Christoph Deumling Abschied von "Heute im Stadion"
Samstags um 15.05 Uhr steigt sein Blutdruck an – beim Opening zum Radio-Klassiker "Heute im Stadion" auf Bayern 1 hat Christoph Deumling immer ein bisschen Lampenfieber – auch nach mehr als 20 Jahren noch. Seit Oktober 1996 sitzt der gebürtige Münchner am Mikrofon der Kult gewordenen Fußball-Sendung. Am letzten Spieltag der Saison am Samstag das letzte Mal. Der 59-Jährige will die Wochenenden endlich mit seinen beiden kleinen Kindern verbringen – und nicht mehr mit Schneidekommandos, Sekundentakten und Sendungslaufplänen.
"Ich wollte schon immer Fußball-Reporter werden", gesteht Christoph Deumling. Das Fußball-Fieber hat er von seinem Vater, der dem Neunjährigen anno 1966 nach dem Spiel der Münchner "Löwen" gegen Tasmania Berlin die erste Fahne der "Sechz'ger" kauft - seitdem schlägt sein Herz heftig für die "Blauen" aus München-Giesing. Seine Karriere verlief aber zuerst eher unsportlich: gelernter Industriekaufmann, Außendienst in der Schweiz, Vorsprechen beim Bayerischen Rundfunk. Fazit: als Reporter abgelehnt, als Nachrichtensprecher für die Nachtausgabe der Rundschau geeignet. Danach moderiert Deumling die Abendschau und wird von Wolfgang Aigner für das BAYERN-3-Flaggschiff "Morgentelegramm" verpflichtet. 1996 der Wechsel zu Bayern 1 – das Haus suchte einen jungen, Fußball-affinen Moderator für den Quotenbringer "Heute im Stadion".
Tore, Tränen, Triumphe
Mehr als 500-mal präsentiert Deumling Tore, Tränen und Triumphe, eine ganze Generation von Fußball-Fans wird mit ihm und "Heute im Stadion " groß, erlebt jeden Samstagnachmittag Adrenalin-Schübe, klettert mit ihm auf Gipfel des Glücks und muss durch tiefe Täler der Trauer. "Diese Sendung macht Riesenspaß und Riesen-Stress, sie ist oft pure Leidenschaft", schwärmt Deumling, "aber am Sonntag danach bist du platt und leer. Unvorstellbar!" Schon drei Tage vorher beginnt die minutiöse Vorbereitung auf das Generationen und alle Schichten verbindende Live-Magazin.
Für den Vier- und manchmal auch Fünf-Stunden-Moderations-Marathon ist höchste Konzentration und Kondition vonnöten, Deumling baut dabei auf wohldosierte Zufuhr von Tee und Wasser und erklärt: "Es gibt ja kaum Pinkelpausen während der Show." Er isst vorher nur wenig und er weiß genau, was er an seiner "Mannschaft" hat. Vom Sendungsplaner über Regisseur, Producer und Co-Pilot bis zu den Bayern-1-Technikern und der Online-Redaktion: "Allein ist diese Sendung nicht zu stemmen, sie ist eine große Herausforderung im Radio."
"Christoph Deumling ist kein x-beliebiger Moderator - er wird den Hörern fehlen."
Klaus Kastan, BR-Sportchef
Blaue oder rote Sau?
Das gemeinsame Produkt wird von den Hörern hochgeschätzt – auch wenn sich Deumling mal als "rote Sau" (von "Club"- Fans), mal als "blaue Sau" (von Anhängern des FC Bayern) beschimpfen lassen muss. Seine emotionalsten Momente am Mikro: der Nürnberger Abstieg 1999 ("Ich halt das nicht mehr aus" schrie Bayern-1-Reporter Günther Koch damals), die "Beinahe-Meisterschaft der Schalker" 2001 (die Bayernspieler Patrik Andersson mit einem Tor in der vierten Minute der Nachspielzeit verhinderte) und natürlich das Erstliga-Aus für den TSV 1860 München im Frühjahr 2004: "Einfach nur bitter!"
"Fußball im Radio, das ist dieses offenkundig unsterbliche Vergnügen aller Bezahlfernsehen-Verweigerer, Baggersee-Kofferradio-Mitnehmer und Live-Ticker-Verabscheuer. Fußball im Radio ist Romantik pur, und so gesehen ist Deumling einer der großen Romantiker der Jahrtausendwende."
(Süddeutsche Zeitung vom 12. Mai 2016)
Zwischen "O’zapft is" und Hans Meyer
"Bei 'Heute im Stadion' bist du sooo nah dran," sagt der leidenschaftliche Skifahrer, "einfach eine geile Sendung." Anfangs düste er vom Wiesn-Anzapfen mit dem Motorroller direkt ins Studio, später ließ er‘s ruhiger angehen. Angenehme Studiogäste wie Armin Veh, der "Meistermacher" aus Augsburg, launige Interviews mit den Bundesliga-Dinos Klaus Augenthaler und Peter Neururer, aber auch "dieses Sch…-Gespräch" mit dem damaligen Club-Coach Hans Meyer ("der fühlte sich dauernd angegriffen von mir") zählt Deumling zu den Meilensteinen seiner Moderationszeit.
Weiter mit Uwe Erdelt und Philipp Eger
Am Samstag um 18.59 Uhr ist für Christoph Deumling Schluss mit "Heute im Stadion": "Ich werde weiche Knie und einen Kloß im Hals haben." Uwe Erdelt wird weiter moderieren – im Wechsel mit Philipp Eger. Der gebürtige Augsburger lebt in Franken, reportiert seit Jahren aus der Bundesliga und freut sich auf die neue Herausforderung: "Studio statt Stadion – hoffentlich viele Tore für Augsburg, Ingolstadt und München – und bald auch wieder für den 'Club'!"
Sendung mit großer Fangemeinde
"Heute im Stadion" gehört in Deutschland zu den beliebtesten Fußball-Sendungen im Radio. Insgesamt 1,4 Millionen Fans hören am Samstagnachmittag den Klassiker auf Bayern 1.
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Gerhard-Max Schneider, Samstag, 14.Mai 2016, 21:36 Uhr
12. Ch.Däumling
Schade - dieser "Oberbayer" wird mir als Oberfranken am Samstagnachmittag fehlen!! Und das heißt was.. Alles Gute Christoph Däumling!!!
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Hans Wex, Samstag, 14.Mai 2016, 17:37 Uhr
11. Dankeschön
Gewiss einer der Besten Reporter die ich kenne! Ich hoffe dass wenigstens der gleichstarke Uwe Erdelt noch lange weitermacht.Und Natürlich geben wir dem jungen Nachfolger eine Chance!
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Alexander Schmidt, Samstag, 14.Mai 2016, 17:19 Uhr
10.
Hallo Herr Deumling,
ich wünsche ihnen alles gute für die Zukunft Sie haben wirklich einen guten Job gemacht..Sie werden mir bestimmt fehlen in der nächsten Saison
Liebe Grüße aus Karlsruhe
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Angelika Friedek, Samstag, 14.Mai 2016, 16:41 Uhr
9. Alles Gute
Wir wünschen alles Gute für die Zukunft und viel Spaß mit dem Nachwuchs!
Heute im Stadion ohne Christoph Deumling wird sicher anders??
Viele Grüße aus Obermenzing
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Christine und Helmut Mahr, Samstag, 14.Mai 2016, 16:37 Uhr
8. Servus und Danke
Als DIE STIMME von Heute im Stadion kam er jeden Samstag in unser Wohnzimmer. Wir werden ihn schmerzlich vermissen. Alles Gute für die Zukunft.
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