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Hintergrund Hilfe bei Asthma

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Hilfe bei Asthma Asthma bei Kindern

Nach groben Schätzungen leiden zehn bis zwölf Prozent der Kinder in Deutschland an Asthma bronchiale, berichtet die Kinderärztin Prof. Erika von Mutius: „60 Prozent haben die allergische, nur 40 Prozent die nicht-allergische Form.“

Von: Patricia Stuchlik

Stand: 31.03.2020

Mutter hilft ihrem Kind beim Inhalieren | Bild: Stockbyte

Weiterhin zeigt die Statistik, dass verstärkt Jungen betroffen sind - bei den Erwachsenen sind es eher Frauen. Wissenschaftliche Erklärungen für diese Tendenz gibt es noch nicht.

Was können Eltern tun?

  • Aufhören zu rauchen,
  • mit dem Kind zur Patientenschulung gehen,
  • ihr Kind nicht zu sehr schonen, sondern zu Sport und Bewegung ermutigen,
  • beobachten, wann Asthmaanfälle meist auftreten und solchen Situationen entgegenwirken.

Medikamentöse Behandlung von Kindern

Zur Behandlung von asthmatischen Kindern werden die gleichen Substanzen - also entzündungshemmende und / oder bronchienerweiternde Medikamente - eingesetzt wie bei Erwachsenen.

"Aber je kleiner die Kinder sind, desto eher haben sie unter Umständen große Probleme mit dem Inhalieren. Es gibt deshalb Vorsatzkammern für die Sprays, die man bei Kindern grundsätzlich verwenden sollte. Sie sorgen dafür, dass die Nebenwirkungen von Kortison reduziert werden, denn durch den Vorsatz gelangen die wirksamen Substanzen direkt in die Bronchien und setzten sich nicht in der Mundschleimhaut ab."

Prof. von Mutius

Allergisches Asthma: nicht vorhersagbar

Ganz kleine Kinder können schon eine Hausstauballergie bekommen, ein paar Jahre später kommt dann oft die Pollenallergie dazu und bei einigen wächst sich das Ganze zum allergischen Asthma aus. Das ist aber nur ein mögliches Szenario, denn die Allergien können entstehen, ohne, dass sie zu Asthma führen. Es ist auch kaum möglich, vorherzusagen, ob ein allergisches Kind auch Asthma bekommen wird.

Hyposensibilisierung bei allergischen Kindern – ja oder nein

Bei der Hyposensibilisierung wird der Körper mit dem Stoff, auf den er allergisch reagiert, konfrontiert. Oft wird empfohlen, allergische Kinder mit Heuschnupfen hyposensibilisieren zu lassen; damit könne man einem allergischen Asthma vorbeugen. Derzeit laufen mehrere Studien, um zu untersuchen, wie wirksam diese Vorbeugung tatsächlich ist.

"Hyposensibilisierung ist grundsätzlich schon eine Option, auch bei Kindern. Die Entscheidung gehört aber in die Hand eines Facharztes. Er muss in jedem Einzelfall festlegen, ob oder wann eine Hyposensibilisierung sinnvoll ist."

Prof. Erika von Mutius

Studie: Gesunde Bauernkinder

Heutzutage ist belegt, dass Kinder, die auf einem Bauernhof groß werden und von klein auf in Kontakt mit Tierställen sind und die Kuhmilch direkt vom Hof konsumieren, ein weitaus geringeres Risiko haben, an Asthma zu erkranken.
Zum einen ist die Diversität der mikrobiellen Exposition in der Umwelt ein Schutzfaktor – also harmlose Keime, die typischerweise in Kuhställen vorkommen.
Zum anderen gibt es Faktoren in der Kuhmilch – wahrscheinlich in der Molkenfraktion der Milch – die diesen Schutz bewirken.

Mastbetriebe mit Massentierhaltung sind in diesem Zusammenhang allerdings nicht als Bauernhof zu sehen. Studien haben ergeben, dass die Abluft aus Ställen solcher Betriebe stark mit Feinstaub, Ammoniak und anderen Schadstoffen belastet sein kann, welche die Bronchien reizen und Asthma auslösen können.

Schulsport ist gut für Kinder mit Asthma

Asthmatische Kinder sollten nicht vom Sportunterricht ausgeschlossen werden. Prof. Heinrich Worth von der Deutschen Atemwegsliga beobachtet aber, dass „leider diese Kinder sehr oft vom Schulsport befreit werden. Sowohl Eltern als auch Lehrer haben Angst, das Kind könnte während des Unterrichts einen Anfall erleiden.“ Aber zu viel Schonung ist eher negativ für den Krankheitsverlauf, ganz abgesehen davon, dass es der Psyche der Kleinen nicht guttut, wenn sie nicht mit den anderen spielen dürfen.

Tipp: Vor dem Sport inhalieren

"Gut eingestellte Kinder können ganz normal am Schulsport teilnehmen. Wichtig ist, dass die Lungenwerte vor der Sportstunde mit Hilfe des Peak-Flow-Meters überprüft werden. Hat das Kind schlechte Werte, muss es vor dem Sport ein Medikament inhalieren."

Prof. Heinrich Worth

Auch Kinderärztin Prof. von Mutius unterstützt die Initiative.

"Kindern, die ungern mit dem Peak Flow Meter hantieren, bei denen aber bei Anstrengung asthmatische Beschwerden auftreten können, rate ich: Vor dem Sport, insbesondere wenn viel Laufen gefragt ist, ein kurz wirksames Beta-2-Mimetikum nehmen."

Prof. von Mutius

Nur bei einem akuten Anfall ist Sport tabu.


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