit "Transformer" wird Lou Reed doch noch zum international gefeierten Star. Dadurch kommen auch die Songs aus seiner Zeit bei The Velvet Underground den verdienten Ruhm. Lou Reed baut sich damit seinen Thron im ewigen Olymp der Popkultur – als der große dunkle Poet des Gitarrenrock.