Frankreich verbietet Plastikbecher und Plastikgeschirr Das Netz feiert Frankreich, und die Franzosen bekommen's nicht mit
Das Netz feiert das neue Plastikverbot in Frankreich - in Zukunft soll es da zum Beispiel kein Plastikgeschirr mehr geben. In Frankreich gibt's aber Zweifel an Sinn und Umsetzung des Verbots.
Wird es in Frankreich in ein paar Jahren kein Plastikbesteck und keine Plastikbecher mehr geben? Die französische Regierung hat ein Gesetz beschlossen, das beides ab dem Jahr 2020 verbietet, und wird dafür in den sozialen Netzwerken gefeiert - zumindest in Deutschland.
In Frankreich selbst wurde das Gesetz gar nicht so an die große Glocke gehängt, sagt ARD-Korrespondent Marcel Wagner. Es ist Ende August veröffentlich worden. Aber so richtig mitbekommen hat das in Frankreich keiner. Wagner kennt sogar Deutsch-Franzosen in Frankreich, die sagen, sie haben von dem Gesetz durch ihre deutschen Freunde bei Facebook und Co erfahren.
Hat Frankreich ein Problem mit Plastikmüll?
Früher gab es in den Supermärkten in Frankreich riesige Rollen an der Kasse, an der man sich einfach Plastiktüten abreißen konnte. Heute muss man - wie auch in Deutschland - ganz klar sagen: "Ich will eine Plastiktüte". Man muss die Tüten auch bezahlen und bekommt dann nicht mehr die dünnen Tüten wie früher, sondern dicke, wiederverwendbare Plastiktüten. Anders ist das in den Restaurants oder auf den Märkten, sagt Wagner. Wenn man in Paris Essen geht - und das machen eigentlich alle, die da arbeiten, jeden Mittag - dann holt man sich Fastfood, und das gibt es ausnahmslos mit Plastikgeschirr und -besteck. Meistens wird das Essen auch noch in eine Plastiktüte gepackt.
Alleine 4,73 Milliarden Plastikbecher werfen die Franzosen werfen jedes Jahr weg, nur ein Prozent davon kann recycelt werden.
Bringt das neue Gesetz wirklich was?
Wenn die französische Regierung heute etwas verbietet, bedeutet das natürlich nicht, dass es am nächsten Tag verschwunden ist. Plastikgeschirr soll aus Frankreich verschwinden, aber der Prozess wird dauern: Die erste Stufe des Verbots tritt im Jahr 2020 in Kraft. Bis dahin haben die Hersteller also Zeit, ihre Produktion umzustellen. Denn ausgenommen vom Verbot ist Geschirr, das mindestens zur Hälfte aus biologischen Bestandteilen hergestellt wird. Auch Plastik, das aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird oder kompostierbar ist, darf weiter produziert werden.
Die Plastikindustrie läuft Sturm gegen das neue Gesetz. Sie sagt, dass Plastik sich nur industriell kompostieren lässt, wenn man es getrennt sammeln würde - was niemand macht. Laut der Plastikindustrie wird ab 2020 entweder mehr Müll auf der Wiese landen, weil die Leute denken, dass sie biologisch abbaubares Plastik einfach in die Natur entsorgen können, oder es wird weiter einfach mit dem anderen Müll verbrannt. Außerdem verstoße Frankreich mit dem neuen Gesetz gegen das EU-Recht auf freien Warenverkehr.