10

Ruhmeshalle Curtis Mayfield - Curtis

Ende der 60er-Jahre ist Curtis Mayfield die Stimme der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Nach dem Tod von Martin Luther King macht er sich daran, eine völlig neue Soulmusik zu kreieren - und prägt damit den Sound der Seventies.

Von: Florian Nöhbauer

Stand: 11.01.2013 | Archiv

Curtis Mayfield  | Bild: roughtrade

60er-Jahre in den USA: Vietnam-Krieg, Mondlandung, Woodstock. Und: Martin Luther King führt die friedliche Protestbewegung gegen die Diskriminierung Schwarzer an. Den Soundtrack dazu liefert Curtis Mayfield mit seiner Band The Impressions. Seine Songs werden zu Hymnen der Black Power Bewegung, er selbst neben James Brown und Sly Stone zum Sprachrohr – das alles ist ihm aber nicht genug.

Nachdem sich die Rassenunruhen Ende der 60er-Jahre langsam beruhigen, gründet Curtis Mayfield ein eigenes, unabhängiges Plattenlabel: Curtom Records. Für einen Schwarzen – trotz Labels wie Motown und Stax – immer noch ein gewagter Schritt, denn die Musikindustrie liegt nach wie vor fest in weißer Hand. Mayfield will aber nicht nur andere farbige Bands unter Vertrag nehmen, sondern auch seinen eigenen Sound weiterentwickeln. Als Songwriter muss er der Welt nichts mehr beweisen – jetzt will Mayfield den Soul revolutionieren.

Bye-bye Motown, hello Funk!

Curtis Mayfield – Curtis (Cover)

Mit seinem Solodebüt "Curtis" verabschiedet sich Mayfield vom schlagerhaften Motown-Sound der Sixties, ignoriert den Uptempo-Beat fast komplett und stellt oft die Gitarre als tragendes Instrument in den Mittelpunkt. Die oft üppig eingesetzten Percussions verleihen seinen Liedern das, was man später Funk nennen wird. Und die souligen Bläser-Sätze im Hintergrund werden ein paar Jahre später die Grundlage für den Blaxploitation-Sound der 70er-Jahre bilden.

Mayfields Debütalbum wird eines der ersten Alben, die den Soul ins neue Jahrzehnt katapultieren. Noch vor Marvin Gayes "What's Going On", vor "Shaft" und vor Stevie Wonders "Where I'm Coming From" schafft Mayfield den neuen, funky-groovigen Sound der 70er-Jahre – und versetzt ihn mit einer gehörigen Portion Message. Denn inhaltlich bleibt er der Bürgerrechtsbewegung treu, singt mit seiner prägnanten Falsettstimme über Armut, Rassismus und Missstände in der Gesellschaft.

Seiner Zeit meilenweit voraus

Bei "The Other Side Of Town" nimmt Mayfield den Zuhörer zum Beispiel mit auf einen Downbeat-Trip durch die schwarzen Ghettos und schafft dabei eine filmische Qualität, die zu seinem Markenzeichen wird.

Zwei Jahre später bringt er den Blaxploitation-Soundtrack "Superfly" heraus – sein größter Erfolg, kommerziell wie auch bei den Kritikern. Ein Album, das, wie nur wenig andere, für den schwarzen Sound der 70er steht – aber alles, was dieses Album ausmacht, ist bereits auf seinem Solo-Debüt "Curtis" zu finden.


10