Schäferin Ruth Häckh im Interview "Als Schäfer braucht man Leidenschaft"
Wer Schäfer werden will, den dürfen lange Arbeitszeiten und schlechtes Wetter nicht schrecken. Schäferin Ruth Häckh liebt ihren Beruf seit 30 Jahren. Darüber hat sie mit BAYERN 1 Moderatorin Gabi Fischer gesprochen.
Sie ist seit über 30 Jahren als Schäferin unterwegs und ist mit Schafherden von 1.000 Tieren über viele Kilometer durchs Land gezogen. Für die 200 Kilometer, die zwischen den Sommerweiden und dem Winterquartier lagen, war sie vier Wochen unterwegs. Bei Wind und Wetter draußen, ständig auf den Beinen mit ihren Schafen und ihren altdeutschen Hütehunden.
Doch das Alleinsein hat ihr nie etwas ausgemacht, sagt sie. Sie war allein, aber nicht einsam. Ablenkung hat ihr nie gefehlt. "Ich habe klare Gedanken, bin im Einklang mit mir und mit der Natur", sagt sie BAYERN 1 Moderatorin Gabi Fischer auf der Blauen Couch. Und deswegen hat sie ihre Berufswahl auch nie bereut. Auch, wenn es manchmal nicht so romantisch ist, wie man annimmt:
"Romantisch kann es sein, ist es aber die allerwenigste Zeit. Romantisch ist es für die Menschen, die zuschauen, die bei schönem Wetter kommen und die friedlich grasenden Schafe sehen. Aber für denjenigen, der da steht und die ganze Verantwortung trägt und die auch trägt, wenn es windet und regnet oder sehr heiß ist, ist es dann nicht immer romantisch."
Ruth Häckh, Schäferin
Heute hat sie die große Wanderschaft aufgegeben. Sie hat einen festen Wohnsitz und weidet die Schafe rund um ihren Wohnort. Schon Ruth Häckhs Vater war Schäfer, sie ist mit der Schäferei aufgewachsen. Dennoch hatte sie als junge Erwachsene andere Pläne, sie wollte Tierärztin werden oder Biologin. Doch sie entschied sich dann doch für die Schäferei. Über all ihre Erlebnisse hat Ruth Häckh ein Buch geschrieben: "Eine für alle. Mein Leben als Schäferin".
Schäfer: Zu wenig Nachwuchs
Schäfer ist ein harter Beruf und reich wird man nicht, im Gegenteil. Auch für Ruth Häckh war es immer wieder finanziell eng. Die Schäferin bedauert, dass es heute viel zu wenige Nachwuchsschäfer gibt, aber sie kennt die Gründe:
"Was sich jetzt definitiv abzeichnet, dass wir ein Durchschnittsalter bei den Schäfern von 57 Jahren haben. Und es gibt ganz, ganz wenige, die nachkommen. Es gibt welche, die sehr enthusiastisch sind, die das lernen, auch ältere Quereinsteiger. Aber viele bleiben nicht dabei, weil es zu entbehrungsreich ist und weil die finanziellen Perspektiven fehlen. Es ist extrem schwierig, eine Schafhaltung zu haben und auch die Familie davon zu ernähren."
Ruth Häckh
Die Schäferin engagiert sich daher im Bundesverband der Berufsschäfer: Sie kämpft dafür, dass die Politik anerkennt, wie wichtig die Landschaftspflege durch Schafherden ist. Und dass sich etwas ändern muss, damit der Beruf des Schäfers nicht ausstirbt und die Schafherden aus Deutschland ganz verschwinden.