Bayern 1


27

Materialrest Baumaterial gebraucht kaufen, Umwelt schonen

Tipp für Renovierungen oder wenn neue Baustoffe gerade knapp sind: Dieses Start-Up verkauft übrig gebliebene Baustoffe und Materialreste weiter, statt sie im Lager verstauben zu lassen.

Von: Alexander Dallmus

Stand: 25.11.2022

Spart Geld und schont die Umwelt - Baustoffe wie Dachpfannen (hier im Bild beim) oder Fliesen gebraucht zu kaufen | Bild: mauritius-images

Warum gibt es so viele Materialreste bei Handwerkern?

Das kennt jeder, der daheim gerne werkelt: Man braucht fünf sehr spezielle und deshalb auch teure Schrauben oder Haken - muss aber zehn kaufen, weil es die im Baumarkt nur so abgepackt gibt. Der Rest verschwindet irgendwo in der Resterampe für Schrauben und Haken, in der Hoffnung, dass man vielleicht irgendwann nochmal Verwendung dafür hat.

So geht es auch hunderttausenden von Bauhandwerkern in ganz Deutschland. Egal ob Installateure, Schreiner oder Fliesenleger: Die Farben und Formen der benötigten Baustoffe sind oft sehr individuell. Eine Latte kann man vielleicht immer brauchen, eine spezielle Fliese oder Dachpfanne aber nur in einem bestimmten Fall. So passiert es eben auch, dass vielleicht nur fünf Quadratmeter gebraucht, aber im Baustoffhandel mindestens hundert Quadratmeter eingekauft werden müssen. Der große Rest landet zunächst im Lager und verstaubt dort oder wird irgendwann entsorgt und weggeworfen.

Simon Schlögl kommt vom Fach und kennt das Problem: "Ich habe 15 Jahre als Dachdecker gearbeitet und wir hatten auf Baustellen ständig die Situation, dass neuwertige, hochwertige Materialien übrigbleiben. Weil die Vielfalt und Individualität von Bauartikeln und Materialien immer größer wird." Dadurch kann eigentlich Hochwertiges, aber übrig Gebliebenes im eigenen Betrieb, bei Folgeaufträgen, nicht mehr weiterverwendet werden. Ein anderer Betrieb braucht aber vielleicht genau dieses sehr spezielle Material oder jenen bestimmten Baustoff und wäre froh, wenn er das nicht auch im großen Stile einkaufen müsste.

Wie funktioniert materialrest24?

Deshalb hat der 36-jährige Schlögl auch lange Zeit an einer Art Datenbank getüftelt, die es Handwerkern möglich macht, die Lagerbestände der Kollegen zu sichten, ob da nicht vielleicht ein spezieller Artikel zu haben ist. Seit März 2017 ist „materialrest24.de“ am Start. Die Plattform ist vor allem bundesweit aktiv und viele Handwerksartikel - gerade im Sanitär- oder Heizungsbereich - lassen sich auch gut versenden.

Materialrest24.de für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert

Seit 2021 hat "materialrest24.de" in Kooperation mit der Gautzsch-Firmengruppe, einem Fachgroßhandel für das Elektrohandwerk, das Geschäft online ausgeweitet und zugleich vereinfacht. In der Bestellhistorie von Gautzsch gibt es jetzt bei jeder Bestellung aus der Vergangenheit einen Extra-Button. Hier kann der Handwerker, wenn etwas Bestelltes übrigbleibt, in wenigen Sekunden das entsprechende Material für andere Handwerker sichtbar machen. Zudem können über den Onlineshop von Gautzsch ungenutzte Materialien aus den Lagern der Handwerker als günstige Alternative angeboten werden. Dafür erhalten "materialrest24.de" und die Gautzsch-Firmengruppe dann eine Provision für die Vermittlung. Die Kooperation ist übrigens für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert.

