Hepatitis Nicht nur eine Reisekrankheit
Hepatitis - das klingt nach einer Krankheit, mit der man sich nur in fernen Ländern infizieren kann. Tatsächlich können Sie sich auch in Bayern oder bei Reisen in die Nachbarländer anstecken - wie Sie das verhindern können, erfahren Sie hier..
Der Name Hepatitis bezeichnet grundsätzlich eine Entzündung der Leber. Da unterschiedliche Viren eine Hepatitis auslösen können und sich deren Übertragungsweg und Verlauf je nach Form der Krankheit unterscheiden, wird die Hepatitis in die Typen A bis E eingeteilt.
Nicht nur eine Reisekrankheit
"Im Prinzip können Sie sich alle Typen in Deutschland zuziehen", sagt Dr. Kilian Weigand, Leiter des Bereichs für Leberkrankheiten am Universitätsklinikum Regensburg. Zwar sei die Gefahr nicht besonders hoch, aber schon bei einer Reise nach Süd- oder Osteuropa sei eine Infektion möglich.
Hepatitis ist allerdings nicht gleich Hepatitis. Während die Formen Hepatitis B, C und D über Körperflüssigkeiten, also beispielsweise Blut oder Sperma, übertragen werden, können Sie sich mit den Typen A und E auch durch den Verzehr von Lebensmitteln anstecken.
Verschiedene Ansteckungswege
Wer zum Beispiel gerne Muscheln, Innereien oder Austern isst, kann sich das Hepatitis-Virus A oder E zuziehen - das kann auch im Restaurant um die Ecke passieren. "Oft merkt man das gar nicht", sagt Dr. Weigand. Die Symptome sind häufig grippeartig, der Verlauf kann bei gesunden Menschen fast ohne Beschwerden ablaufen.
Aber auch die Typen B und C sind nicht nur durch den Kontakt mit infiziertem Blut wie beispielweise über Spritzen, sondern auch durch Geschlechtsverkehr übertragbar. "Hepatitis B heilt bei Erwachsenen oft aus", sagt Dr. Weigand. Bei erkrankten Säuglingen werde die Hepatitis dagegen meist chronisch. Erkrankungen des Typs C verlaufen in etwa 80 Prozent der Fälle chronisch.
"Bei Hepatitis besteht die Gefahr, dass man es nicht merkt und die Leber schleichend geschädigt wird."
Dr. Kilian Weigand, Leiter der Hepatologie, Universitätsklinikum Regensburg.
Viele Erkrankte fallen erst auf, wenn sie bereits an einer fortgeschrittenen Lebererkrankung leiden. Dabei könnte man Spätfolgen häufig verhindern, wenn erhöhte Leberwerte konsequent abgeklärt würden. Die Spätfolgen von Hepatitis-Erkrankungen (Leberzirrhose, Leberkrebs) gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen.
Impfung nur gegen Hepatitis A und B
Gegen Hepatitis A und B kann man sich beim Hausarzt impfen lassen - in der Regel werden beide Impfstoffe zusammen gespritzt, es gibt aber auch Einzel- und Schnell-Impfungen. Bei Kombi-Impfungen muss bis zu dreimal in einem bestimmten Rhythmus geimpft werden, damit die Impfung wirkt und zehn Jahre oder länger vorhält. "Die Hepatitis B-Impfung ist in jedem Fall zu empfehlen, und auch die Impfung gegen Hepatitis A ist unkompliziert, gut verträglich und sollte gemacht werden", sagt Dr. Weigand.
Hepatitis A
Hepatitis A, auch Reisegelbsucht genannt, ist vor allem dort verbreitet, wo schlechte sanitäre Bedingungen herrschen und das Trinkwasser oder Lebensmittel (Muscheln, Meerestiere) belastet sind. In Europa kommt das Virus im Mittelmeerraum sowie Osteuropa vor.
Hepatitis A
Verbreitung
Die Viruserkrankung Hepatitis A ist auch als Reisegelbsucht bekannt und verbreitet sich unter schlechten hygienischen Bedingungen über Nahrung, Getränke und Wasser. Infektionsgefahr droht zum Beispiel durch virusverseuchte Speisen wie Salat, ungeschältes Obst oder verunreinigtes Wasser, das zum Zähneputzen oder zur Bereitung von Speiseeis und Eiswürfeln verwendet wird. Wasser wird zum Überträger des Hepatitis A-Virus, wenn es durch Exkremente verschmutzt ist. Auch durch infizierte Meeresfrüchten kann man sich anstecken. Im Süden Europas liegt der Anteil der Meerestiere, die den Erreger der Leberenzündung enthalten, bei rund 30 Prozent.
Symptome
Die Symptome von Hepatitis A ähneln denen eines grippalen Infekts. In der Regel verläuft eine Erkrankung relativ harmlos und nicht tödlich, es kann aber auch zu schweren Verläufen mit längeren Krankenhausaufenthalten kommen. Bei Kindern treten oft nur leichte Symptome auf, häufig bleibt die Krankheit sogar unbemerkt. Erwachsene leiden im akuten Stadium besonders an andauernden Kreislaufproblemen, Schwäche, Übelkeit, Durchfall oder auch psychischen Störungen. Die Krankheit ist zu Beginn immer ansteckend und führt häufig zu monatelanger Arbeitsunfähigkeit.
Impfung
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut in Berlin empfiehlt vor allem Risikopatienten, sich gegen Hepatitis A und B impfen zu lassen. An sich ist eine Hepatitis-A-Infektion eher harmlos - für Menschen mit Leberschäden kann sie jedoch lebensgefährlich sein. Deshalb muss der Arzt mögliche Risiken genau abklären.
