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Neue EU-Regelung Nürnberger Bratwurst in Gefahr

Was eine Nürnberger Bratwurst sein will, muss ganz aus Nürnberg stammen - logisch und von der EU so angedacht. Das Problem: In Nürnberg gibt es nicht genügend Schweine. Eine Regionalinitiative will die Misere als Chance nutzen.

Stand: 01.12.2011 | Archiv

Eine junge Frau beißt in eine Nürnberger Bratwurst | Bild: picture-alliance/dpa

Unter dem Motto "Aus der Region für die Stadt" will der Bundesverband der Regionalinitiativen nun die echte Nürnberger Bratwurst retten. Nicht die Stadt, aber doch die Region Nürnberg könnte genügend Schweinefleisch liefern, um die Vorgabe zu erfüllen, sagt der Bundesverband der Regionalbewegung. Eine kühne Behauptung, schließlich werden Jahr für Jahr 1,5 Milliarden Nürnberger Bratwürste in alle Welt verkauft. Alle Nürnberger Bratwürste eines Jahres aneinandergelegt würden dreimal um die Erde reichen.

Regionale Wirtschaft stärken

Die Regionalinitiative sieht darin klare Vorteile: Mit Schweinefleisch aus der Region für die "Nürnberger" könnten gleichzeitig regionale Wirtschaftskreisläufe gestärkt werden, sagte der Bundesvorsitzende der Regionalbewegung, Heiner Sindel. Landwirte und das Fleischerhandwerk könnten profitieren. Mehr Arbeitsplätze in der Stadt und der Region sowie energiesparende Transportwege seien weitere Vorteile einer Nürnberger Regionalbratwurst, so Sindel.

Neue Regelung der EU

Hintergrund der ganzen Aufregung ist eine Pressekonferenz des mittelfränkischen Europaparlamentariers Martin Kastler (CSU) von vergangener Woche: Dieser hatte gewarnt, dass die EU das sogenannte ggA-Siegel, das eine "geschütze geografische Angabe" verbürgt, mit zwei weiteren, ähnlichen Siegeln zusammenfassen möchte. So soll nicht nur die Herkunft, sondern auch die Qualität des Gesamtprodukts garantiert werden.

Nicht genug Schweine in Nürnberg

Der Hintergedanke: Der Kunde müsse sich darauf verlassen können, dass nicht nur die Produktion der Bratwürste in Nürnberg stattfindet, sondern dass auch die Zutaten von dort stammen, heißt es. Dass alles Schweinefleisch in den Nürnbergern auch aus Nürnberg stamme, sei aber realistischerweise nicht möglich, so Kastler. Der EU-Abgeordnete sieht den Schutz der "Nürnberger" in Gefahr und will eine "Regionalinitiative" in Sachen Nürnberger Bratwürste ins Europaparlament einbringen.

Stichwort: Herkunftsbezeichnung

In der EU bürgen drei unterschiedliche Siegel für eine besondere Herkunft:

  • g.g.A steht für "geschützte geografische Angabe" und bedeutet, dass eine der Herstellungsstufen in einem bestimmten Herkunftsgebiet stattfinden muss - bei den "Nürnbergern" eben die Verwurstung von Schweinefleisch und die Produktion der Würste.
  • g.U. steht für "geschützte Ursprungsbezeichnung" und bedeutet, dass ein Produkt ohne Weiterverarbeitung aus einem bestimmten Gebiet stammt. Dieses Siegel wird unter anderem für Parmaschinken vergeben.
  • g.t.S. steht für "garantiert traditionelle Spezialität" und bezeichnet keine geografische Herkunft, sondern ein geschütztes Herstellungsverfahren oder eine Rezeptur. Das Siegel wird unter anderem für Serranoschinken vergeben.

Großer Wirbel um kleine Wurst

Nach den Worten von Martin Kastler habe jedes dieser Siegel seine Berechtigung, weil unterschiedliche Hintergründe betrachtet würden. An der Ladentheke würde es wohl keine Rolle spielen. Viele Verbraucher kennen die Siegel sowieso nicht: Einer Studie des Europäischen Rechnungshofs zufolge haben alle drei Siegel nur einen Bekanntheitsgrad von unter zehn Prozent. Und sollte wirklich Schweinemast in Nürnberg nötig werden, findet vielleicht das brachliegende Quelle-Areal eine neue Bestimmung.


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