Hier können Sie beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis für materialrest24.de abstimmen: vote.nachhaltigkeitspreis.de/neavoting/

Maschinenverleih statt Neuanschaffung

Mittlerweile werden aber nicht nur Glas-Badewannenaufsätze, Klingelplatten oder Membranpumpen verkauft, auf materialrest24 werden auch Geräte und Maschinen verliehen, sagt Bastian Schlögel, der Bruder des Gründers, der mittlerweile auch beim Start Up mitmischt: "Da ist es natürlich auch so: Man hat eine teure Maschine angeschafft, braucht die aber vielleicht nur die Hälfte der Zeit oder hat sogar nur fünf Prozent Auslastung. Um auch die nachhaltig zu nutzen, kann ein anderer die Maschine dann in der Leerlaufzeit sozusagen mieten". Auch hier wollen die Brüder ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft eine Art Maschinen-Sharing aufbauen.

Materialrest24: Verkaufen nur für Handwerker mit Gewerbeschein

Um professionelle Händler oder fragwürdige Angebote von vorneherein auszuschließen, können nur Handwerker mit Gewerbeschein ihre Materialien auf der Plattform anbieten. Das wird auch überprüft. Manche sind mittlerweile besonders rührig, sagt Bastian Schlögl: "Das fängt an bei einem Artikel, weil man eine Maschine verkaufen will, die ungenutzt ist und nicht mehr gebraucht wird - und geht bis zu unserem momentanen Spitzenreiter, der um die 380 Anzeigen eingestellt hat. Im Schnitt haben Handwerker, die auf der Plattform Angebote machen, im Schnitt etwa 20 bis 25 Artikel zu verkaufen.

Materialrest24: Kaufen kann jeder

Kaufen können aber auch Hobby-Handwerker ohne Gewerbeschein oder Häuslebauer, die gerade den einen oder anderen Baustoff brauchen, sagt Gründer Simon Schlögl: "Natürlich kann man über die Postleitzahlensuche eingeben, ob es das Material generell gibt. Heutzutage ist mit Versand alles auch schnell verschickt. Wenn eine Privatperson die Anzeige findet, kann sie mit uns in Verbindung treten und wir fragen dann den Handwerker, ob wir den Kontakt herstellen dürfen. So erfolgt die Vernetzung." Wie auch bei einigen anderen privaten Verkaufsplattformen, kann auch bei materialrest24 noch gehandelt werden. Ob Preisvorschläge möglich sind, steht immer unter dem angebotenen Artikel.

Je mehr mitmachen, desto besser

Je mehr Handwerker mit Gewerbebetrieb mitmachen, um so reichhaltiger wird das Angebot und umso nachhaltiger wirkt auch materialrest24. Es gibt in Deutschland rund eine halbe Million Handwerksbetriebe, die ihre vollen Lager über die Plattform leeren könnten, mit ungenutztem Materialien. Konrad Janker, Fliesenleger aus Regensburg sieht das Potential: "Ich finde das klasse. Wenn man etwas übrig hat, kann man es wegschmeißen. Das braucht kein Mensch. Und bis man da jemanden findet, der es da wirklich braucht - das ist viel zu mühsam. Aber wenn es so eine Möglichkeit gibt, könnte ich mir das gut vorstellen."

Podcast "Besser leben. Der BAYERN 1 Nachhaltigkeitspodcast"

Alle Episoden zum Nachhören oder auch den Podcast im Abo gibt's jederzeit und kostenlos bei iTunes, Spotify und der ARD Audiothek.
Alle Folgen zum Nachlesen finden Sie auf der Übersichtsseite "Besser leben. Der BAYERN 1 Nachhaltigkeitspodcast".

Sie haben auch eine Frage? Schreiben Sie uns!

Ist das Eco-Programm der Spülmaschine wirklich umweltfreundlich, auch wenn es stundenlang braucht? Dürfen Bioplastiktüten in die Biotonne? Wenn Sie auch so eine Frage aus Ihrem Alltag haben, schreiben Sie uns.

Ihre Frage an das "Besser leben" Team

Mit * gekennzeichnete Felder sind verpflichtend.

Bitte geben Sie höchstens 500 Zeichen ein.

Einwilligungserklärung *

Informationen nach Art. 13 der Datenschutz-Grundverordnung


27