Reiseimpfung
Die Hepatitis A-Impfung sollte etwa zwei Wochen vor Reisebeginn erfolgen. Auch eine Kombinationsimpfung gegen beide Virenarten ist erhältlich. Für einen langfristigen Schutz sollte sie nach einem halben bis einem Jahr aufgefrischt werden.
Nach Angaben der Techniker Krankenkasse ist eine Impfung gegen Hepatitis A auch kurzfristig noch wenige Tage vor Reiseantritt möglich und sinnvoll, weil bereits nach der ersten Impfung ein hoher Impfschutz bestehe.
Hepatitis B und D
Auch Hepatitis B ist in südeuropäischen Ländern und Osteuropa verbreitet und wird sexuell oder über Blutkontakt übertragen. Der Verlauf der Krankheit ist meist schwerer als der von Hepatitis A, zudem kann Hepatitis B in ein chronisches Stadium übergehen. (Nur) wer Hepatitis B hat, kann sich auch Hepatitis D einfangen, denn das Hepatitis-D-Virus braucht das Hepatitis-B-Virus zur Vermehrung. Die Infektion verläuft dann meist schwerer. Hepatitis D kommt in Mittelmeerraum, Osteuropa, Südamerika und Afrika vor. Hepatitis B und D können zu Leberkrebs führen.
Hepatitis B
Verbreitung
Hepatitis B ist weltweit verbreitet. Nach Angaben der WHO haben weltweit zwei Milliarden Menschen eine Infektion mit Hepatitis B durchgemacht. In Deutschland ist die Krankheit vergleichsweise selten. Rund sieben Prozent der Bevölkerung besitzen Hepatitis B-Antikörper, das heißt, dass sie die Krankheit irgendwann einmal durchgemacht haben. Risikogruppen für Hepatitis B sind Drogenabhängige, medizinisches Pflegepersonal, Ärzte und Dialysepatienten.
Symptome
Symptome im akuten Stadium sind Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Übelkeit, dazu kommt die typische Gelbfärbung von Augen, Schleimhäuten und Haut. Der Stuhl entfärbt sich, und der Urin wird dunkel. Bei 90 Prozent der Neugeborenen und zehn Prozent der erwachsenen Erkrankten kann sich eine chronische Leberentzündung entwickeln. Bei einem Teil dieser Patienten entsteht eine Schrumpfleber oder Leberkrebs.
Reiseimpfung
Reisende in Hepatitis-B-Gebiete sollten sich impfen lassen. Es stehen sowohl Einzelimpfstoff und Kombinationsimpfstoffe (oft mit Hepatitis A) zur Verfügung. Die Entscheidung über Impfung, Impfstoff und Impfschema treffen Sie zusammen mit Ihrem Arzt. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts kann man nach einer Impfung gegen Hepatitis B von einem Schutz von mindestens zehn Jahren ausgehen.
Nebenwirkungen
Neben lokalen Reaktionen an der Einstichstelle sind nach einer Hepatitis-B-Impfung gelegentlich auch folgende Symptome möglich: leichte bis mäßige Temperatur, Frösteln, Kopf- und Gliederschmerzen oder Müdigkeit. In Einzelfällen wurde über allergische Reaktionen berichtet. Ungeklärt ist ein ursächlicher Zusammenhang der Impfung mit neurologischen Störungen wie Gehirnentzündung und der Auslösung rheumatischer Erkrankungen.
Tipps zur Vorbeugung
- Vermeiden Sie alle ungekochten oder nicht durchgebratenen Nahrungsmittel sowie Früchte und Gemüse, die nicht geschält werden können. (Reise-Regel: Lebensmittel schälen, kochen, waschen oder vergessen!)
- Trinken Sie keine Rohmilch, Trinkwasser aus der Leitung, Eiswürfel und Speiseeis.
- Vermeiden Sie Fleisch, Fisch und Schalentiere in rohem Zustand.
- Risikofreie Getränke sind heißer Tee oder Kaffee sowie Bier, Wein und Getränke aus fest verkapselten Flaschen.
Quelle: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Hepatitis C
Hepatitis C kommt weltweit vor und wird insbesonders über Blutkontakt übertragen (z.B. Bluttransfusion, Tätowierungen, Piercings, Spritzen). Auch sexuell kann der Erreger übertragen werden, wenn es zu Verletzungen kommt. Die Erkrankung verläuft meist anfangs unauffällig. Patienten leiden an chronischer Mattigkeit, Bauchbeschwerden, Gelenk- und Nierenentzündungen. Über 20 Prozent der Erkrankten bekommen im Verlauf aber eine Leberzirrhose und haben damit ein erhöhtes Risiko an einem Leberzellkarzinom zu erkranken. Gegen Hepatitis C gibt es keinen Impfschutz. Schützen kann man sich nur dadurch, dass man den Kontakt mit Blut und anderen Körperflüssigkeiten von Infizierten meidet.
Hepatitis E
Bei Hepatitis E unterscheidet man zwei Formen. Die bekanntere Hepatitis E tritt in Asien, Afrika, dem Nahen Osten und in Mexiko auf. Fast immer erfolgt die Infektion durch Trinkwasser, das mit Fäkalien verseucht ist. In Deutschland ist diese Form der Hepatitis E nicht zu finden. Allerdings kann man sich hier mit der anderen Form der Hepatitis E infizieren. Die Übertragung erfolgt über den Verzehr von nicht durchgegartem Fleisch oder Innereien, besonders Schwein oder Wildschwein. Für Schwangere oder Menschen mit einem geschwächten Immunsystem ist eine Hepatitis-E-Infektion gefährlich, weil sie lebensbedrohlich verlaufen kann.